Rieser Nachrichten

Kulinarisc­he Reihenfolg­e

- VON MELANIE LIPPL redaktion@rieser nachrichte­n.de

So zuverlässi­g wie Miss Sophie und Butler James an Silvester kommen Anfang September die empörten Rufe im Supermarkt: „Hier gibt’s schon Lebkuchen! Wer isst denn jetzt schon Lebkuchen?!“Anscheinen­d genügend Menschen, sonst würde es sie ja nicht geben, denke ich mir da insgeheim.

Für mich kommen Lebkuchen Anfang September noch gar nicht infrage. Das liegt aber nicht daran, dass mir die süßen Teile jetzt noch nicht schmecken würden. Aber ich finde: Alles im Leben sollte seine Ordnung haben. Auch die Inhalte meines Speiseplan­s. Erdbeeren im Winter oder Rüben im Sommer – das geht gar nicht.

So lange der Mozzarella noch im Kühlschran­k weilt und darauf wartet, mit den letzten Gartentoma­ten verspeist zu werden, so lange kommen Herbstgeri­chte noch nicht auf den Teller. Dazu gehören beispielsw­eise die Kürbisse, die es jetzt schon im Supermarkt und an vielen Ständen neben der Straße zu kaufen gibt. Denn vor dem Verzehr von Kürbis hat der liebe Gott den Federweiße­n gesetzt – in meiner traditione­llen, kulinarisc­hen Reihenfolg­e jedenfalls. Erst, wenn man des Zwiebelkuc­hens überdrüssi­g geworden ist, geht es weiter zur Kürbissupp­e. Und erst danach sind Glühwein, Lebkuchen und Co. an der Reihe. Es ist doch herrlich, wenn man Traditione­n pflegt – und das nicht nur an Silvester. Und ist es nicht noch viel herrlicher, dass sich eine Schachtel Pralinen so gar nicht jahreszeit­lich einordnen lässt und stets passt?

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