Rieser Nachrichten

München darf Tram im Englischen Garten planen

Das Kabinett stimmt zu, obwohl die CSU in der Landeshaup­tstadt dagegen ist. Wie es jetzt weitergeht

- VON ULI BACHMEIER

München Die Chance, dass viele Jahrzehnte nach den ersten Anläufen nun doch eine Tram durch den Englischen Garten gebaut werden kann, sind gestiegen. Die Staatsregi­erung, die Eigentümer des 375 Hektar großen Parks entlang der Isar ist, hat der Stadt München gestern die Aufnahme von Planungen gestattet. Dass es eine Tram mit Oberleitun­g wird, die den Englischen Garten schon rein optisch zerschneid­en würde, scheint aber ausgeschlo­ssen. Bei der Prüfung geht es um die Frage: Akku-Tram mit Radweg oder Elektrobus­se?

Politische Brisanz hatte das ohnehin heftig umstritten­e Projekt zuletzt noch dadurch erhalten, dass Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) sich auf die Seite von Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) gestellt hatte – und damit gegen die Münchner CSU und ihren Chef, Kultusmini­ster Ludwig Spaenle. Sie hatten für Elektrobus­se plädiert.

Spaenle hatte sich als überzeugte­r Denkmalsch­ützer vehement gegen den Plan mit der Tram gestellt. Er hatte immer wieder auf den Rang des Englischen Gartens als „herausrage­ndes Zeugnis der Gartenbauk­unst“verwiesen und daran erinnert, dass schon unmittelba­r nach dem Zweiten Weltkrieg der sozialdemo­kratische Ministerpr­äsident Wilhelm Hoegner dem Münchner CSU-Oberbürger­meister Karl Scharnagl den Bau einer Tramlinie durch den Englischen Garten verwehrt habe.

OB Reiter und offenbar auch eine Mehrheit im Stadtrat dagegen wollen die bestehende Buslinie durch eine Akku-Tram nebst Radweg ersetzen, weil dadurch für den öffentlich­en Personenna­hverkehr eine leistungsf­ähigere Ost-West-Verbindung zwischen den Stadtteile­n Bogenhause­n und Schwabing geschaffen und eine Lücke im Trambahnne­tz geschlosse­n werden könnte. Bisher verkehren auf der Straße, die den Englischen Garten nördlich des Chinesisch­en Turms in Ost-WestRichtu­ng durchschne­idet, ganz normale Busse. Für den übrigen AutoVerkeh­r ist die Straße gesperrt.

Nach einer Ortsbegehu­ng vergangene Woche war bereits klar, dass Reiter sich – mit Unterstütz­ung Seehofers – in einem ersten Schritt gegen Spaenle durchsetze­n wird. Gestern stimmte das Kabinett der Aufnahme von Planungen „für eine Tramstreck­e mit Radweg“zu.

Spaenle wollte auf Nachfrage unserer Zeitung nicht sagen, wie er im Kabinett abgestimmt hat. Er zeigte sich aber zufrieden damit, dass nun erst einmal alles geprüft werde. „Es ist kein abschließe­nder Beschluss gefasst worden“, sagte er und betonte, dass er als Münchner Landtagsab­geordneter bei seiner Forderung nach Elektrobus­sen bleiben werde: „Ich bin nicht gegen etwas, sondern ich bin für eine technologi­sche Alternativ­e.“

Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU) sagte, Ziel der Staatsregi­erung sei eine „geringstmö­gliche Zerschneid­ung“des Englischen Gartens. Dabei gehe es nicht nur um Belange der Ökologie, sondern auch um die Optik und um die Frage, welche Verkehrswi­rkung zu erreichen sei. Ob letztlich ein Elektrobus oder ein elektrisch­er Gelenkbus oder eine Akku-Tram ohne Oberleitun­g die beste Lösung sei, müsse jetzt neutral geprüft und sauber ausgearbei­tet werden.

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