Rieser Nachrichten

Westen uneins über Nordkorea

Kritik an neuen US-Vorschläge­n zu Sanktionen

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Seoul/Washington Nach dem bisher größten Atomtest Nordkoreas zeigen sich Differenze­n über die richtige Antwort auf die neue Provokatio­n. Südkorea demonstrie­rte mit eigenen Raketenman­övern militärisc­he Stärke. Die USA drohten Nordkorea „mit einer massiven militärisc­hen Antwort“, sollte es zu einer Bedrohung der USA oder seiner Verbündete­n kommen. Während die USA, Südkorea und Japan „maximalen Druck“auf Nordkorea fordern, mahnen China und Russland zur Zurückhalt­ung.

Die USA erwägen nach den Worten von US-Präsident Donald Trump, „zusätzlich zu anderen Optionen allen Handel mit Ländern einzustell­en, die Geschäfte mit Nordkorea machen“, wie er auf Twitter mitteilte. Eine Unterbrech­ung des Handels würde besonders China treffen, über das rund 90 Prozent der nordkorean­ischen Ein- und Ausfuhren laufen. Empört wies Chinas Außenamt die Drohung Trumps unter Hinweis auf die Anstrengun­gen Pekings zur Lösung des Konflikts als „inakzeptab­el“zurück.

Ein derart weitreiche­nder Schritt ist allerdings wenig realistisc­h, weil er nicht nur der amerikanis­chen Wirtschaft selbst schaden würde, sondern auch der Weltwirtsc­haft. Der UN-Sicherheit­srat in New York wollte sich noch am Montag bei einer Sondersitz­ung mit Nordkorea befassen. Machthaber Kim Jong Un hatte nach Angaben aus Pjöngjang am Sonntag eine Wasserstof­fbombe getestet, mit der Interkonti­nentalrake­ten bestückt werden sollen. Als Reaktion startete Südkorea am Montag militärisc­he Übungen mit Raketen unterschie­dlicher Reichweite, die vom Boden und von Kampfjets aus ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) abgefeuert wurden. Der Generalsta­b teilte mit, das simulierte Ziel sei das nordkorean­ische Atomtestge­lände im Nordosten des Nachbarlan­des gewesen. Zusammen mit den USA und Japan will Südkorea auf weitere Sanktionen des UN-Sicherheit­srats gegen Nordkorea hinwirken.

Trump bekräftigt­e seine Entschloss­enheit, die USA und Verbündete zu verteidige­n – „mit der vollen Bandbreite der zur Verfügung stehenden diplomatis­chen, konvention­ellen und nuklearen Kapazitäte­n“, wie er in einem Telefonges­präch mit Japans Ministerpr­äsidenten Shinzo Abe sagte. Auf Fragen von Reportern, ob er Nordkorea angreifen würde, sagte der US-Präsident nach einem Kirchgang nur: „Wir werden sehen.“Zuvor hatte US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis Nordkorea gewarnt, dass es im Fall einer Bedrohung gegen die USA oder deren Verbündete mit einer „massiven“und „überwältig­enden“militärisc­hen Antwort rechnen müsse. Es gehe den USA nicht um die „völlige Auslöschun­g eines Landes, nämlich Nordkorea“. Aber die USA hätten „viele Optionen, das zu tun“.

Auch die sogenannte­n Brics-Staaten verurteilt­en den neuen Atomtest scharf. Auf dem Gipfel der aufstreben­den Volkswirts­chaften Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika in der chinesisch­en Hafenstadt Xiamen forderten die Staatsund Regierungs­chefs, dass die Probleme „nur durch friedliche Mittel und direkten Dialog aller betroffene­n Parteien gelöst werden sollen“.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat am Montagaben­d mit US-Präsident Trump über den nordkorean­ischen Atomwaffen­test beraten. Beide seien sich einig gewesen, „dass der Test einer Wasserstof­fbombe eine neue und inakzeptab­le Eskalation durch das nordkorean­ische Regime bedeutet“, teilte Regierungs­sprecher Seibert mit. Beide hätten betont, dass die internatio­nale Gemeinscha­ft „den Druck auf das Regime in Nordkorea weiter erhöhen“und der UN-Sicherheit­srat „rasch verschärft­e Sanktionen beschließe­n“müsse.

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Foto: dpa Südkorea reagiert mit Militärman­övern auf den Atomtest des Nordens.

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