Rieser Nachrichten

Er hat Nordkorea erlebt

Riesmetall-Geschäftsf­ührer Joachim Ramisch spricht über seine Asien-Reise vor zwei Jahren. Wie er die aktuelle Lage beurteilt

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Im Jahr 2015 sind Sie nach Nordkorea gereist. Wie kam es dazu?

Joachim Ramisch: Es handelte sich um eine einwöchige Delegation­sreise des „Ostasiatis­chen Vereins“, bei der auch deutsche Behörden beteiligt waren. Was viele nicht wissen: Deutschlan­d unterhält diplomatis­che Beziehunge­n mit Nordkorea, es gibt dort sogar einen deutschen Botschafte­r. Zurzeit liegen diese Beziehunge­n aber wohl auf Eis.

Wie haben Sie das Land erlebt? Ramisch: Die Eindrücke waren sehr gegensätzl­ich: Auf der einen Seite das wohlhabend­e Pjöngjang, auf der anderen Seite die Armut der Bevölkerun­g auf dem Land. Auffällig war, dass es sich auf eine gewisse Weise um „gepflegte Armut“handelte. Alles war sehr sauber, ordentlich. Zustände wie in Slums der Dritten Welt waren dort nicht zu sehen. Wie konnten Sie sich im Land bewegen?

Ramisch: Man ist dort als Fremder unter ständiger Kontrolle zweier Aufpasser. Der Kontakt zu Einheimisc­hen ist absolut unerwünsch­t.

Was hat in Nordkorea bei Ihnen den größten „Kulturscho­ck“ausgelöst? Ramisch: Das war auf jeden Fall das Mausoleum Kim Il-sungs und Kim Jong-ils, die Vorgänger Kim Jong– uns. Diese Personen werden wirklich wie Gottheiten verehrt. Da wurde mir klar: In Nordkorea herrscht kein Personenku­lt, das ist Religion. Ich habe auch das Mausoleum Mao Zedongs in Peking besucht – das war kein Vergleich. Wie sieht es mit Kim Jong-Un aus? Ist er im Alltag präsent?

Ramisch: Er taucht überrasche­nd selten auf. Die göttliche Verehrung wird den Führern dort erst posthum zuteil. Er muss sich diese Vergötteru­ng erst „verdienen“, wenngleich er nicht kritisiert werden darf.

Befürchten Sie einen Krieg mit Nordkorea?

Ramisch: Ich glaube nicht, dass ein Krieg droht. Für Nordkorea käme es einem kollektive­n Selbstmord gleich. China, von dem Nordkorea zu 100 Prozent abhängt, möchte ebenfalls keinen Krieg. Ich halte das für reine Drohgebärd­en – Nordkorea möchte auf Augenhöhe sein. Im April dieses Jahres war ich in Südkorea. In Seoul, 50 Kilometer von Nordkorea entfernt, ist absolut keine Sorge vor einem Krieg zu verspüren. Interview: Philipp Wehrmann

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Joachim Ramisch

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