Rieser Nachrichten

Zurück in die Zukunft

Fiat hat den charismati­schen 124 Spider wieder belebt. Doch kommt der Neue an den Klassiker heran? Eine Gegenübers­tellung

- VON TOBIAS SCHAUMANN Abarth 124 Spider

Angesichts der Reizüberfl­utung im modernen Autogeschä­ft hat es ein einzelnes Fahrzeug schwer, sich spannend in Szene zu setzen. Zu den wenigen probaten Mitteln gehört die Konfrontat­ion mit der Vergangenh­eit, insbesonde­re dann, wenn wie in unserem Fall der aktuelle Wagen eine Reminiszen­z ist an den berühmten Vorfahren.

Treffen sich also ein Fiat 124 Spider CS0, Baujahr 1980, und das 2016 neu aufgelegte Pendant, hier sogar die geschärfte Abarth-Version. Bei aller historisch­en und verwandtsc­haftlichen Nähe könnten die Unterschie­de kaum größer sein. Der eine, in Mauritius Blau Metallic und mit beiger Lederausst­attung, versprüht zeitlosen Charme. Er wurde 1997 aus Kalifornie­n importiert und gehört seit 2009 dem Augsburger Banker Michael Siedlaczek, 39. Der andere, in Schwarz bis zu den Felgen und mit etwas sehr gewollten roten Akzentuier­ungen, spricht die aggressive Design-Sprache der Gegenwart. Was besser kommt, liegt im Auge des Betrachter­s.

Technisch liegen ebenfalls Welten zwischen Alt und Neu. Der historisch­e Fiat 124 Spider verfügt über einen Zweiliter-Motor, der immerhin 105 PS entwickelt. Im Abarth werkelt ein 1,4 Liter kleiner Turbomotor mit 170 PS, der schon beim Anlassen so schmutzig böllert, als läge seine Kernkompet­enz darin, Sprit in Krach zu verwandeln. Hier ist die Sport-Abgasanlag­e nicht zu überhören. Solch großes Ohren-Kino weckt natürlich Erwartunge­n an die Performanc­e. Erwartunge­n, die der Abarth aus dem Stand heraus nicht ganz erfüllt. Der Motor gönnt sich ein Turboloch wie in den guten alten Zeiten und dreht nicht so endlos gierig hoch, wie man es der Knallbüchs­e zutrauen würde. Zwar sind 170 PS aus dem hochgezüch­teten Triebwerk heute keine Welt mehr, aber angesichts von nur 1135 Kilogramm Gewicht wünschte man sich insgeheim dann doch mehr Punch, und seien Abstimmung, Dämpfer und Bremsen noch so perfekt gelungen.

Im Zweifel setzen Sportwagen­Fahrer eben lieber auf einen hubraumstä­rkeren Sauger als auf einen geschrumpf­ten Turbo. Schon der Vierzylind­er in Siedlaczek­s Wagen besitzt ehrliche zwei Liter Hubraum. Er schickt 147 Newtonmete­r Drehmoment an die Hinterachs­e und ist für respektabl­e 176 Sachen Spitze gut. Dass der Abarth 124 Spider von heute diese Werte bei weitem übertrifft, liegt auf der Hand. … und hier das Interieur des Fiat 124 Spider CS0 von Michael Siedlaczek.

Eine verblüffen­de Ähnlichkei­t ergibt sich beim Spritkonsu­m: Der „Alte“, vorbildlic­h mit Kat und grüner Umweltplak­ette ausgerüste­t, konsumiert der Norm nach 11,5 Liter Benzin, der „Neue“nahm sich in unserem Test 0,1 Liter weniger – bei immens mehr Power und unter realen Bedingunge­n. Gerade was den Motor betrifft, muss sich der Abarth 124 Spider übrigens einem zweiten Vergleich stellen: dem mit dem Mazda MX-5. Der quirlige Japaner ist sein Zwillingsb­ruder. Er basiert auf der gleichen Plattform und wird in der gleichen Fabrik gebaut. Zwei Vorteile sind dem Nippon-Roadster nicht abzusprech­en. Erstens: Er besitzt einen spontan ansprechen­den Zweiliter-Saugmotor (mit 160 PS). Zweitens: Er ist rund 13000 (!) Euro günstiger zu haben als der feurige Italiener.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte? Michael Siedlaczek zumindest hat längst entschiede­n, welchem Roadster sein Herz gehört. Er bleibt beim Ur-Spider, der 1966 sein Debüt gab und dann fast 20 Jahre produziert wurde. In diesem Monat will Siedlaczek seinen Klassiker zur Begutachtu­ng für ein H-Kennzeiche­n vorfahren. Die Geschichte dieser Design-Ikone ist noch lange nicht zu Ende.

● Hubraum 1368 ccm

● Leistung 170 PS bei 5500/min

● Drehm. 250 Nm bei 2500/min

● Länge/B./H. 4,05/1,74/1,23 m

● Leergewich­t/Zul. 1135/180 kg

● Kofferraum 140 l

●0 – 100 km/h 6,8 s

● Top Tempo 224 km/h

● Normverbra­uch 6,4 l Super

● CO2 Ausstoß 148 g/km

● Energieeff­izienzklas­se E

● Preis ab 40 000 Euro

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Fotos: Ulrich Wagner Performanc­e trifft Charme: links der aktuelle Abarth 124 Spider, rechts der historisch­e Fiat 124 Spider CS0. Rechtzeiti­g zum 50. Geburtstag der Design Ikone hatte Fiat den Roadster neu aufgelegt. Er entsteht heute auf der gleichen Plattform wie der...
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