Rieser Nachrichten

„Die Toleranz ist aufgebrauc­ht“

Viele Möttinger sehnen das Ende der Baustelle herbei. Was sie nicht verstehen

- VON RONALD HUMMEL

Möttingen Fragt man in Möttingen herum, ist der Tenor überall der Gleiche: An den Straßenbau­arbeiten selbst stört sich niemand, aber die verbotener­weise durchfahre­nden Fahrzeuge nerven. „Neulich standen drei Laster hintereina­nder auf der Straße und wollten alle in unserem Hof wenden“, klagt eine Anwohnerin. Eine andere habe morgens, als sie zur Arbeit wollte, erst einmal ihre Einfahrt von parkenden Fahrzeugen „räumen“müssen.

Von der Gemeinde wird man gut und detaillier­t auf dem Laufenden gehalten – Wilfried Leuchtenmü­ller von Küchen-Eberhardt holt einen Zettel hervor, auf dem die momentanen Bauphasen dokumentie­rt sind. „Wir sind immer auf dem aktuellen Stand und können unsere Kunden, die in der Regel telefonisc­h Termine machen, die passenden Anfahrtswe­ge durchgeben.“

Auch Michael Grundler von der Raiffeisen-Volksbank sieht „alles im grünen Bereich“– seine Kunden stammen meist aus dem Ort und der Umgebung und kennen sich ebenfalls aus. Er hat, wie die anderen Befragten auch, den Eindruck, dass alles nach Plan läuft; eine GehsteigAs­phaltierun­g sei sogar eine Woche früher erfolgt als angekündig­t.

Bei der Tankstelle Seel jedoch klagen Kunden immer wieder über die oft kurzfristi­g wechselnde Verkehrsfü­hrung: „Am Abend kann man noch durch zu uns, am nächsten Morgen dann wieder nicht mehr; nachmittag­s ist es anders als vormittags“, sagt Irma Wegele, die hier arbeitet. Ob tatsächlic­h die Verkehrsfü­hrung wechselt oder wieder einmal hartnäckig Durchfahre­nde die Sperren beseitigte­n, lasse sich oft nicht sagen. Viele Kunden seien verwirrt, einer erzählte einmal, er sei vom Navi eine Stunde lang im Kreis geführt worden. Die Tankstelle passt derzeit ihre Öffnungsze­iten den Gegebenhei­ten an, hat morgens von 7.30 bis 10 Uhr und dann wieder von 16.20 bis 20 Uhr geöffnet. Das derzeitige Resümee: „Die Duldungsto­leranz ist langsam aufgebrauc­ht.“Die Arbeiter seien gut und zügig am Werk, wie jedermann bestätigt, aber der verbotene Durchgangs­verkehr störe nach wie vor am meisten. So fragt sich die Kollegin Beate Glötzer derzeit oft, wohin ganze Lkw-Kolonnen oder Wohnmobile verschwind­en, die auf den derzeitige­n Bauabschni­tt zwischen Bahnhof und Ortsausgan­g Richtung Harburg zurasen. „Die müssen sich irgendwie am Bahnhof vorbei quetschen“, vermutet sie.

„Es ist gefährlich für uns, wenn die Leute einfach durchrausc­hen“, sagt einer der Bauarbeite­r dort, der sich die Unvernunft nicht erklären kann: „Gute Lkw-Navis zeigen Baustellen doch an.“Ein anderer fügt an: „Wir könnten einen Arbeiter abstellen, der den ganzen Tag beantworte­t, wo und wie man jetzt weiter kommt.“

Der geänderte Schulbusve­rkehr lief zum Schuljahre­sbeginn „erstaunlic­h glatt“, erklärte Jörg Schwarzer vom gleichnami­gen Busunterne­hmen gegenüber unserer Zeitung. Appetshofe­n und Lierheim sind von Möttingen abgeschnit­ten und der Schulbus von dort muss eine Viertelstu­nde früher als sonst fahren. Sicherheit­shalber habe man am ersten Schultag zwei Busse eingesetzt, der zweite wurde prompt von Nachzügler­n genutzt. Schwarzer sagt: „Auch diese wissen jetzt Bescheid; im Vorfeld waren die Eltern schon gut über Gemeinde, unser Unternehme­n und das Internet informiert worden.“

„Es ist gefährlich für uns, wenn die Leute einfach durchrausc­hen.“

Ein Bauarbeite­r

 ?? Foto: Hummel ?? Der letzte Bauabschni­tt in Möttingen, am Montag soll asphaltier­t werden. Der Fahrer des Wagens rechts ignorierte alle Absperrung­en und Warnrufe der Bauarbeite­r und wen dete wie so viele erst, als es definitiv nicht mehr weiter ging.
Foto: Hummel Der letzte Bauabschni­tt in Möttingen, am Montag soll asphaltier­t werden. Der Fahrer des Wagens rechts ignorierte alle Absperrung­en und Warnrufe der Bauarbeite­r und wen dete wie so viele erst, als es definitiv nicht mehr weiter ging.

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