Reden geht auch mit „Händ’ und Füß’“
Wie vier Männer aus Hainsfarth und Arzano zu Freunden wurden, und was sie sich für die Zukunft der Gemeinde-Partnerschaft wünschen. In die diesjährige Franzosen-Zeit mischt sich Wehmut
Hainsfarth Wenn man über Menschen sagt, sie verstehen sich ohne große Worte, dann heißt das, sie sind sehr gut befreundet. Große Worte machen auch Max Hager und Albert Leix aus Hainsfarth nicht, wenn es um das Thema Freundschaft geht. Genauso wie Guy Le Padan und sein Bruder Jean-Yves aus Arzano in der Bretagne. Und doch merkt man vom ersten Augenblick: hier sitzen vier Männer, die sich sehr gut verstehen. Dabei trennen sie meist gut 1200 Kilometer.
Sofort haben die vier Männer und ihre Familien mitgemacht, als der ehemalige Hainsfarther Bürgermeister Max Engelhardt Anfang der 90er Jahre eine Partnerschaft mit der kleinen Gemeinde Arzano in der Bretagne ankurbelte. „Das war etwas Besonderes, da wollten wir dabei sein“, sagt Max Hager. Als Fernfahrer war er immer unterwegs und lernte gern neue Leute kennen. So kam es, dass Guy Le Padan 1991 bei der Familie Hager in der Mahlerfeldstraße zu Gast war. Zusammen mit seinem Neffen Mikael, der ein bisschen deutsch sprach, war er die ganze Strecke ohne Pause durchgefahren.
Gleich an seinem ersten Abend im Ries landeten die Franzosen im Gasthaus „Zur frischen Quelle“in Wornfeld. Bei der Erinnerung daran blitzen Guy’s helle Augen. „O la la“, sagt er und erzählt, dass es „Eimer von Bier“gab. So viel Bier hatte er, der Rotweintrinker, nie zuvor gesehen. Beeindruckt war Guy Le Padan auch vom Schnupftabak. Noch am ersten Abend hat er gelernt, wie das „Schnupfen“geht. Mit bayerischer Gemütlichkeit war das Eis gebrochen und ein Gegenbesuch 1992 wurde vereinbart. Im Jahr darauf war man wieder in Hainsfarth, ein Jahr später kam Hagers Nachbar Albert Leix mit nach Arzano, als zweiter Fahrer für den Bus für die inzwischen gewachsene Gruppe. „Mit Händ’ und Füß’“habe man sich verständigt, erzählt Leix. „Das hat sofort funktioniert, wir waren auf der gleichen Wellenlänge.“
Inzwischen war die Partnerschaft zwischen der Ries-Gemeinde und Arzano offiziell besiegelt. Alle zwei Jahre besuchen sich Franzosen und Deutsche gegenseitig. Dabei gibt es immer ein originelles und vielfältiges Programm: Betriebsbesichtigungen, gemeinsame Ausflüge, Führungen in Oettingen, Nördlingen, Augsburg und München. Und natürlich kommt der gesellige Teil nie zu kurz: Grillpartys auf dem Burschelgelände, Weinproben in der fränkischen Nachbarschaft und gemeinsame Biergarten-Besuche und Picknicks. Die französischen Gäste schwärmen noch immer von der 1200-Jahr-Feier in Hainsfarth, an der eine große Gruppe aus Arzano teilnahm. „Das ganze Dorf war auf den Beinen“, erinnert sich JeanYves Le Padan. Außerdem hatte die Fußball-Mannschaft den Aufstieg geschafft, und das Dorf sei im Ausnahmezustand gewesen. So etwas gebe es nur einmal im Leben, sagen die Franzosen.
In der Bretagne wurden die deutschen Gäste auch mit französischen Gebräuchen vertraut gemacht. „Wir haben ihnen unseren Rotwein gezeigt“, sagt Guy Le Padan verschmitzt. Schmunzelnd erzählen die Franzosen, dass sich manch deutscher Gast bereits an der Vorspeise satt gegessen habe. Dass noch mindestens vier weitere Gänge folgen, sei man in Deutschland ja nicht gewohnt. „Da wird alles auf einmal auf den Tisch gestellt bis er sich biegt“, sagt Eliane Le Padan. Es seien immer ganz besondere und intensive Tage, wenn sich die AustauschPartner treffen. „Momente außerhalb der Zeit“– so formuliert es ein französischer Gast. Die vier Männer sind inzwischen zusammen im Rentenalter angekommen. Für die Partnerschaft wünschen sie sich, dass mehr junge Leute mitmachen, dass es weitergeht. Die Schulen oder Vereine könnten verstärkt integriert werden, finden die vier Urgesteine.
In die diesjährige Franzosen-Zeit mischt sich Wehmut. Denn Guy Le Padan hat angekündigt, dass er zum letzten Mal dabei sein wird. Die Beine wollen nicht mehr so recht, das Laufen fällt ihm schwer. Da müssen Albert Leix und Max Hager schlucken. Kaum vorstellbar, dass dieser lustige und gesellige Mann seinen Abschied gibt. Sein ganzes Leben lang habe er gute Erfahrungen mit den Deutschen gemacht, erzählt der 78-Jährige. Als die Bretagne von deutschen Soldaten besetzt war, war er noch ein Kind, erinnert sich aber an das gute Verhältnis.
26 Jahre Besuche und Gegenbesuche in Hainsfarth haben seine Liebe zu Deutschland und dem Ries noch verstärkt. „Nein, ich glaube, ich komme nicht mehr“, sagt Guy ganz leise. Die Stimmung werde er vermissen, das Bier und all die Leute.