Rieser Nachrichten

Die Kleinen können noch richtig streiten

Warum die Duelle zwischen CSU, Linken, Grünen, FDP und AfD unterhalte­n

- VON JAKOB STADLER

Augsburg Das war ja eine richtige Diskussion. Sogar zwei. Nach dem müden Auftritt von Schulz und Merkel am Sonntag gaben ZDF und ARD nun den kleinen Parteien die Möglichkei­t, sich vor einem Millionenp­ublikum im Fernsehen zu behaupten. Und die stritten deutlich mehr als die Protagonis­ten beim als Duett verschrien­en Kanzlerdue­ll.

Da war zuerst um 19.25 Uhr im ZDF der 50-minütige „Schlagabta­usch“zwischen Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU), Linken-Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch und Grünen-Spitzenkan­didatin Katrin Göring-Eckardt.

Warum nur diese drei? Weil das ZDF nur die kleinen, bereits im Bundestag vertretene­n Parteien einladen wollte. Vielleicht war die FDP gar nicht so traurig – wen hätte sie denn zum ZDF schicken sollen, wenn Christian Lindner schon zur besten Sendezeit live im Ersten spricht? Von 20.15 Uhr bis 21.30 Uhr lief dort der „Fünfkampf“, in dem neben Lindner die Spitzenkan­didaten Joachim Herrmann (CSU), Sahra Wagenknech­t (Linke), Cem Özdemir (Grüne) und Alice Weidel (AfD) diskutiert­en. Harte Konkurrenz: Zeitgleich lief die Galavorste­llung der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Norwegen. Doch während die DFB-Elf gegen einen schwachen Gegner spielte, lieferten sich die Bundestags­kandidaten ein Duell auf Augenhöhe.

Im „Schlagabta­usch“musste Alexander Dobrindt als Vertreter der Regierung einiges einstecken, besonders als es um den Diesel-Skandal ging. Und dann brachte ihn auch Göring-Eckardt ins Schwitzen: Er hatte gesagt, Verbrennun­gsmotoren ab 2030 verbieten zu wollen, sei vollkommen abwegig. Göring-Eckardt sagte: „Deswegen habe ich diesen Zettel hier dabei“, und las von dem Papier ab. Weil die deutsche Autoindust­rie beim Thema E-Mobilität nicht genügend Erfinderge­ist an den Tag lege, sei ein Ultimatum nötig. Ein Zitat von Dobrindts CSU-Kollegen Markus Söder, der schon ab 2020 keine Verbrennun­gsmotoren mehr zulassen wollte. Die Aussage stammt von 2007.

Dass es bei den Debatten der Kleinen zu richtigen Diskussion­en kam, hatte mehrere Gründe. Es half, dass sich ihre Positionen deutlicher unterschei­den als die von Union und SPD. Aber auch das Format bot mehr Raum für politische­n Streit.

Weniger Moderatore­n, mehr direkte Konversati­on zwischen den Kandidaten. Die Sender konnten etwas ausprobier­en. Das hat nicht immer funktionie­rt, aber für Abwechslun­g gesorgt. Etwa als die Moderatore­n den Kandidaten im Ersten – ohne dies vorher abzusprech­en – die Möglichkei­t gaben, ihre Konkurrent­en direkt zu befragen. Ein Moment, in dem ein eingelullt­er Fernsehzus­chauer aufhorchen konnte. Trotz des ausgesproc­henen Verbotes nutzten die Politiker ihre Frage dann aber doch, um die eigene Position in aller Breite zu erklären.

So blieben die Zuschauer vor dem Schirm, auch wenn die neue Kanzlerin oder der neue Kanzler nicht zu sehen war. Trotz des Fußballs sahen sich zur Primetime 4,5 Millionen Menschen den „Fünfkampf“an. Die ZDF-Diskussion zwischen CSU, Linken und Grünen verfolgten immerhin 2,8 Millionen Menschen. Der Nationalma­nnschaft konnten die Politiker dennoch nicht das Wasser reichen: Das Spiel sahen mehr als 8,5 Millionen Menschen.

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Foto: Jule Roehr/ZDF/dpa Beim „Schlagabta­usch“konnten CSU, Grüne und Linke um Stimmen werben. Im Ers ten machten AfD und FDP den TV „Fünfkampf“perfekt.

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