Rieser Nachrichten

Wilde Katzen im Heimgarten

In einer Anlage in Nördlingen sind viele herrenlose Vierbeiner unterwegs. Was der Verein Samtpfoten Katzenhilf­e Ries und der Tierschutz­verein dagegen tun möchten

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Nördlingen Die Deutschen lieben Katzen. Zumindest wenn man die Zahlen betrachtet. 13,4 Millionen Katzen haben 2016 in deutschen Haushalten gelebt, berichtet der Industriev­erband Heimtierbe­darf. Oder anders gesagt: Mehr als jeder fünfte Haushalt in Deutschlan­d hat eine Katze. Hunde folgen erst in großem Abstand. Doch nicht alle Katzen haben hierzuland­e ein Zuhause: Tierschütz­er gehen von rund zwei Millionen wild lebenden, herrenlose­n Katzen aus, die in Hinterhöfe­n, Gärten oder im Umfeld von Fabriken ein trauriges Dasein fristen und sich teils unkontroll­iert vermehren. Auch in einer Heimgarten­anlage in Nördlingen liegt ein solcher Fall vor, berichtet der Verein „Samtpfoten Katzenhilf­e Ries“. Seit Wochen würden herrenlose Vierbeiner in den Kleingärte­n an der Eger umher streifen.

Eberhard Steffen hat eine Parzelle in der Anlage „Kleine Kehr“. Er vermutet, dass die Katzen von Nähermemmi­ngen her kommen. „Sie jagen auf den Feldern“, sagt der 69-Jährige. Die genau Zahl der herrenlose­n Vierbeiner kenne Steffen nicht, es seien aber sehr viele. „Zwei Katzen habe ich in meinem Garten schon gefangen“, sagt Steffen, der auch Mitglied bei den „Samtpfoten“ist. Die Tierfreund­e versuchen, sich um verwildert­e Katzen zu kümmern.

Elke Stehle, Vorsitzend­e der Samtpfoten Katzenhilf­e Ries, nennt erste Zahlen: „In diesem Jahr haben wir schon zehn Katzen im Heimgarten eingefange­n und kastriert.“Darunter waren auch zwei verletzte Tiere. Einer Katze sei ein Bein amputiert worden. Die Kosten für die Behandlung habe bei knapp 2000 Euro gelegen. Das Kastrieren koste pro Tier rund 100 Euro. Das Geld bringe der Verein durch Spenden und Verkäufe auf Flohmärkte­n auf. Zwei Mitglieder des Vereins fangen jährlich die Katzen ein und bringen sie zu einem Tierarzt. „Zahme Tiere würden wir auch vermitteln“, sagt Stehle. Der Verein ruft daher dazu auf, herrenlose Katzen im Heimgarten zu melden. „Wir glauben, dass noch 20 bis 30 Katzen herumstrei­fen“, sagt Stehle. Sie verstehe, dass manche Bewohner der Kleingarte­nanlage von den Tieren genervt seien. Wegschauen würde aber nicht helfen.

Das kann auch der Tierarzt Dr. Wulf-Dietrich Kavasch bestätigen: „Es ist wichtig, die Katzen zu kastrieren und zu markieren.“Katzen könnten zweimal im Jahr werfen und jeder Wurf habe zwischen drei und fünf Kätzchen. Die Zahl der streunende­n Tiere könne daher schnell steigen, wenn man nichts unternimmt. Auch geht der Tierarzt davon aus, dass rund dreivierte­l der verwildert­en Tiere am Heimgarten krank seien. Viele müssten behandelt werden. Darmkrankh­eiten, Flöhe und Katzenschn­upfen seien nur einige Erkrankung­en, die die freilaufen­den Tiere haben könnten. Einige der Krankheite­n seien auch für ältere Menschen oder Kinder gefährlich. Kavasch ist auch Vorsitzend­er des „Tierschutz­vereins Nördlingen“. Er begrüßt die Aktion des Vereins Samtpfoten Katzenhilf­e Ries und unterstütz­t die Mitglieder: „Ich finde es richtig, dass die Katzen eingesamme­lt werden.“Noch würden die Tiere genügend Mäuse auf den Feldern finden. Im Winter könnte es Probleme geben.

Eberhard Steffen sagt: „Die Lage unter Kontrolle zu bringen, ist auch Sache des Heimgarten­vereins.“Elke Stehle findet auch, dass die Vereine in diesem Fall zusammen arbeiten müssten. Jedoch gebe es seit Jahren Streit innerhalb des Heimgarten­s zwischen Bewohnern, denen die Tiere ein Dorn im Auge sind und solche, die sich um die Katzen kümmern. Einige würden die Katzen heimlich füttern, erklärt Steffen. Die Leitung des Heimgarten­vereins war zu keiner Auskunft über die derzeitige Lage bereit. Verwies aber auf die Hausordnun­g, in der steht, dass Haustiere in der Kleingarte­nanlage verboten sind. (mit dpa)

O

Samtpfoten Katzenhilf­e Ries: Wer helfen möchte oder Unterstütz­ung mit streunende­n Katzen benötigt, kann sich un ter Telefon 09093/901123 bei Heike Jannicke oder unter info@samtpfoten ries.de melden.

 ?? Foto: Denis Dworatsche­k ?? In Heimgarten „Kleine Kehr“in Nördlingen streifen derzeit viele herrenlose Katzen umher. Der Verein Samtpfoten Katzenhilf­e Ries möchte die Tiere einfangen und kastrieren. Der Tierschutz­verein Nördlingen unterstütz­t dieses Projekt.
Foto: Denis Dworatsche­k In Heimgarten „Kleine Kehr“in Nördlingen streifen derzeit viele herrenlose Katzen umher. Der Verein Samtpfoten Katzenhilf­e Ries möchte die Tiere einfangen und kastrieren. Der Tierschutz­verein Nördlingen unterstütz­t dieses Projekt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany