Die etwas andere Kirche
Das „Gospelhouse“hat seinen Neubau bezogen. Die Gestaltung der Kirche und des Gottesdienstes soll junge Menschen erreichen
Nördlingen Helle Wände, große Fenster, klare Konturen. Das neue Gebäude des „Gospelhouse“in Nördlingen, ehemals Treffpunkt Leben, wirkt modern. Betritt man das Gebäude durch die Metalltüren, befindet sich rechts eine Lounge, links eine barartige Theke mit Kaffee und Kuchen. Der neue Gemeindesaal bietet Platz für etwa hundert Menschen – man blickt nicht auf eine Kanzel, sondern eine Bühne. Mehrere Jahre wurde der Gottesdienst im Nördlinger Kino abgehalten – jetzt ist das neue Gebäude fertiggestellt. Am vergangenen Freitag lud die Gemeinde die beteiligten Handwerker, die Stadträte und Oberbürgermeister Hermann Faul ein, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Pastor Stefan Striefler, der auch leitender Pastor der GospelhouseGemeinden in Aalen und Heidenheim ist, ist froh über die Fertigstellung: Der Neubau sei die beste Option gewesen. Kostengünstig zu bauen, habe nicht oberste Priorität gehabt – mit 1,2 Millionen Euro Baukosten liege man aber noch in einem Bereich, den die Gemeinde finanzieren könne.
Tatsächlich ist das Gebäude mehr als zweckmäßig eingerichtet: In den Keller, in dem die Kinder- und Jugendgruppen Zeit verbringen, führt eine Rutsche. Beginnt der Kindergottesdienst, rutschen die Jüngeren gemeinsam hinab, statt die Treppe zu benutzen. Unten befindet sich ein großer Raum, in dem unter anderem eine Holzröhre mit gut einem Meter Durchmesser steht. Darauf können die Kinder klettern oder es sich auf den Kissen in der Röhre gemütlich machen. Am anderen Ende führen drei Türen in Zimmer, in denen die Jüngern nach Alter unterteilt betreut werden – Kindergartenkinder, Grundschüler und „Teenies“ab der fünften Klasse.
Oberbürgermeister Faul sagte, er sei „mehr als beeindruckt“von dem neuen Gebäude. Die Stadt hätte ohnehin schon in die BürgermeisterReiger-Straße investiert – das neue Kirchengebäude sei aber noch ein zusätzlicher Blickfang. Die Kirchengemeinde leiste wertvolle Kinderund Jugendarbeit.
Pastor Matthias Brandtner verglich die Gemeindemitglieder in seiner Ansprache mit Legosteinen: Jeder habe seine Bestimmung, gemeinsam könnten sie ein großes Ganzes ergeben. Dabei seien die einzelnen Steine nach oben und nach unten verbunden – analog dazu brauche der Mensch die Beziehung zu Gott „nach oben“, „nach unten“die Beziehung zu Mitmenschen.
Im oberen Stockwerk befindet sich ein Konferenzraum für Besprechungen und Kleingruppen, durch die großen Fenster sieht man über die Straße. Es gibt einen Raum für persönliche Beratung, der mit Bildern und Accessoires vom Meer geschmückt ist. „Das soll Freiheit und Weite vermitteln“, erklärt Brandtner. Außerdem befinden sich Büroplätze und die Toiletten auf dem Stockwerk – die Waschbecken auf der Herrentoilette sind in eine Werkbank eingelassen, an der Wand prangt die Zeichnung eines Löwen – Symbole für Männlichkeit. „Der Gottesdienst muss die Menschen erreichen“, sagt Brandtner. Fundament bleibe die Bibel – dabei lege er aber Wert auf die Freiheit des Einzelnen. „Man darf sein Gesetz nicht zu dem anderer machen.“
1,2 Millionen Euro Baukosten