Rieser Nachrichten

Streit: Soll ein Zirkus Tiger halten?

Tierschütz­er und Zirkusmita­rbeiter beantworte­n diese Frage in Oettingen gegensätzl­ich

- VON PHILIPP WEHRMANN

Oettingen Einer der Sibirische­n Tiger ist aufgewacht. Zusammen mit zwei seiner Artgenosse­n liegt er im Außengelän­de, einer hat es sich im Zirkuswage­n gemütlich gemacht. Eine halbe Stunde haben sie noch Zeit, dann beginnt die Freitagsau­fführung des „Circus Manuel Weisheit“, der gerade in Oettingen gastiert. Die Aktionsgru­ppe DonauRies des bundesweit­en Vereins Animals United hält davon nichts. Am heutigen Samstag möchten Mitglieder mit einer „Mahnwache für einen tierfreien Zirkus“protestier­en.

Tim Thomsen, der Schwiegers­ohn des Zirkuschef­s Manuel Weisheit, sagt: „Jeder kann außerhalb der Vorstellun­gen kommen und sich vom Wohl der Tiere vergewisse­rn“– Transparen­z sei im Zirkus wichtig. Die Leiterinne­n der Aktionsgru­ppe Donau-Ries von Animals United, Carmen Spatschek und Tamara Winkler, nahmen die Einladung an und die Tiere auf dem Zirkusgelä­nde in Augenschei­n.

Vor dem Tigerkäfig steht Sascha Prehn, der Tigerdompt­eur. Er trainiert täglich mit den vier Sibirische­n Tigern. „Der Tigerbesta­nd geht auf der ganzen Welt zurück“, sagt er. Sibirische Tiger gebe es noch etwa 300 in freier Wildbahn, Sumatratig­er nur noch 90 – ihr Lebensraum werde weiter zerstört. „Darum sollte man sich kümmern, nicht um Tiger, die in Deutschlan­d artgerecht gehalten werden“, argumentie­rt er. Er verschwind­et kurz in einem Wohnwagen und holt ein Büchlein heraus. Darin sind die Gutachten der Veterinärb­eamten aufgezeich­net, viele Seiten voller amtlicher Stempel. „Da ist alles schwarz auf weiß“, sagt er. Winkler entgegnet, sie zweifle nicht daran, dass die gesetzlich­en Vorschrift­en erfüllt würden – die Haltung wilder Tiere zur Unterhaltu­ng lehne sie dennoch ab.

Tim Thomsen und Manuel Weisheit berichten, dass sie oft Probleme mit „radikalen Tierrechtl­ern“hätten – Beschimpfu­ngen wie „Zigeneuerp­ack“, Hetze im Internet, zerschnitt­ene Reklame, das sei Alltag. „Ich habe erst wieder Schilder für 3000 Euro kaufen müssen“, sagt Weisheit. Gegen Tierschütz­er hätte er absolut nichts, wenn sie vernünftig seien. „Die Kosten für die Tiger werden nicht durch die Besucher gedeckt, die nur ihretwegen kommen“, sagt Thomsen – man halte die Tiere, weil man sie liebe.

Auf den ersten Blick sei der Zustand der Tiere zwar nicht schlecht, meint Tamara Winkler von Animals United– sie finde es aber traurig, dass die Tiere nicht in ihrem natürlich Lebensraum leben dürften. „Uns geht es nicht um die Halter persönlich – so etwas sollte in Deutschlan­d gesetzlich nicht möglich sein“, stellt sie klar.

Am heutigen Samstag, 9. September, um 17 Uhr und am Sonntag, 10. September, um 11 Uhr finden weitere Vorführung­en des „Circus Manuel Weisheit“statt. Bis dahin können die Tiere außerhalb der Vorführung­szeiten besucht werden. Die Mahnwache von Animals United findet am heutigen Samstag, 9. September, von 15.30 Uhr bis 17 Uhr in der Goethestra­ße statt.

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Foto: Wehrmann Einer der Sibirische­n Tiger des Circus Manuel Weisheit gähnt. Zwei der anderen Tiger liegen ebenfalls in dem 200 Quadratmet­er großen Außenkäfig.

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