Berufung ist die wiederholte Anfrage Gottes
Michael Kammerlander neuer Pfarrer in Fremdingen
Fremdingen Es ist ein langer Reifeprozess, der den 35-jährigen in Illertissen aufgewachsenen Michael Kammerlander schließlich zum katholischen Priester werden ließ. „Der Glaube war schon immer da, auch in der gesamten Familie“, erinnert er sich. Da war ein christlich geprägtes Leben selbstverständlich, von Fahrten zu Besinnungstagen nach Vierzehnheiligen mit den Eltern bis hin zum Dienst als Ministrant.
In der vierten Klasse fragte ihn ein türkischer Mitschüler beim Fußball, ob er als Ministrant denn auch Priester werden wolle; damals wollte er es nicht, doch der Gedanke ließ ihn nicht wirklich wieder los. Immer wieder sprach er mit der Familie oder in der Sakristei darüber, ein entscheidender Satz blieb hängen: „Du brauchst eine Berufung dafür.“Ein Priester ergänzte im Gespräch: „Berufung ist die wiederholte Anfrage Gottes, ob du es auch wirklich willst.“Immer weiter vertiefte Kammerlander die Gespräche, bis ihm die Referentin auf einem Jugend-Wochenende – er war etwa 18 Jahre alt – Berufung und Priestertum detailliert schilderte. „Das sprach mich alles an.“
Also machte er sich auf den Weg ins Priesterseminar, studierte in Augsburg, Regensburg und Indien, wo ihn das Gefälle zwischen Arm und Reich schockierte, etwa, als er ein riesiges Wohnhaus direkt neben einem Slum-Zelt sah. Er unterstützte Missionare mit Tatkraft und finanziell bei einer Schule für SlumKinder: „Die ersten haben schon einen Schulabschluss“, freut er sich sichtlich über den Erfolg.
Im letzten Jahr seiner Ausbildung festigte sich sein Entschluss, Priester zu werden, endgültig. Ausschlaggebend war die Frage, wie er als Einzelperson besser Gott dienen könne und ihm war klar: Als Priester kann man viel mehr bewirken als zum Beispiel ein Familienvater, der christliches Familienleben pflegt und seinen Kindern Gott nahe bringt.
So wurde er denn 2011 in Augsburg zum Priester geweiht. Wie er ganz persönlich seine Aufgabe sieht? „Die Menschen sind auf der Suche nach Gott und lassen sich gerne darauf ansprechen“, habe ihm vor allem die Arbeit mit den Missionaren gezeigt. „Wenn sie dann Gott begegnen, ist das ein Erlebnis, das ein Leben lang nicht loslässt“, weiß er aus persönlicher Erfahrung. So betete er beispielsweise neben einer Frau, die im Koma lag und sich später bei ihm bedankte, weil sie es trotz allem gespürt und es ihr gutgetan hatte. Oft würden kleine alltägliche Wunder geschehen, oder jemand spüre ganz einfach bei Exerzitien, dass Gott da sei.
Seit Anfang des Monats ist Michael Kammerlander nun als Pfarrer in Fremdingen und fühlt sich von Anfang an gut aufgenommen: „Ich spüre deutlich, wie froh die Menschen sind, dass es nun mit einem jungen Pfarrer weitergeht“, sagt er. Bei seinem ersten Gottesdienst, den die Fremdinger Blasmusik gestaltete, wurde er sehr freundlich begrüßt, mit dem Pastoralrat hatte er schon eine vielversprechende Kennenlern-Runde. In Fremdingen kann er grundlegende Erfahrungen aus früheren Gemeinden einbringen: Er hatte immer schon eigene Impulse gesetzt, aber festgestellt, dass Feste und Projekte um so besser liefen, je mehr im Vorfeld von den Menschen selbst kam. Beides vereint er in einem fast schon biblischen Bild: „Ich will sein wie ein neuer Gärtner – sehen, was wächst, wie es angelegt ist und mich mit meinem Wissen darum kümmern.“