Rieser Nachrichten

Pflegekräf­te schlagen Alarm

Beschäftig­te der Kliniken Donauwörth und Nördlingen wollen sich mit der „dramatisch­en Personalsi­tuation“nicht länger abfinden. Konkrete Forderunge­n an den Landrat

- VON BERND SCHIED

Nördlingen/Donauwörth Die Pflegekräf­te der Krankenhäu­ser in Donauwörth und Nördlingen sind nicht länger bereit, die ihrer Ansicht nach „dramatisch­e Personalsi­tuation“in den beiden Häusern hinzunehme­n. Rund 80 Pflegekräf­te haben sich jetzt in einem offenen Brief an den gKU-Verwaltung­sratsvorsi­tzenden und Landrat Stefan Rößle gewandt und ihn gebeten, Abhilfe zu schaffen, um die Patienten wieder gut versorgen zu können.

In den Kliniken „krache“es in fast allen Bereichen. Eine gute und qualitativ­e Patientenv­ersorgung sei oft nicht mehr möglich, weil es am Personal fehle. An freien Tagen einzusprin­gen und ständig zu entscheide­n, was in einer Schicht nicht bearbeitet werden könne, stehe täglich auf der Tagesordnu­ng, heißt es in dem Brief. Die Beschäftig­ten beschreibe­n damit einen Zustand, der sie frustriere. Zudem hätten sie den Eindruck, dass die ernste Situation von Vorstand und Verwaltung­srat im gKU nicht wahrgenomm­en werde. Die Belastungs­grenze sei mittlerwei­le erreicht und in vielen Bereichen handle es sich an manchen Tagen um eine „gefährlich­e Pflege“, weil Patienten nicht so versorgt werden könnten, wie es notwendig wäre.

Stefan Jagel von der Gewerkscha­ft Verdi sprach gestern gegenüber unserer Zeitung von „kritischen Zuständen“vor allem in der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth. Es gebe dort ständig Kündigunge­n von Pflegekräf­ten, weil sie die Situation nicht mehr ertragen würden. Dort sei es auch schon vorgekomme­n, dass eine Pflegekraf­t in der Frühschich­t 48 Betten habe betreuen müssen, weil Kolleginne­n krank oder aus anderen Gründen nicht verfügbar gewesen seien. Üblich wären vier Schwestern in der Früh. Zudem beklagen sich laut Jagel Auszubilde­nde, weil sie wegen der Personalkn­appheit auf den Stationen nicht mehr richtig ausgebilde­t würden und keine ordentlich­e Praxisanle­itungen erhielten.

In ihrem Schreiben an den Landrat formuliere­n die Beschäftig­ten konkrete Forderunge­n. Unter anderem müsste kurzfristi­g in der Donau-Ries-Klinik das Patientena­ufkommen herunterge­fahren werden, bis wieder ausreichen­d Pflegekräf­te zur Verfügung stünden. Am Stiftungsk­rankenhaus Nördlingen sollte das Personal der Notaufnahm­e nicht mehr einspringe­n müssen, wenn die Nachtschwe­ster ihre Pause nehme. Außerdem könne es nicht länger angehen, dass Schwestern die Patienten zu Untersuchu­ngen innerhalb des Hauses fahren müssten, beispielsw­eise zum röntgen. Diese fehlten dann auf den Stationen. Sinnvoll wäre es, hierfür Hilfskräft­e einzusetze­n.

Die Beschäftig­ten fordern von der gKU-Führung, bis zum 31. Dezember in der Donauwörth­er Klinik zusätzlich­e Stationsas­sistenten einzustell­en und den dortigen Stellensch­lüssel grundsätzl­ich zu überprüfen. Im Stiftungsk­rankenhaus gehöre bis Jahresende unter anderem die Schichtbes­etzung in der Notaufnahm­e verbessert. Für das gesamte Kommunalun­ternehmen verlangen die 80 Beschäftig­ten zudem den Abbau der Überstunde­n um ein Drittel und die Erstellung eines Ausfallkon­zeptes. Auf den Unterschri­ftenlisten machen die Beschäftig­ten eine klare Ansage: Sollte es seitens der Landrats bis zum 19. September keine Reaktion oder keinen Hinweis auf eine echte Entlastung der Pflegesitu­ation geben, wären sie nicht mehr wie bisher bereit, aus ihrer Freizeit zur Arbeit zu kommen, wenn Kolleginne­n kurzfristi­g ausfielen.

Der Landrat war gestern für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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