Paula und die dicke braune Raupe
Unsere Zeitungsente hat eine Mail von Familie Ott bekommen – mit einer besonderen Frage
Nördlingen Paula Print ist ganz aus dem Häuschen. Es ist nämlich etwas ganz Besonderes passiert: Sie hat eine Email bekommen. Ganz aufgeregt plustert sich die kleine Zeitungsente auf, als sie sie liest. „Hallo Paula“, steht da, „wir haben eine Frage an dich. Kannst du uns helfen?“Bei dieser Einleitung ist die Neugier der geflügelten Journalistin sofort geweckt, und sie liest weiter: „Wir sind am Dienstag zum Pizzaessen an den Schmähinger Weiher gegangen. Da hat Jana auf der Straße eine besondere Raupe gefunden. Die Raupe ist circa neun Zentimeter lang und einen Zentimeter dick. Das erste Mal weiß unserer Naturführer keine Antwort. Was ist das für eine Raupe, und was wird daraus? Bitte hilf uns. Dankeschön im Voraus von Felix, Malte und Jana Ott aus Reimlingen.“
Beim mitgeschickten Foto läuft der Ente erst einmal das Wasser im Schnabel zusammen. Sie hat so eine Raupe noch nie gesehen, aber sie sieht sehr lecker aus. Allerdings ist Paula trotz allem Appetit erst einmal vorsichtig. Nicht, dass dieser Leckerbissen am Ende giftig ist. Aber wenn der Naturführer von Familie Ott schon keine Antwort weiß, wie soll sie dann herausbekommen, was das für eine Raupe ist? Die kleine Zeitungsente ist ratlos und überlegt so angestrengt, dass sie das Gefühl hat, dass ihre Kopffedern schon zu dampfen beginnen. Fast will sie schon aufgeben, da hat sie eine Idee: „Für die großen Menschenkinder gibt es doch Biologieunterricht. Vielleicht kann mir da einer der Lehrer weiterhelfen!“
Kurz darauf wird sie mit Markus Holzner, Biologielehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium, fündig. „Hallo Paula“, begrüßt er die Ente, die ihm gleich schnatternd von der Raupe erzählt hat. „Diese Raupe ist die eines Nachtfalters mit dem Namen Weidenbohrer. Sie ist natürlich sehr spektakulär, weil sie unheimlich groß ist“, erklärt er Paula
Print.
„Diese Raupen sind durchaus große Schädlinge, wenn mehrere von ihnen einen Baum befallen. Denn die jungen Raupen des Weidenbohrers fressen sich ihre Gänge zwischen Rinde und Holz, später legen sie sogar fingerdicke Gänge im Holz selbst an“, erzählt der Biologielehrer weiter, wovon die Reporterin sehr beeindruckt ist. „Fingerdicke Gänge im Holz – da kann ich ja fast schon meine Schnabelspitze hineinstecken“, schnattert sie. „Gibt es denn Bäume, die dieser Nachtfalter besonders mag?“, will sie weiter wissen. Auch da weiß der Biologe eine Antwort: „Ja, der Weidenbohrer mag am liebsten Weiden; daher kommt ja der Name. Aber auch in Pappeln oder Obstbäumen ist er zu finden. Das sind alles Bäume mit weichem Holz, in das er sich gut einfressen kann. Oft findet man diesen Schmetterling an Waldrändern oder in Parks, gern in der Nähe von Bachläufen oder eben auch einem Weiher.“Beim Wort „Schmetterling“wird Paula sofort hellhörig: „Ist das dann auch so ein hübscher bunter Falter mit verschieden farbigen Flecken?“, fragt sie. Da muss Markus Holzner lachen: „Nein, gar nicht. Als Nachtfalter ist der Weidenbohrer ein sehr unauffälliger Schmetterling in grau bis graubraun. Tagsüber sitzt er auf der Rinde von seinen Lieblingsbäumen und ist eigentlich nicht zu erkennen.“
Damit bleibt der Zeitungsente nur noch eine Frage übrig: „Kann ich die Raupe denn fressen, wenn ich einmal eine sehe?“„Grundsätzlich riechen die Raupen des Weidenbohrers stark nach Essig; ob das dann so lecker ist, weiß ich nicht. Aber in der Antike galten sie bei den Römern als echte Delikatesse“, weiß der Biologielehrer, was Paula Print allerdings nicht allzu glücklich mach. „Bäh, Essig“, denkt sie sich.