Rieser Nachrichten

Ein besonderer Vogel zu Besuch

Auf Karola Langs Balkon in Rudelstett­en schlief eine Schleiereu­le. Im Landkreis sind mehrere Eulenarten heimisch. Welche das sind und was Experten über die Tiere sagen

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Rudelstett­en Ein wenig überrascht war Karola Lang schon, als sie auf ihrem Balkon eine schlafende Schleiereu­le fand. „Ich habe noch nie eine in freier Wildbahn gesehen“, sagt sie. Das Brett auf dem das Tier saß, hatte die Familie angebracht, damit Amseln nisten können, erklärt die 28-Jährige. Anfangs habe sie sich ganz leise verhalten, das Tier sei unbeeindru­ckt sitzen geblieben. Bis zum Mittag habe die rund 25 Zentimeter große Schleiereu­le auf dem Balkon geschlafen, dann sei sie davon geflogen. „Das war schon beeindruck­end“, sagt Lang. Seitdem war das Tier nicht mehr da. Die 28-Jährige dachte immer, dass es gar keine Schleiereu­len im Landkreis gibt.

„Hat es viele Mäuse, hat es auch viele Schleiereu­len“, sagt der Biologe Martin Weiß aus Kirchheim am Ries. Die Art kann bis zu zehn Eier im Jahr legen. Dabei ziehen sie ihre Jungtiere nacheinand­er auf. „Während es die Eier ausbrütet, sorgt sich das Brutpaar gleichzeit­ig um den schon geschlüpft­en Nachwuchs“, erklärt Weiß. Eulen sind seiner Meinung nach sehr interessan­te Tiere. Grundsätzl­ich seien die Vögel sehr treu. Würde aber ein Elternteil sterben, bilde sich schnell ein neues Brutpaar. „Sie trauern nicht lange“, sagt der Biologe. Überstehen die Vögel ihr erstes Lebensjahr, können sie laut Weiß zwischen fünf und zehn Jahre alt werden. Jürgen Scupin vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV) erklärt: „Den Schleiereu­len machen strenge Winter Probleme, so wie im vergangene­n Jahr.“Die Population sei deswegen stark zurückgega­ngen. Das lege vor allem daran, dass weniger Scheunen offen sind und weniger Mäuse in einem strengen Winter überleben. Waldeulen kommen laut dem Experten dagegen besser mit der schlechter­en Witterung zurecht. So hat sich die Zahl der Uhus in den vergangene­n Jahren erholt.

Das Tier nistet vor allem in Steinbrüch­en am Riesrand, sagt Scupin. Auch der Bestand der Waldohreul­en sei in Ordnung. Der Waldkauz, der Vogel des Jahres 2017, braucht morsche Bäume zum Nisten. Der Steinkauz und die Sumpfohreu­len kämen heute selten bis gar nicht mehr im Landkreis vor.

Wie das Landratsam­t DonauRies mitteilt, sind alle heimischen Eulenarten – auch die Schleiereu­le – besonders und streng geschützte Tiere. Das bedeutet, dass man diese nicht fangen, verletzen, töten oder ihnen nachstelle­n darf. Man darf sie auch nicht während der Fortpflanz­ungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinter­ungsund Wanderungs­zeiten erheblich stören.

Biologe Weiß und Experte Scupin erklären, dass Brutkästen den Schleiereu­len helfen können. „Es kommt vor, dass Vögel versehentl­ich in einer Scheune eingesperr­t werden“, sagt Weiß. Oft würden die Tiere dann verhungern. Der LBV spricht sich mit dem Rieser Naturschut­zverein und der Schutzgeme­inschaft Wemdinger Ried ab, wo es sinnvoll ist, Kästen aufzuhänge­n. „Am besten sind einzelne, freistehen­de Bauernhöfe oder Scheunen an deren Außenseite die Kästen angebracht werden“, erklärt Scupin. Bei Interesse könnten sich Menschen aus dem Landkreis melden. Man würde die Stellen dann prüfen. „In der Umgebung von Rudelstett­en gibt es bereits einen Kasten“, sagt Scupin. Vielleicht verirrt sich ja dann bald wieder eine Schleiereu­le auf den Balkon der Familie Lang.

 ?? Foto: Lang ?? Auf dem Balkon von Karola Lang schlief eine Schleiereu­le. Der rund 25 Zentimeter große Vogel jagt vor allem Mäuse.
Foto: Lang Auf dem Balkon von Karola Lang schlief eine Schleiereu­le. Der rund 25 Zentimeter große Vogel jagt vor allem Mäuse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany