Rieser Nachrichten

Deutlich mehr Geld für saubere Luft in den Städten

Mit der Milliarden-Hilfe sollen Fahrverbot­e verhindert werden

- VON MARTIN FERBER

Berlin Der Bund erhöht seine Anstrengun­gen, um Fahrverbot­e in den 68 deutschen Städten zu verhindern, in denen die zulässigen Grenzwerte beim Ausstoß von Stickoxide­n überschrit­ten werden. Bundeskanz­lerin Angela Merkel kündigte am Montag nach einem Gipfel mit den Oberbürger­meistern und Bürgermeis­tern von 23 besonders stark betroffene­n Kommunen sowie den Regierungs­chefs von neun Ländern an, dass der Bund den geplanten Mobilitäts­fonds kurzfristi­g von 500 Millionen auf eine Milliarde aufstocken wird. Damit könnten die Kommunen beim Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s und ihres Radwegenet­zes, aber auch bei Investitio­nen in schadstoff­arme Busse oder Müllautos unterstütz­t werden.

„Die Zeit drängt“, sagte Bundeskanz­lerin Merkel nach dem zweiten sogenannte­n Diesel-Gipfel im Kanzleramt, nachdem sie sich im August mit den Spitzen der deutschen Automobili­ndustrie getroffen hatte. Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass das angestrebt­e Ziel, pauschale Fahrverbot­e zu verhindern, „ein großer Kraftakt“sei. Um den Kommunen rasch zu helfen, stocke der Bund seinen Anteil am Mobilitäts­fonds auf. Merkel hatte mit den Auto-Bossen vereinbart, dass die Regierung und die Industrie jeweils 250 Millionen Euro für Investitio­nen in eine moderne Verkehrsin­frastruktu­r zur Verfügung stellen. Sowohl die Ministerpr­äsidenten der Länder als auch die Bürgermeis­ter hatten im Vorfeld des Gipfels die Erhöhung verlangt.

Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) forderte die Automobilk­onzerne auf, sich an der Aufstockun­g des Fonds zu beteiligen. Die Branche könne „durchaus mehr“als 250 Millionen Euro aufbringen, sagte er. Zudem appelliert­en die Vertreter der Kommunen an die Regierung, auch die ausländisc­hen Kfz-Hersteller dazu zu bringen, sich an dem Fonds zu beteiligen. Merkel sicherte zu, am Rande der Internatio­nalen Automobil-Ausstellun­g in Frankfurt entspreche­nde Gespräche zu führen. Diese beginnt Ende nächster Woche.

Über die Verwendung der Mittel soll nach Angaben Merkels eine Koordinier­ungsstelle im Kanzleramt entscheide­n. Spätestens Anfang November solle es eine Fortsetzun­g des Gipfels geben, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Die Forderung nach Einführung einer Blauen Plakette für besonders schadstoff­arme Autos der Euro-5- oder Euro6-Norm, die unter anderem BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsident Kretschman­n (Grüne) erhob, um den Schadstoff­ausstoß reduzieren zu können, lehnten Merkel und Gabriel ab.

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