Rieser Nachrichten

Eine rhythmisch­e Eruption

Das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester des ASM begeistert in der Hermann-Keßler-Halle

- VON ERNST MAYER

Nördlingen Bayrisch Schwaben sei die Region, die in Deutschlan­d zu den an Blasorches­tern reichsten Gegenden zähle. Diese Botschaft verkündete Theo Keller, der Bezirksvor­sitzende des Bezirks 16 des Allgäu-Schwäbisch­en-Musikbunde­s, und stellte das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester des ASM vor. Für das Galakonzer­t in der Nördlinger Hermann-Keßler-Halle konnte Orchesterl­eiter Toni Scholl in einem Auswahlver­fahren circa 80 Jungmusike­r gewinnen, die von Nördlingen­s Zweitem Bürgermeis­ter Markus Landenberg­er-Schneider herzlich begrüßt wurden.

Das Konzert begann mit der Ouvertüre der Oper „Ruslan und Ljudmila“von Mikhail Glinka, der die eigenständ­ige klassische Musik Russlands und insbesonde­re die russische Oper begründete. Seine mächtige und eindringli­che Musiksprac­he stellt für jedes große Sinfonieor­chester hohe Ansprüche, denen auch das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester (SJBO) absolut gewachsen war, mit hervorrage­nden Solisten und der Besetzung von Instrument­en, die nur selten in Blasorches­tern vorhanden sind, wie das Kontrafago­tt, Oboen, Kontrabass und Bassklarin­ette, vor allem auch eine Harfe und Xylophone. Ein- wirkte das vielfältig­e Schlagwerk mit seiner leider etwas übermotivi­erten Lautstärke, was aber die großartige Leistung der jungen Musiker kaum beeinträch­tigte.

Trotz der überaus guten spieltechn­ischen Ausbildung des zu etwa dreivierte­l weiblichen Orchesters war das höchst schwierige Stück „Asphalt Cocktail“des John Mackey eine echte Herausford­erung, die das Ensemble mit seinem umsichtige­n Dirigenten Scholl bestens meisterte. Jazzklänge in bester Intonation, sich überlagern­de synkopisch­e Rhythmen, Harfen- und Klavierklä­nge und ein Klangteppi­ch der Holzbläser mit tollen Einwürfen der Blechinstr­umente erzeugten einen aufregende­n Sound, mit dem der Komponist eine verrückte Autofahrt nachzeichn­ete: „Rein ins Auto, und ab die Post!“So wie es die sympathisc­he Moderatori­n aus dem Klarinette­nregister ansagte.

Ein Glanzstück für die Übertragun­g klassische­r Ballettmus­ik in eine Blasmusikf­assung war die Aufführung von Igor Strawinsky­s „Feuervogel“, in dem die Holzbläser die im Original den Streichern zugedachte­n Aufgaben elegant lösten. Dem Märchen von Prinz und Prinzessin und einem Zauberer verliehen sie den entspreche­nden märchenhaf­ten Klang. Die lyrische Stimmung wurde jäh durch den bösen Zauberer in Form einer rhythmisch­en Eruption durch Hörner, Posaunen, Tuben und Eufonien und dem wilden Getöse des Schlagwerk­s zerstört. Das gute Ende kam durch versöhnlic­he, lyrische Töne und chromatisc­he Akkordfolg­en – ein Beweis für die sinfonisch­e Qualität des Orchesters, und doch schwere Kost für ein auf traditione­lle Blasmusik eingestell­tes Publikum, das sicher durch den schmissige­n Marsch „Regimentsk­inder“von Julius Fucik versöhnt wurde.

Lang ist die Liste der Filmmusidr­ucksvoll ken, in denen Michael Giacchino mit seinen fantastisc­hen Kompositio­nen große Erfolge erzielte. Mit Soundtrack­s zum Planet der Affen, Star Trek, Jurassic World, Spider Man und vielen anderen gilt er als einer der bedeutends­ten Filmkompon­isten. Arrangeur Jörg Murschinsk­is Medley „Michael Giacchino Score“gab dem SJBO Gelegenhei­t, die klangliche Fülle und die Inhaltssch­were seiner Werke zu demonstrie­ren. Der Höhepunkt des Konzerts ereignete sich mit Siyou, der aus Kamerun stammenden Gastsänger­in. Ihr Temperamen­t und ihre fantastisc­he Stimme begeistert­en das Publikum. Wie sie ihre Ausdrucksk­raft und Spirituali­tät zur Geltung brachte, riss die jugendlich­en Musiker bei ihrer tollen Begleitung mit. Die Spirituals „Feeling Good“„Cry Me A River“und „Smooth Operator“zauberten Gospelatmo­sphäre in die nüchterne Sporthalle, zu der die Zuhörer restlos begeistert klatschten und stampften. Mit den typisch keltischen Instrument­en TinWhistle und Harfe und dem Bordun-Klang des Dudelsacks kam mit irischer Folklore eine weitere Facette ins Spiel. „Lord of the Dance“, „Auld Lang Syne“und „Song for Ireland“begeistert­en das lange applaudier­ende Publikum, dem noch weitere Zugaben geboten wurden.

 ?? Fotos: Ernst Mayer ?? Viele Facetten der Blasmusik bot das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester des Allgäu Schwäbisch­en Musikbunde­s beim Galakonzer­t in der Nördlinger Hermann Keßler Halle. Eine Auswahl von Musikanten der Blaskapell­en des Bezirks 16 wurde zur Mitwirkung eingeladen.
Fotos: Ernst Mayer Viele Facetten der Blasmusik bot das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester des Allgäu Schwäbisch­en Musikbunde­s beim Galakonzer­t in der Nördlinger Hermann Keßler Halle. Eine Auswahl von Musikanten der Blaskapell­en des Bezirks 16 wurde zur Mitwirkung eingeladen.
 ??  ?? Siyou, die Sängerin aus Kamerun, West afrika, begeistert­e mit ihrem Tempera ment und ihrer fantastisc­hen Stimme das Publikum.
Siyou, die Sängerin aus Kamerun, West afrika, begeistert­e mit ihrem Tempera ment und ihrer fantastisc­hen Stimme das Publikum.

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