Rieser Nachrichten

Gleich mehrere Kirchen sind geschlosse­n

Im Oberallgäu und in Landsberg lösten sich Teile der Decke, woanders war das Wasser schuld

- VON SILVIA REICH RECLA UND GERALD MODLINGER

Otting/Oberallgäu/Landsberg Auch drei Wochen nachdem ein Unwetter Otting unter Wasser gesetzt hat, geht das Aufräumen weiter. In dem 800-Einwohner-Dorf im Kreis Donau-Ries liefen nicht nur 80 Keller voll, auch in der Pfarrkirch­e St. Richard stand das Wasser 25 Zentimeter hoch. Für Besucher ist das Gotteshaus bis auf Weiteres geschlosse­n, nun gehen Handwerker ein und aus. Wie Kirchenpfl­eger Meinhard Mayer erklärt, wurde der rund 25 Jahre alte Holzfußbod­en inzwischen herausgeri­ssen und entsorgt. Außerdem hat man die 28 Kirchenbän­ke ausgebaut, sie trocknen derzeit in einer Halle. In der Kirche selbst stehen zwei Trockner einer Spezialfir­ma. „Sie ziehen das Wasser extra langsam aus dem Gebäude, damit es nicht zu Rissen in den Holzfigure­n und im Mauerwerk kommt“, so Mayer. Vier bis sechs Wochen dürfte das noch dauern.

In Vorderburg im Oberallgäu ist die Barockkirc­he St. Blasius geschlosse­n – und das schon seit 25. Mai. Ein großes, 50 Kilo schweres Stück Putz war von der Decke gekracht und hatte fünf Kirchenbes­ucher teils schwer verletzt. Stuckteile lösten sich auch in der Landsberge­r Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t von der Decke. Sie bleibt aus Sicherheit­sgründen ebenfalls geschlosse­n genauso wie die Filialkirc­he von Mariä Himmelfahr­t, wo ein Riss in der Decke entdeckt wurde.

Während die Verletzten von St. Blasius wieder wohlauf sind, wie Pfarrer Florian Rapp sagt, zieht sich die Sanierung hin. Beginnen soll sie im Frühjahr, fertig sein im Dezember – und 710000 Euro kosten. Das Ganze wird so teuer, weil nicht nur die Decke gesichert und erneuert werden muss, sondern auch Sanierungs­arbeiten am Dach, am Turm und an den Außenwände­n geplant sind. Die waren schon lange vorgesehen. Eine statische Untersuchu­ng am Dachtragwe­rk wurde bereits 2014 durchgefüh­rt, sagt Karl-Georg Michel, Sprecher des Bischöflic­hen Ordinariat­s in Augsburg. Dabei war die Renovierun­g der Empore als besonders dringend eingestuft – und deshalb auch schnell durchgefüh­rt worden. Die anderen Arbeiten sollten später folgen.

Dass sich in der Zwischenze­it Teile der Decke des fast 300 Jahre alten Gotteshaus­es lösen könnten, „damit hat niemand rechnen können“, sagt Pfarrer Rapp. Dennoch ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Kempten. „Das Verfahren wird nach wie vor gegen einen unbekannte­n Täter geführt“, sagt Staatsanwä­ltin Teresa Kern. Pfarrer Rapp hofft, Mitte Oktober wieder Gottesdien­ste hier feiern zu können. Ab Oktober soll ein Gerüst den kompletten Deckenbere­ich nach unten absichern. Fachleute werden dann den Deckenputz unter die Lupe nehmen. Die abgestürzt­en Teile sollen bei der Sanierung des Deckengemä­ldes wiederverw­endet werden. Sie wurden aufbewahrt.

Nicht nur in Vorderburg warten die Gläubigen auf die Sanierung ihrer Kirche. Auch im nahen Untermaise­lstein (ebenfalls Pfarreieng­emeinschaf­t Grünten) muss das Fresko erneuert werden. Dort krachten im Herbst 2016 Teile von der Decke, glückliche­rweise nachts. Die Bürger vermuten, dass Hubschraub­er, die am Abend über den Ort gedonnert waren, den Schaden ausgelöst haben. Die Decke wurde behelfsmäß­ig gesichert, die umfangreic­he Wiederhers­tellung des Gemäldes muss aber warten. Vorderburg geht vor, heißt es aus dem Bistum. Die Diözese Augsburg will bei der Finanzieru­ng in Vorleistun­g gehen „wegen der derzeit nur geringen Eigenmitte­l der Pfarrei“, sagt Sprecher Michel. Die Kirchensti­ftung in Vorderburg kann aber wohl mit dem Höchstzusc­huss von 75 Prozent rechnen, sagt Michel.

Dagegen will man in Landsberg der Frage nachgehen: Warum haben sich Anfang August Stuckteile von der Decke der Stadtpfarr­kirche gelöst? Die geplante Begutachtu­ng der Schadstell­e aus der Nähe mit einer Hebebühne hat sich verzögert. In der Filialkirc­he in Reisch war der Riss in der Decke bereits vor etwa einem Jahr entdeckt worden. Er hätte schon von einem Statiker und Restaurato­r untersucht werden sollen, es sei bislang jedoch nicht dazu gekommen, heißt es aus dem Pfarramt.

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Foto: Benjamin Liss In der Kirche in Vorderburg im Oberall gäu krachte im Mai während eines Got tesdienste­s ein 50 Kilo schweres Stück Putz von der Decke.

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