Das Lutherjahr soll viele Facetten haben
Christa Müller sieht den Glauben als vielfältige Vernetzung
Nördlingen Schon in der dritten Grundschulklasse begann Christa Müllers Weg mit kirchlichem Engagement – in generationenlanger Familientradition spielte sie im Posaunenchor ihrer Heimatgemeinde Wechingen. Mit Gleichgesinnten aus dem Chor und anderen Freunden trat sie der Evangelischen Landjugend (ELJ) bei, die sie in mehrfacher Hinsicht fürs Leben prägte: „Glaube hatte für mich schon immer mit aktivem Leben zu tun und ist nichts für stille Kämmerlein“, sagt sie in ihrer ansteckend lebensfrohen Art. „Außerdem wird hier sehr gute Gremienarbeit geleistet, was eine sehr gute Basis für spätere Aufgaben und Ämter war.“
In der Landjugend lebte sie die Aufbruchstimmung der Jugend in den 80er Jahren aus, man fuhr auf Friedens-Demos und natürlich nach Wackersdorf auf Anti-AtomkraftDemos. Der Glaube ließ sich immer mit der Mentalität verknüpfen, die Achtung vor der Schöpfung beispielsweise mit der Müllvermeidungsund -trennungs-Problematik. Natürlich wurden die Ideale weitergegeben, auch an die nächste Generation: „Bei Freizeiten, die ich organisierte, nervte ich die Jugendlichen immer mit der korrekten Mülltrennung vor Ort“, lacht Christa Müller. Doch zuvor engagierte sie sich in der Kinderfreizeit Schopflohe. Hier galt es, Kinder eine Woche lang in den Ferien bei Laune zu halten und das Vertrauen, das ELJ-Bezirksreferentin Anneliese Weidinger in sie und die anderen Jugendlichen setzte, wurde besonders deutlich und prägte sie alle sehr: „Da können Ihnen viele ähnliche Geschichten erzählen.“
Christa Müller studierte Religionspädagogik in Augsburg, gab noch an der Universität Religionsunterricht, bewarb sich 1994 um eine Stelle im evangelischen Bildungswerk Nördlingen, wo sie die pädagogische Leitung inne hat und gab Religionsunterricht an verschiedenen Schulen in den Rieser Dekanaten. Im Dekanat Oettingen lande- te sie wieder bei der Jugendarbeit, als Prädikantin hält sie Gottesdienste; im Rahmen der Predigten setzt sie sich intensiv mit dem Transport christlicher Werte zu den Menschen unserer Zeit auseinander: „Die Leute sollen jeweils zwei bis drei Sätze mitnehmen.“Gleichzeitig werde sie daran gemessen, ob sie das, was sie predigt, auch wirklich vorlebt. Mittlerweile ist sie im Kirchenvorstand, im Dekanatsausschuss sowie Synodale der drei Donau-Ries-Dekanate und Mitglied des Kirchenamtes.
Das Lutherjahr dauerte für sie genau genommen zehn Jahre lang – sie war aktiv dabei, als es in der „Lutherdekade“langfristig eingeläutet wurde, indem jedes Jahr mehrere Veranstaltungen zur Reformation stattfanden, zum Beispiel unter dem Aspekt der Musik. Das Bildungswerk war dazu verstärkt in Pfarrkonferenzen vertreten, mal federführend, mal begleitend im Hintergrund. Als dauerhaftes Instrument initiierte Christa Müller die Anschaffung eines „Lutherkoffers“mit 16 Mappen für Veranstaltungen von Frauenkreis-Abend oder Seniorennachmittag über Spiele für den Konfirmandenunterricht bis zum Adventsabend mit Martin Luther. Der Koffer macht derzeit die Runde durch die Gemeinden und wird eine von vielen Maßnahmen sein, die weit über das Lutherjahr hinaus wirken.
Christa Müller freut sich, dass sich im Lutherjahr zahlreiche Netzwerke gebildet haben mit dem Historischen Verein, Museen, einem Erzähl-Café, Buchhandlungen und natürlich zur Ökumene, was sich beispielsweise in einer ökumenischen Einweihung der „Friedensbrücke“am Reformationstag, dem 31. Oktober in Donauwörth, zeigt. Am gleichen Tag wird in Nördlingen die h-Moll-Messe aufgeführt, bereits Ende September gibt es in der Oettinger Jakobskirche ein Theaterstück über ein „ökumenisches“Ehepaar. „Das Lutherjahr soll viele Facetten haben, bis hin zur Playmobil-Lutherfigur“, findet die Religionspädagogin.