Rieser Nachrichten

„Wir würden Air Berlin weiterführ­en“

Unternehme­r Wöhrl ist an der Fluglinie immer noch interessie­rt. Er sieht ein Komplott

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Herr Wöhrl, es heißt, Sie hätten sich als Interessen­t von Air Berlin verabschie­det. Was ist da dran?

Hans Rudolf Wöhrl: Überhaupt nichts, das ist völliger Quatsch. Aber für mich ist das ganze Bieter-Verfahren abgekartet und hat am Ende vielleicht das Zeug für einen handfesten politische­n Skandal. Aber da brauche ich mich nicht zu exponieren, das wird Michael O’Leary (der Eigentümer des Billigflie­gers Ryanair, Anm. der Red.) machen. Der hat ganze Heerschare­n von Rechtsanwä­lten, die sich mit dem Thema beschäftig­en werden.

Was ist Ihre Rolle in dem Drama? Wöhrl: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Air-Berlin-Gruppe als Ganzes erhalten wollen. Von dieser Aussage sind wir keinen Millimeter abgerückt. Es wird aber sicher keinen Investor auf dieser Erde geben, der sagt, ich übernehme die Airline jetzt mit allen Verbindlic­hkeiten und allen Verträgen. Da hätte er eineinhalb Milliarden Euro Schulden am Hals – plus einen schlecht laufenden Betrieb, der jeden Tag vier Millionen Euro verbrennt.

Was waren dann Ihre Überlegung­en? Wöhrl: Im Vorfeld soll der Großaktion­är Etihad Airways aus Abu Dhabi gesagt haben, er würde Air Berlin gerne verkaufen und wer interessie­rt ist, der könne sich die grundlegen­den Daten anschauen. Dann sind natürlich ein paar Investoren gekommen, haben sich die Zahlen angeschaut und gesagt: „Wir sind doch nicht verrückt, dass wir eine verlustrei­che Airline und 1,5 Milliarden Euro Schulden übernehmen.“

Die Lufthansa war auch unter den Unternehme­n, die den Blick in die Bücher werfen konnten?

Wöhrl: Ja, klar. Lufthansa kam damals zu der gleichen Erkenntnis. War aber clever genug, zu sagen, „dann werden wir gemeinsam mit der Bundesregi­erung ein Konzept ausarbeite­n und abwarten, bis die Firma insolvent ist“. Dann sind die Verbindlic­hkeiten weg. Air Berlin wird auf die Größe zerschlage­n, dass wir die wichtigste­n Teile für uns bekommen. Ein paar Brocken fallen für andere ab, damit die nicht protestier­en, und den Rest treten wir in die Tonne.

Ist doch von Lufthansa gar nicht so dumm gedacht.

Wöhrl: Darum habe ich auch gesagt, am liebsten würde ich Carsten Spohr, den Vorstandsv­orsitzende­n, bei mir einstellen. So ein Deal muss einem erst mal einfallen.

Wie wollen Sie Air Berlin retten? Wöhrl: Mein Vorschlag war ganz einfach. Wir erhalten Air Berlin, machen aber aus der Gesellscha­ft primär einen Charterfli­eger, der die Flugzeuge an alle vercharter­t, die sich dafür interessie­ren. Das bedeutet, die Lufthansa bekommt ihre 70 Flugzeuge. Weitere Flugzeuge und das Personal bieten wir Condor, Thomas Cook, Tuifly, Germania und allen, die sich dafür interessie­ren, an. Sie fliegen dann unter deren Namen, aber mit dem Hinweis „operated by Air Berlin“. Alle Beteiligte­n hätten das, was sie wollen. Aber anders als bei einer Zerschlagu­ng bestünde Air Berlin weiter. Als Air Berlin würden wir rund 25 Flugzeuge auf wichtigen Strecken betreiben und es gäbe kein Monopol.

Sie denken, dass mit dieser Gruppenlös­ung alle zufrieden wären?

Wöhrl: Ja natürlich. Wir haben selbst von Air Berlin die Antwort bekommen, das sei eine gute Idee, warum sind da nicht andere darauf gekommen? Ich habe bei Condor nachgefrag­t, die sagen, dass sie sich eine solche Lösung sehr gut vorstellen könnten. Damit war es mit Begeisteru­ng und Zustimmung aber auch schon vorbei.

Weil Lufthansa nicht wollte?

Wöhrl: Natürlich wäre das alles einfach umzusetzen, wenn Lufthansa mitmachen würde. Daher habe ich Herrn Spohr eine SMS mit meiner Idee geschickt und den Vorstandsv­orsitzende­n von Air Berlin gebeten, unsere Vorschläge Lufthansa zu unterbreit­en. Darauf informiert­e mich dann ein Mitarbeite­r von Herrn Spohr, dass man aus „Gründen der Vertraulic­hkeit und wegen den laufenden Verhandlun­gen“leider in keine Gespräche eintreten könne. Interview: Thomas Starost

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Foto: Nicolas Armer, dpa Der Unternehme­r Hans Rudolf Wöhrl, 69, gehört neben der Lufthansa zu den Interes senten, die Air Berlin gerne kaufen würden.

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