„Für mich ist das Projekt gescheitert“
Der Marktoffinger Bürgermeister Helmut Bauer spricht über die interkommunale Zusammenarbeit im Nordries und Vorurteile gegenüber den Einwohnern seiner Gemeinde
Herr Bauer, Sie sind jetzt rund drei Jahre Bürgermeister in Marktoffingen. Was haben Sie in dieser Zeit für Ihre Gemeinde erreichen können? Helmut Bauer: Wir haben einiges angepackt. Ein Vorhaben war die Fertigstellung der Hauptstraße, die meine Vorgängerin Marlies Häfner noch begonnen hat. Außerdem wurde von Wengenhausen aus eine Verbindung zur bestehenden Druckleitung nach Nördlingen gebaut, wo seit einiger Zeit unser Abwasser entsorgt wird. Außerdem haben wir zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt und einem Ingenieurbüro ein Konzept für die Sanierung der Abwasseranlagen in unserer Gemeinde entwickelt, das in den kommenden Jahren sukzessive umgesetzt werden muss. Darüber hinaus wurden unsere Bebauungspläne dahingehend angepasst, dass die Bauherrn künftig flexibler bei der Gestaltung ihrer Häuser sein können.
Die Marktoffinger gelten im Nordries mitunter als schwierige Zeitgenossen. Wie kommen Sie mit der Mentalität zurecht?
Bauer: Bis jetzt ganz gut. Ich habe vielleicht den Vorteil, dass ich nicht aus Marktoffingen stamme. Somit bestehen auch keine verwandtschaftlichen Verbindungen in den Ort, die es einem gelegentlich schwer machen könnten. Ich gehe mit den Bürgern offen und ehrlich um, wenngleich ich weiß, dass ich es nicht allen recht machen kann. Das wird, glaube ich, von der Bevölkerung auch honoriert.
Im Gemeinderat wird teilweise hitzig diskutiert. Sehen Sie sich in erster Linie als Moderator oder als ein Bürgermeister, der primär seine eigenen Vorstellungen durchsetzen will?
Bauer: Ich sehe mich als Moderator und versuche, alle Gemeinderatsmitglieder mit ins Boot zu nehmen.
Gelingt Ihnen das?
Bauer: Nicht immer, aber sehr häufig. Der Nachteil langer Entscheidungsprozesse ist, dass sich das eine oder andere Projekt verzögert.
Wie beurteilen Sie die interkommunale Zusammenarbeit von fünf Kommunen im Nordries, die bisher nur auf dem Papier besteht?
Bauer: Vor zwei Jahren habe ich ein Gespräch mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden und dem Amt für Ländliche Entwicklung initiiert, um zu überlegen, wie es weitergehen soll. Diesen Dialog wollten wir mit den Gemeinderäten der fünf Kommunen weiterführen. Dazu ist es aber leider nie gekommen. Geben Sie dem Projekt überhaupt noch eine Zukunftschance?
Bauer: Ich arbeite inzwischen mit dem Kollegen Franz Stimpfle aus Maihingen gut zusammen. Wir haben in jüngster Vergangenheit bereits einige gemeinsame Anschaffungen getätigt. Wir praktizieren also die kommunale Zusammenarbeit im kleinen Bereich.
Nochmals gefragt – hat das Projekt noch eine Chance?
Bauer: Ganz ehrlich: Für mich ist das Projekt gescheitert.
Wie steht es um den Breitbandausbau in Marktoffingen und Minderoffingen? Bauer: Wir haben in beiden Orten den Ausbau mithilfe der Förderprogramme des Staates weitestgehend abgeschlossen und können Bandbreiten zwischen 30 und 50 Mbit/s anbieten. Ein Problem sind der Ortsteil Wengenhausen und der Ramsteiner Hof. Dorthin werden die Telekommunikationsanbieter wohl auf absehbare Zeit keinen Internetanschluss verlegen.
Wenn dort aber ein Haushalt einen Anschluss will? Bauer: Dann muss ich dem Interessenten sagen: Ich habe für Dich derzeit leider keine Lösung.
In Minderoffingen fordern Bürger eine Linksabbiegespur von der Bundesstraße 25 in den Ort. Wie stehen Sie dazu? Bauer: Das gleiche Anliegen formulieren auch Bürger in Marktoffingen im Zusammenhang mit einer Abbiegespur in die Geislinger Straße am Ortseingang. Ende August findet ein Vor-Ort-Termin mit MdB Ulrich Lange und einem Vertreter des Staatlichen Bauamtes Augsburg statt. Da werden wir beide Anliegen besprechen.
Welche Aufgaben stehen für den Rest der Wahlperiode auf der Agenda?‘ Bauer: Ganz oben steht die Sanierung der Abwasseranlagen in der Gemeinde. Das Ganze muss bis 2020 abgeschlossen sein. Wir erhalten dafür bis zu 60 Prozent staatliche Zuschüsse. Dieses Thema wird den Gemeinderat somit bis zum Ende der Wahlperiode beschäftigen.
Streben Sie 2020 eine weitere Amtszeit als Bürgermeister an?
Bauer: Ich gehe davon aus, dass ich wieder antrete, vorausgesetzt natürlich, ich bleibe weiterhin gesund.
Interview: Bernd Schied