Steffi hat Rüssel, Bruno hat’s am Herzen
Zootiere werden oft älter als ihre Kollegen in der freien Wildbahn. Doch mit dem Alter nehmen die Zipperlein zu
München Sultan, 20, hat eine beginnende Arthrose im Fußgelenk, das Aufstehen fällt ihm schwerer als früher. Bruno, 48, ist wetterfühlig, hat ein schwaches Herz und wohl Laktoseintoleranz. Das Trampeltier und der Orang-Utan leben im Münchner Tierpark Hellabrunn und plagen sich mit den Folgen des Alters. „Jeder hat seine Schwachstelle: Beim einen ist es ein MagenDarm-Problem, beim anderen sind es eher Gelenkbeschwerden, der Dritte hat ein schlechteres Immunsystem und bekommt eher mal einen Infekt“, sagt die leitende Tierärztin in Hellabrunn, Christine Gohl. Großkatzen haben im Alter eher mal Nierenprobleme, alte Elefanten haben häufig stark abgenutzte Zähne und müssen dementsprechend anders gefüttert werden.
Altersbedingte Erkrankungen treffen Tiere im Zoo eher als in freier Wildbahn, denn sie werden älter. Kein Wunder, „wenn man 24 Stunden Vollpension hat“, es gute Pflege gibt und keine Gefahr durch Fressfeinde droht, sagt Gohl. Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) verweist auf eine Studie von 2016 zu 50 Säugetierarten: Bei 84 Prozent davon lebten Zootiere länger als ihre wilden Vetter. Der VdZ macht aber auch deutlich, dass die Kenntnisse über die Bedürfnisse gerade exotischer Tiere lange äußerst bescheiden waren. So habe der erste Gorilla auf deutschem Boden im Berliner Aquarium Unter den Linden 1876 eine Diät aus Frankfurter Würstchen, Käse, Stullen und Weißbier bekommen. Das hielt er nur 16 Monate aus.
Inzwischen gibt es europaweite Haltungsrichtlinien für Zootiere. Für spezielle Wehwehchen ihrer Patienten finden die Ärzte und Pfleger im Münchner Tierpark individuelle Lösungen: Elefantenseniorin Steffi ist 51 und liegt beim Schlafen mit Vorliebe auf der linken Seite. Eine Druckstelle an der Schläfe zeugt davon. Mit aufgeschütteten Sandhaufen ermöglichen es ihr die Tierpfleger, optimal liegen und aufstehen zu können. Steffi kann auch nicht mehr so gut kauen.
Der Deutsche Tierschutzbund mahnt eine verhaltensgerechte Unterbringung von Tieren an. Das sei gerade bei Exoten wie Tigern, Giraffen und Eisbären häufig kaum möglich. „Denn die Tiere haben sehr spezielle Ansprüche an Klima, Futter oder an die Gehegeeinrichtung.“Verhaltensgerecht sei nicht mit der Abwesenheit von Schmerzen, Leiden oder Schäden gleichzusetzen. Vielmehr gehe es um Grundbedürfnisse wie Nahrungserwerb, Eigenkörperpflege, Ruhe- und Sozialverhalten.
Steffi liefert zugleich den Beweis, dass mit steigendem Alter nicht alles nur schlechter wird und eine ausgeprägte Lernfähigkeit besteht: Von klein auf hat sie einen gelähmten Rüssel, kann ihn nicht wie andere Elefanten aufrollen, sondern schleudert sich Heu ins Maul. Daher hat sie über Jahrzehnte vom Boden gefressen und die Futterkörbe in luftiger Höhe ignoriert, wie Gohl berichtet. Mit dem Umzug in das im Herbst eröffnete Elefantenhaus habe Steffi nun eine Technik entwickelt, bei der sie den Rüssel am Gestänge des Futterbaums anlehnen und doch Leckerbissen aus dem Korb fischen kann. Sabine Dobel und Marco Krefting, dpa 50 Fahrsportler haben beim Kutschenturnier in Mickhausen ihr Gefühl für Pferde und Kutsche gezeigt. Vor hunderten Zuschauern steuerten die Fahrer ihre Gespanne durch die Hindernisse.