Rieser Nachrichten

Schlagabta­usch um Flüchtling­e

TV-„Fünfkampf“: Die kleinen Parteien streiten über Asyl, Abschiebun­gen und Familienna­chzug. Andere Themen wie Digitalisi­erung, Dieselaffä­re und Rente treten dagegen in den Hintergrun­d

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Berlin Einen harten Schlagabta­usch in der Flüchtling­spolitik hat es am Montagaben­d im TV-„Fünfkampf“der kleineren Parteien gegeben. Gegen Abschiebun­gen von seit Jahren gut integriert­en Menschen in Deutschlan­d wandte sich LinkenSpit­zenkandida­tin Sahra Wagenknech­t in der ARD-Sendung. „Solche Menschen abzuschieb­en ist wirklich unmenschli­ch“, sagte Wagenknech­t. Auch Abschiebun­gen nach Afghanista­n erteilte sie eine Absage. „Wer kein Aufenthalt­srecht hat, der muss so schnell wie möglich zurück“, forderte FDP-Chef Christian Lindner. Um dies durchzuset­zen, solle es etwa mit Ländern wie Marokko „robuste Verhandlun­gen geben“.

AfD-Spitzenkan­didatin Alice Weidel forderte, von vornherein keine Menschen ohne gültige Ausweispap­iere ins Land zu lassen. Zudem solle es für Menschen, die nur den eingeschrä­nkten Status des subsidiäre­n Schutzes erhalten, eine „Ober- in der Größenordn­ung von 10 000 geben“. Ausreisepf­lichtige müssten abgeschobe­n werden. Betroffen wären davon Flüchtling­e, die kein Asyl erhalten und keinen Schutzstat­us nach der Genfer Flüchtling­skonventio­n haben, aber dennoch nicht heimgeschi­ckt werden, weil ihnen dort zum Beispiel Folter oder die Todesstraf­e drohen.

Generell hatte sich Weidel bisher für eine variable Obergrenze für Asylbewerb­er ausgesproc­hen, die sich an den Aufnahmeka­pazitäten Deutschlan­ds ausrichtet. Mit einer Obergrenze für Flüchtling­e insgesamt wirbt die CSU schon lange, sie will die Aufnahme auf 200000 Menschen im Jahr begrenzen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt dies aber ab. Subsidiäre­r Schutz wird laut Asylgesetz jenen gewährt, denen in ihrer Heimat „ernsthafte­r Schaden“durch Folter, Todesstraf­e oder Kriegshand­lungen droht. Ihre Aufenthalt­serlaubnis gilt zunächst nur für ein Jahr. Außerdem dürfen – anders als bei anderen Flüchtling­en – ihre Familienmi­tglieder zwei Jahre lang nicht nach Deutschlan­d nachziehen.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) machte in der ARD-Debatte deutlich, dass seine Partei es nicht für sinnvoll hält, Flüchtling­en mit subsidiäre­m Schutz wieder den derzeit vorübergeh­end ausgesetzt­en Familienna­chzug zu gestatten.

Dagegen verwies Grünen-Spitzenkan­didat Cem Özdemir auf die Position auch der Kirchen, dass „Fagrenze miliennach­zug auch die Integratio­n leichter macht“. Zudem „schieben wir die falschen Leute ab“, kritisiert­e Özdemir. So sei in Bayern „ein Afghane mit optimalen Integratio­nsprognose­n aus seiner Berufsschu­le herausgeri­ssen“worden, während beispielsw­eise der Berliner Weihnachts­marktatten­täter Anis Amri im Land blieb.

Die CSU will in der kommenden Legislatur­periode eine Veränderun­g des Renteneint­rittsalter­s mit 67 Jahren verhindern. „Wir sehen überhaupt keinen Anlass, jetzt schon wieder über Veränderun­gen zu reden“, sagte ihr Spitzenkan­didat Herrmann. Es werde definitiv keine Änderung an der Rente mit 67 geben. Derzeit wird stufenweis­e das gesetzlich­e Renteneint­rittsalter von 65 Jahren auf 67 Jahre angehoben.

FDP-Chef Christian Lindner sprach sich für flexible Ruhestands­regelungen aus. Grünen-Spitzenkan­didat Özdemir kritisiert­e, dass Geringverd­iener wie Pfleger im Alter auf staatliche Hilfen angewiesen seien. Hier müssten bessere Löhne bezahlt werden, damit diese Menschen auch größere Rentenansp­rüche erreichen könnten.

 ?? Foto: afp ?? Munterer Schlagabta­usch im TV „Fünfkampf“der kleinen Parteien: Von links nach rechts Sahra Wagenknech­t (Die Linke), Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Joa chim Herrmann (CSU), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD).
Foto: afp Munterer Schlagabta­usch im TV „Fünfkampf“der kleinen Parteien: Von links nach rechts Sahra Wagenknech­t (Die Linke), Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Joa chim Herrmann (CSU), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD).

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