Eine rhythmische Eruption
Das Schwäbische Jugendblasorchester des ASM begeistert in der Hermann-Keßler-Halle
Nördlingen Bayrisch Schwaben sei die Region, die in Deutschland zu den an Blasorchestern reichsten Gegenden zähle. Diese Botschaft verkündete Theo Keller, der Bezirksvorsitzende des Bezirks 16 des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes, und stellte das Schwäbische Jugendblasorchester des ASM vor. Für das Galakonzert in der Nördlinger Hermann-Keßler-Halle konnte Orchesterleiter Toni Scholl in einem Auswahlverfahren circa 80 Jungmusiker gewinnen, die von Nördlingens Zweitem Bürgermeister Markus Landenberger-Schneider herzlich begrüßt wurden.
Das Konzert begann mit der Ouvertüre der Oper „Ruslan und Ljudmila“von Mikhail Glinka, der die eigenständige klassische Musik Russlands und insbesondere die russische Oper begründete. Seine mächtige und eindringliche Musiksprache stellt für jedes große Sinfonieorchester hohe Ansprüche, denen auch das Schwäbische Jugendblasorchester (SJBO) absolut gewachsen war, mit hervorragenden Solisten und der Besetzung von Instrumenten, die nur selten in Blasorchestern vorhanden sind, wie das Kontrafagott, Oboen, Kontrabass und Bassklarinette, vor allem auch eine Harfe und Xylophone. Ein- wirkte das vielfältige Schlagwerk mit seiner leider etwas übermotivierten Lautstärke, was aber die großartige Leistung der jungen Musiker kaum beeinträchtigte.
Trotz der überaus guten spieltechnischen Ausbildung des zu etwa dreiviertel weiblichen Orchesters war das höchst schwierige Stück „Asphalt Cocktail“des John Mackey eine echte Herausforderung, die das Ensemble mit seinem umsichtigen Dirigenten Scholl bestens meisterte. Jazzklänge in bester Intonation, sich überlagernde synkopische Rhythmen, Harfen- und Klavierklänge und ein Klangteppich der Holzbläser mit tollen Einwürfen der Blechinstrumente erzeugten einen aufregenden Sound, mit dem der Komponist eine verrückte Autofahrt nachzeichnete: „Rein ins Auto, und ab die Post!“So wie es die sympathische Moderatorin aus dem Klarinettenregister ansagte.
Ein Glanzstück für die Übertragung klassischer Ballettmusik in eine Blasmusikfassung war die Aufführung von Igor Strawinskys „Feuervogel“, in dem die Holzbläser die im Original den Streichern zugedachten Aufgaben elegant lösten. Dem Märchen von Prinz und Prinzessin und einem Zauberer verliehen sie den entsprechenden märchenhaften Klang. Die lyrische Stimmung wurde jäh durch den bösen Zauberer in Form einer rhythmischen Eruption durch Hörner, Posaunen, Tuben und Eufonien und dem wilden Getöse des Schlagwerks zerstört. Das gute Ende kam durch versöhnliche, lyrische Töne und chromatische Akkordfolgen – ein Beweis für die sinfonische Qualität des Orchesters, und doch schwere Kost für ein auf traditionelle Blasmusik eingestelltes Publikum, das sicher durch den schmissigen Marsch „Regimentskinder“von Julius Fucik versöhnt wurde.
Lang ist die Liste der Filmmusidrucksvoll ken, in denen Michael Giacchino mit seinen fantastischen Kompositionen große Erfolge erzielte. Mit Soundtracks zum Planet der Affen, Star Trek, Jurassic World, Spider Man und vielen anderen gilt er als einer der bedeutendsten Filmkomponisten. Arrangeur Jörg Murschinskis Medley „Michael Giacchino Score“gab dem SJBO Gelegenheit, die klangliche Fülle und die Inhaltsschwere seiner Werke zu demonstrieren. Der Höhepunkt des Konzerts ereignete sich mit Siyou, der aus Kamerun stammenden Gastsängerin. Ihr Temperament und ihre fantastische Stimme begeisterten das Publikum. Wie sie ihre Ausdruckskraft und Spiritualität zur Geltung brachte, riss die jugendlichen Musiker bei ihrer tollen Begleitung mit. Die Spirituals „Feeling Good“„Cry Me A River“und „Smooth Operator“zauberten Gospelatmosphäre in die nüchterne Sporthalle, zu der die Zuhörer restlos begeistert klatschten und stampften. Mit den typisch keltischen Instrumenten TinWhistle und Harfe und dem Bordun-Klang des Dudelsacks kam mit irischer Folklore eine weitere Facette ins Spiel. „Lord of the Dance“, „Auld Lang Syne“und „Song for Ireland“begeisterten das lange applaudierende Publikum, dem noch weitere Zugaben geboten wurden.