Von der Georgskirche in die Elbphilharmonie
Jonas Burow startete im Nördlinger Posaunenchor seine Karriere als Profimusiker
Nein, er war kein Wunderkind à la Mozart, als er mit neun Jahren im Nördlinger Posaunenchor St. Georg anfing: „Ich erinnere mich eigentlich hauptsächlich daran, dass mich Eltern und Lehrer ständig ermahnen mussten, mehr zu üben“, lacht Jonas Burow. Dabei waren auch sein Vater und seine beiden Brüder mit im Chor; die Familie lebt zwar in Oberdorf bei Bopfingen, aber über Bekannte und schließlich aus Tradition pflegte man musikalisch auch Bindungen über die Landesgrenze hinweg.
Persönliche Beziehungen sind ohnehin das A und O für Burows Karriere: „Ich traf immer zum richtigen Zeitpunkt auf die richtigen Menschen, denen daran lag, mich weiterzubringen“, sagt er. Das begann bei Ute Baierlein, die ihn als Leiterin des Posaunenchores bald bei „den Großen“und in Ensembles mitspielen ließ, setzte sich fort im Bopfinger Blechbläserquintett, wo ihn ein Freund auf die junge Philharmonie Ostwürttemberg aufmerksam machte. Burow war selbst erstaunt, wie gut er hier mithalten konnte, ebenso wie im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und schließlich im Bundesjugendorchester. Nie spricht er über sein zweifellos vorhandenes Talent, wohl aber über eine Reihe von Lehrern, die persönlich wie pädagogisch „perfekt“waren und ihm immer die nächsten Kontakte eröffneten, anstatt ihn eigennützig als VorzeigeMusterschüler an sich zu binden.
2008 kam der damals 18-Jährige an die Würzburger Hochschule für Musik, doch das Studium lief bald nur noch nebenher. 2010 spielte er bei den Nürnberger Symphonikern vor und wurde prompt genommen. Solche Probespiele schildert er als Nervenkrieg, bei dem man eineinhalb Stunden lang spielbereit auf einige Minuten Vortrag warten muss, in denen es auf alles ankommt. „Vieles entscheidet sich dabei im Kopf, viel ist aber auch Zufall, wie zum Beispiel die persönliche Tagesform oder die des Orchesters“, sagt er. 2014 bestand er sein Studium mit Auszeichnung – das abschließende einstündige Diplomkonzert mit vielen Freunden, Bekannten und Verwandten im Publikum war eine der „Marken“auf seinem Weg, ebenso wie ein besonders emotionales Konzert in der Berliner Philharmonie. Nur einem Drittel der Studenten ist ein Platz als Berufsmusiker vergönnt; für Bass-Posaunisten wie Burow gibt es in ganz Deutschland vielleicht 120 bis 150 feste Anstellungen.
Vergangenes Jahr vollzog er einen weiteren großen Schritt und wurde in Hamburg im Philharmonischen Staatsorchester aufgenommen; er spielte deshalb schon oft in der Elbphilharmonie. Ja, der Konzertsaal sei wirklich etwas Besonderes: Die Akustik sei ohnehin gut, aber entscheidend sei die Atmosphäre. „Die Architektur ist außergewöhnlich – einladend, hell, mit runden Formen und liebevollen Details, niemand ist mehr als 30 Meter vom Dirigenten entfernt“, so Burow. Man spüre eine große Euphorie im Publikum, die Musik an diesem besonderen Ort erleben zu dürfen, und entsprechend heftig sei der Applaus.
Ein sehr wichtiger Ausgleich zur Berufsmusik sei das „Salaputia Brass“-Ensemble, das als Bläsergruppe aus dem Bundesjugendorchester hervorging und zu dessen zwölf Mitgliedern seine besten Freunde aus den verschiedensten Orchestern zählen. Es sei eigentlich ein Hobby, aber man sei sehr gefordert mit eigenen, sehr anspruchsvollen Kompositionen. Einmal im Jahr kehrt Jonas Burow zurück zu seinen Wurzeln: Zur Christmette in der Nördlinger Georgskirche spielt er gemeinsam mit Vater und Brüdern im Posaunenchor.