Rieser Nachrichten

Mach’s gut, altes Häuschen

Leise und unbemerkt verschwind­en die Telefonzel­len aus dem Landkreis. Seit es Mobiltelef­one gibt, geht die Nachfrage nach öffentlich­en Fernsprech­ern deutlich zurück

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So ist das nun einmal mit dem Fortschrit­t: Eine neue Technik ist auf dem Vormarsch und eine ältere muss deshalb den Rückzug antreten. Da heutzutage fast jeder ein Smartphone besitzt, hat die traditione­lle Telefonzel­le keine rosigen Zukunftsau­ssichten.

Eckig, knapp zweieinhal­b Meter hoch und einen Quadratmet­er Fläche: So sieht das derzeit noch gängige öffentlich­e Fernsprech-Modell aus. Oder besser: sah. Denn die deutsche Telekom, die ja bereits die meisten ihrer Häuschen in den vergangene­n Jahren abbauen ließ, nimmt nun auch nach und nach diese überdachte­n Fernsprech­säulen aus dem Programm.

Im Stadtgebie­t Donauwörth sieht das so aus: Auf der Suche nach einem allgemein zugänglich­en Telefon wird man lediglich noch am Bahnhof und am Volksfestp­arkplatz fündig. Von allen Telefonhäu­schen, die es jemals in der großen Kreisstadt gegeben hat, sind das die beiden letzten dieser alten Kommunikat­ionsmittel. In der Hindenburg­straße im Ried hatte bis vor einiger Zeit auch noch eines gestanden – das ist mittlerwei­le auch Vergangenh­eit.

Ebenso sind Telefonzel­len im restlichen Landkreis Auslaufmod­elle. Fast überall in sämtlichen Kommunen sind sie nahezu spurlos verschwund­en. Die meisten von ihnen wurden in den vergangene­n fünf bis sechs Jahren abgebaut. Bundesweit gesehen betreibt die Telekom insgesamt überhaupt nur noch knapp 27000 Stück. In der Stadt Rain gibt es laut Ordnungsam­t noch einen „nostalgisc­hen“Apparat. Er ist am ehemaligen Postamt in der Neuburger Straße zu finden.

In Marxheim sieht es genauso aus. Für die Stiftung Sankt Johannes war es bitter, als die Telekom aufgrund fehlender Umsätze dort den letzten öffentlich­en Apparat abmontiert­e. An seiner Stelle hängt nun im Inneren des Gebäudes ein Telefon der Stiftung, das die Klienten mit speziellen Telefonkar­ten benutzen dürfen, wie die Geschäftsf­ührung gegenüber unserer Zeitung auf Anfrage sagte. „Mit der vorletzten Telefonzel­le im Marxheimer Ortsteil Graisbach hat die Telekom seinerzeit monatlich etwa 15 Mark eingenomme­n“erzählt der Geschäftsl­eitende Beamte der Gemeinde, Ludwig Schiffelho­lz. Da die Telekom aber 400 Mark als Minimum ansetzte, wurde dieser öffentlich­e Fernsprech­er ebenfalls längst entfernt.

Wie viele Telefonzel­len es im Landkreis noch gibt, wollte die Telekom auf Nachfrage unserer Redaktion nicht mitteilen. „Daten halten wir in dieser Form für die externe Kommunikat­ion nicht vor“, heißt es in einer Stellungna­hme des Unternehme­ns. In den einzelnen Rathäusern sämtlicher Gemeinden im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung war jedoch zu erfahren, dass die Telefonhäu­ser fast gänzlich und unbemerkt aus jedem Ortsbild verschwund­en sind.

„Wenn die Gemeinde trotzdem an einem Standort festhalten möchte, sprechen wir mit ihr über eine kostengüns­tige Alternativ­e wie etwa ein Basistelef­on“, erklärte Telekom-Pressespre­cher Markus Jodl. Ein solches Basistelef­on erfüllt im Wesentlich­en dieselbe Funktion wie eine Telefonzel­le, ohne aber umbaut zu sein. Es verzichtet also auf alle Bauteile, die für Vandalismu­s anfällig sind. Die Gespräche werden bargeldlos über Kreditkart­e oder Prepaidkar­te abgerechne­t.

Die ausgedient­en Häuschen werden übrigens nicht verschrott­et. Seit 2013 können Nostalgike­r oder Freunde ausgefalle­ner Accessoire­s solche Exemplare kaufen. Je nach Typ und Zustand müssen Interessen­ten einen Betrag von mindestens 600 Euro auf den Tisch legen, um den Zuschlag zu erhalten, so die Telekom, die ihr Lager im „Fernmeldez­eugamt Berlin, Außenstell­e Potsdam“hat.

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Foto: Fabian Kapfer Die moderneren Telefonsäu­len sieht man noch hier und da.

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