Täter planten noch größeren Anschlag
13 Deutsche wurden bei dem Attentat in Barcelona zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der Mörder aus dem Lieferwagen starb möglicherweise in einem Ferienort durch Polizeikugeln. Hätte seine Tat verhindert werden können?
Barcelona Mindestens 14 Menschen sind tot, 130 zum Teil schwer verletzt. Sie wurden Opfer von Terroristen. Einen Tag, nachdem ein Attentäter in einem Lieferwagen über die belebte Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona gerast war, haben sich gestern die Anzeichen verdichtet, dass die Angreifer weitere Anschläge geplant hatten. Bei den Vorbereitungen war aber offenbar ein Sprengsatz in einer Bombenwerkstatt explodiert.
In der Nacht zum Freitag starben dann fünf Verdächtige bei einer Schießerei mit der Polizei. Unter ihnen ist Medienberichten zufolge auch der Mörder von Barcelona, der zunächst entkommen war. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür aber nicht. Die Männer waren im Ferienort Cambrils mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren und hatten dabei eine Frau tödlich verletzt. Sie hatten Messer und eine Axt dabei und trugen Sprengstoffgürtel, die sich erst später als Attrappen erwiesen. Im Zuge der Fahndung nach möglichen Mittätern wurden vier Personen festgenommen, drei von ihnen stammen aus Marokko, einer aus Spanien. Die Polizei geht von einer organisierten Terrorzelle mit etwa zwölf Mitgliedern aus.
Ein Mann stellte sich, nachdem er sein Fahndungsfoto in den Nachrichten entdeckt hatte. Er heißt Driss Oukabir. Sein Ausweis war in dem Lieferwagen entdeckt worden. Er gab an, sein 17-jähriger Bruder Moussa Oukabir habe die Papiere gestohlen. War der Marokkaner also der Täter von Barcelona? Vieles deutet darauf hin. Im Internet soll er angekündigt haben, „Ungläubige“zu töten.
Während die Ermittler die Hintergründe der Tat untersuchen, zu der sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannt hat, ist Spanien damit beschäftigt, den Schock zu verarbeiten. Zu einer Gedenkminute mit tausenden Menschen kamen gestern König Felipe und Premier Mariano Rajoy nach Barcelona. Politiker aus aller Welt zeigten ihre Anteilnahme. In die Trauer mischte sich Trotz. „Der Terrorismus kann uns bittere und tieftraurige Stunden bereiten, so wie das jetzt in Spanien geschehen ist. Aber besiegen kann er uns nie“, sagte Kanzlerin Angela Merkel.
In Barcelona wurden auch 13 Deutsche zum Teil schwer verletzt. Die Nachricht von deutschen Todesopfern bestätigte sich zunächst nicht. Am späten Abend wurde bekannt, dass zwei deutsche Verletzte mit dem Tod ringen. Das teilte der Arzt eines Krankenhauses in Barcelona Bundesaußenminister Sigmar Gabriel am Freitagabend bei dessen Besuch mit.
Gestern kam die Frage auf, ob der Anschlag hätte verhindert werden können. Die Region gilt als Islamisten-Hochburg. (mit dpa)
»Kommentar
Michael Pohl schreibt über die perfide Taktik der Terroristen. »Leitartikel Walter Roller erklärt, dass die islamistische Gefahr zu lange unterschätzt wurde.
»Die Dritte Seite Unsere Autoren beschreiben die dramatischen Momente in Barcelona und die Stimmung am Tag danach.
»Politik
Im Interview mit unserer Zeitung spricht der Terror-Experte Peter Neumann über die Extremistenszene in Katalonien; Winfried Züfle erklärt, wie die spanische Polizei noch Schlimmeres verhinderte; Martin Ferber schreibt über die Folgen für die Sicherheitslage in Deutschland.