Fans dürfen sich auf die WM freuen
Schon jetzt dürfen sich deutsche Fußballfans auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr freuen. Denn: Die Nationalmannschaft wird als einer der Favoriten in Russland antreten. Nichts weniger als die Titelverteidigung wird – und muss – das Ziel sein. Nie zuvor verfügte Bundestrainer Joachim Löw in seiner Amtszeit über einen derart ausgewogenen Kader, Sturmhoffnung Timo Werner komplettiert eine Weltklasse-Elf, deren Profis in europäischen Spitzenklubs ihrem Beruf nachgehen.
Zu welchen Leistungen die Aushängeschilder des deutschen Fußballs fähig sind, zeigten sie gegen Norwegen – auch wenn biedere Skandinavier kein geeichter Maßstab waren. Was Özil und Co. auf den Rasen zauberten, war nicht nur künstlerisch wertvoll, es schlug sich ebenso im Ergebnis nieder.
Fußballfeste wie jenes in Stuttgart sind für Löw Fluch und Segen zugleich. Sie lassen die Erwartungshaltung weiter steigen – sollte das in Fußball-Deutschland denn möglich sein. Löw hat sich durch den WM-Titel in Brasilien zwar nahezu unantastbar gemacht. Doch das ist bald vier Jahre her. Triumphe verblassen, wiederholen sie sich nicht. Wegen der exzellenten Einzelkönner im Nationaltrikot werden schwächere Auftritte dem Bundestrainer angekreidet. Anzeichen dafür lieferte das WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien, als Löw für seine zügellose Offensivtaktik kritisiert wurde.
Schon ein Jahr vor Turnierbeginn sind Spielpositionen qualitativ hochwertig und doppelt besetzt. Die Mannschaft weist eine klare Struktur auf, setzt sich aus erfahrenen WM-Helden und aufstrebenden Neulingen zusammen. Das Personal passt. Löw muss eine geeignete Taktik finden und dafür sorgen, dass die Mannschaft dem gemeinsamen Ziel alles unterordnet.
Ob Deutschland den WM-Titel tatsächlich verteidigt, wird von Pech, Glück, Verletzungen und Schiedsrichterentscheidungen abhängen. Vor allem aber davon, ob Löw die richtigen Lehren aus dem Scheitern bei den Europameisterschaften gezogen hat. In den K.-o.Runden gegen Weltklassemannschaften hat sich Löw mitunter verzockt, ging mit Spielerwechseln und taktischen Kniffen ins Risiko.
Ein Plan B, vielleicht auch ein Plan C, sind unabdingbar. Nur: Je eher die Phase des Experimentierens abgeschlossen ist, desto höher sind Deutschlands Chancen auf den Titel. Und an diesem wird Löw letztlich gemessen werden.