Der wahre Sieger des TV-Duells

Zahlen lügen nicht. Sagen Mathematiker. Das ist gleichzeitig richtig und falsch. Einfaches Beispiel: Wenn ein Bauer eine Kuh sein Eigen nennt und beschließt, sich eine weitere zu kaufen, hat er anschließend zwei Kühe im Stall stehen. Das ist Mathematik.

1 (Kuh) + 1 (Kuh) = 2 (Kühe).

Was diese Zahlen nicht verraten, ist, ob die zweite Kuh genauso fett ist wie die erste. Oder vielleicht doppelt so viel Milch gibt wie die andere. Oder aber ob sie Verdauungsprobleme hat und einfach nur jede Menge Mist macht.

Letzteres kann auch an dieser Stelle passieren, denn wenn sich Journalisten und Zahlenlehre zu nahe kommen, führt das selten zu etwas Gutem. Trotzdem sei der Versuch gestattet. Es soll dabei aber erst ganz am Ende wieder um Kühe in einem Stall gehen. Zunächst einmal geht es darum, was Zahlen über die abendliche Freizeitgestaltung aussagen. In unserem Politikteil gibt es heute jede Menge über das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz zu lesen. Unter anderem auch, wie viele Millionen Menschen eben jenes vor dem Fernseher verfolgt haben.

Nur hier, in Ihrem geliebten Sportteil, steht dagegen, wie viele Menschen sich zur gleichen Zeit im Durcheinander der Fernsehprogramme so weit nach hinten verirrten, dass sie bei Sport1 landeten. Der Spartensender hatte sich am Sonntag spontan entschieden, abends das Finale der VolleyballEM im Free-TV zu zeigen.

Während Abermillionen zwei Politikern gelangweilt bei der Arbeit zusahen, verfolgten zeitgleich nur 300 000 Zuschauer das Kontrastprogramm. Deutschland und Russland lieferten sich ein episches Duell um den EM-Titel. Spannend, dramatisch, großartig – all das also, was Merkel und Schulz nicht im Angebot hatten.

Und schon sind wir zurück im Kuhstall. Millionen Menschen hatten auf die falsche Kuh gesetzt. Auf die mit den Verdauungsstörungen. Die andere, attraktive, stand derweil ganz hinten im Stall und hatte nichts als ihre Schönheit zu bieten. Die wenigsten haben sie entdeckt.

Schade, denn das Spiel war ein weiterer Beleg dafür, dass Zahlen manchmal eben doch lügen. 2:3 verlor die deutsche Mannschaft und hatte doch gewonnen. Nicht nur die Herzen der Fans, nicht nur Silber, sondern auch das TV-Duell des Abends. Selbst wenn die Zahlen etwas anderes behaupten.