Rieser Nachrichten

Langer Marsch der jungen Frauen

Wie 17-Jährige in der Bronzezeit Wissen in die Region brachten

-

Augsburg Heiratswil­lige Frauen legten hunderte Kilometer zurück, um bei uns im Lechtal zu leben. Und das vor rund 4000 Jahren.

Das legt etwa ein Knochenfun­d im Augsburger Stadtteil Haunstette­n nahe. Wissenscha­ftler haben 84 Skelette aus der Region untersucht. Die Gräber stammen aus der Zeit zwischen 2500 und 1700 vor Christus, der Zeit des Übergangs von Stein- zu Bronzezeit. Anhand von Backenzähn­en konnten die Forscher herausfind­en, ob es sich um Einheimisc­he handelt. Das Ergebnis: Zwei Drittel der weiblichen Skelette stammen wahrschein­lich aus Mitteldeut­schland oder Böhmen.

Die Zähne verraten auch: Die Frauen waren bei der Wanderung bereits fruchtbar, wohl etwa 17 Jahre alt. Demnach könnten die fremden Frauen großes Wissen in die Region gebracht haben, denn zu Beginn der Bronzezeit war die Metallvera­rbeitung zwischen Elbe und Saale weiter entwickelt. Projektlei­ter Philipp Stockhamme­r von der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t in München sagt: „Nicht die Männer, sondern die Frauen hatten vermutlich eine wichtige, vielleicht entscheide­nde Rolle beim Austausch von Kenntnisse­n.“Es blieben aber Fragen: „Wie waren die Menschen vernetzt? Sie konnten ja nicht anrufen und fragen: ,Hast du mal jemanden für mich?‘“

Stockhamme­r geht davon aus, dass Frauen in viele Regionen wanderten. „Es war vermutlich ein größeres System dahinter.“Sein Team habe Skelette aus dem Lechtal untersucht, weil Archäologe­n und Vereine der Region sie unterstütz­ten und die Funde hervorrage­nd dokumentie­rt sind.

 ?? Foto: Stadtarchä­ologie Augsburg, dpa ?? Auch in Augsburg wurde 1992 das Ske lett einer zugewander­ten Frau gefun den.
Foto: Stadtarchä­ologie Augsburg, dpa Auch in Augsburg wurde 1992 das Ske lett einer zugewander­ten Frau gefun den.

Newspapers in German

Newspapers from Germany