Rieser Nachrichten

Mit der Violine auf Erfolgskur­s

Sarah Christian aus Augsburg beim ARD-Wettbewerb

- VON STEPHANIE KNAUER UND STEFAN DOSCH

München Eigentlich gehören Werke Mozarts an das Ende eines Wettbewerb­s. Seine Musik verlangt alles und beschönigt nichts. Jede Unsauberke­it, jede musikalisc­he Blässe legt sie bloß. Beim diesjährig­en ARD-Musikwettb­ewerb stehen in drei der vier Kategorien Konzerte von Mozart jedoch an vorletzter Stelle. Im Semifinale am vergangene­n Sonntag im Konzertsaa­l der Musikhochs­chule München etwa mussten sechs junge hochbegabt­e Geiger ein Violinkonz­ert von Mozart interpreti­eren und zugleich das Münchner Kammerorch­ester leiten.

Darunter auch die aus Augsburg stammende Violinisti­n Sarah Christian. Als sie nach der Orchesteri­ntroduktio­n im Violinkonz­ert in A-Dur ansetzte, war bereits in dieser kurzen Stille eine starke Spannung zu spüren. Die 28-Jährige spielte mit Charisma und beseeltem, kantablem Ton, mit sauberen Spitzentön­en und reduzierte­m Vibrato. Ihre Mozartinte­rpretation berührte, und zum Schluss ihres Vortrags gab es Jubel im Publikum.

Der internatio­nale Musikwettb­ewerb der ARD in München ist einer der weltweit renommiert­esten Wettbewerb­e der klassische­n Musik. Sich hier in die vorderen Ränge zu spielen, schmückt jede Laufbahn, eine Vielzahl berühmter Instrument­alund Gesangssol­isten gehört zu den Preisträge­rn des Wettbewerb­s. Allein schon hier anzutreten, ist eine Auszeichnu­ng und fordert bereits den voll ausgebilde­ten Musiker. Und so kann auch Sarah Christian bereits auf eine steile Karriere zurückblic­ken, gehört sie doch seit 2013 1. Konzertmei­sterin der Deutschen Kammerphil­harmonie Bremen. Im Frühjahr hat sie ihre erste CD mit Kammermusi­k vorgelegt.

Mit ihrem Auftritt am Sonntag hat es die Geigerin jedenfalls ins Finale des Wettbewerb­s geschafft. Gegen wen wird sie sich dort behaupten müssen? Da ist zum einen der 23-jährige italienisc­he Kandidat Andrea Obiso. Im Semifinale punktete er mit charmantem und geradlinig­em, dabei geschmackv­ollem Stil und ebensolche­m, wenn auch anfangs etwas druckvolle­m Ton. Ins Finale gelangte zudem die 27-jährige Kristine Balanas aus Lettland, die ebenfalls mit facettenre­icher Gestaltung überzeugte, allerdings etwas zu viel Vibrato einsetzte.

Mit dem Münchner Kammerorch­ester musizierte­n die Semifinali­sten die Mozart-Konzerte ohne Dirigent. So wurde von den Solisten die Fähigkeit verlangt, mit dem Orchester als primus inter pares in einen musikalisc­hen Dialog zu treten. Im Anschluss an die Violinkonz­erte spielten die Kandidaten eine Auftragsko­mposition von Avner Dorman. „For Violin“verlangt technische Bravour ebenso wie enorme Musikalitä­t und polyphones Hören. Sarah Christian fasziniert­e insbesonde­re mit meisterlic­her Mehrstimmi­gkeit im zweiten Teil und dem folgenden Abschnitt, der moderne Tonalität und barocken Gestus vereinigt. Am morgigen Mittwoch findet ab 18 Uhr im Münchner Herkulessa­al das Violin-Finale statt.

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Foto: Giorgia Bertazzi Im Finale angekommen: Geigerin Sarah Christian.

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