„Die Toleranz ist aufgebraucht“
Viele Möttinger sehnen das Ende der Baustelle herbei. Was sie nicht verstehen
Möttingen Fragt man in Möttingen herum, ist der Tenor überall der Gleiche: An den Straßenbauarbeiten selbst stört sich niemand, aber die verbotenerweise durchfahrenden Fahrzeuge nerven. „Neulich standen drei Laster hintereinander auf der Straße und wollten alle in unserem Hof wenden“, klagt eine Anwohnerin. Eine andere habe morgens, als sie zur Arbeit wollte, erst einmal ihre Einfahrt von parkenden Fahrzeugen „räumen“müssen.
Von der Gemeinde wird man gut und detailliert auf dem Laufenden gehalten – Wilfried Leuchtenmüller von Küchen-Eberhardt holt einen Zettel hervor, auf dem die momentanen Bauphasen dokumentiert sind. „Wir sind immer auf dem aktuellen Stand und können unsere Kunden, die in der Regel telefonisch Termine machen, die passenden Anfahrtswege durchgeben.“
Auch Michael Grundler von der Raiffeisen-Volksbank sieht „alles im grünen Bereich“– seine Kunden stammen meist aus dem Ort und der Umgebung und kennen sich ebenfalls aus. Er hat, wie die anderen Befragten auch, den Eindruck, dass alles nach Plan läuft; eine GehsteigAsphaltierung sei sogar eine Woche früher erfolgt als angekündigt.
Bei der Tankstelle Seel jedoch klagen Kunden immer wieder über die oft kurzfristig wechselnde Verkehrsführung: „Am Abend kann man noch durch zu uns, am nächsten Morgen dann wieder nicht mehr; nachmittags ist es anders als vormittags“, sagt Irma Wegele, die hier arbeitet. Ob tatsächlich die Verkehrsführung wechselt oder wieder einmal hartnäckig Durchfahrende die Sperren beseitigten, lasse sich oft nicht sagen. Viele Kunden seien verwirrt, einer erzählte einmal, er sei vom Navi eine Stunde lang im Kreis geführt worden. Die Tankstelle passt derzeit ihre Öffnungszeiten den Gegebenheiten an, hat morgens von 7.30 bis 10 Uhr und dann wieder von 16.20 bis 20 Uhr geöffnet. Das derzeitige Resümee: „Die Duldungstoleranz ist langsam aufgebraucht.“Die Arbeiter seien gut und zügig am Werk, wie jedermann bestätigt, aber der verbotene Durchgangsverkehr störe nach wie vor am meisten. So fragt sich die Kollegin Beate Glötzer derzeit oft, wohin ganze Lkw-Kolonnen oder Wohnmobile verschwinden, die auf den derzeitigen Bauabschnitt zwischen Bahnhof und Ortsausgang Richtung Harburg zurasen. „Die müssen sich irgendwie am Bahnhof vorbei quetschen“, vermutet sie.
„Es ist gefährlich für uns, wenn die Leute einfach durchrauschen“, sagt einer der Bauarbeiter dort, der sich die Unvernunft nicht erklären kann: „Gute Lkw-Navis zeigen Baustellen doch an.“Ein anderer fügt an: „Wir könnten einen Arbeiter abstellen, der den ganzen Tag beantwortet, wo und wie man jetzt weiter kommt.“
Der geänderte Schulbusverkehr lief zum Schuljahresbeginn „erstaunlich glatt“, erklärte Jörg Schwarzer vom gleichnamigen Busunternehmen gegenüber unserer Zeitung. Appetshofen und Lierheim sind von Möttingen abgeschnitten und der Schulbus von dort muss eine Viertelstunde früher als sonst fahren. Sicherheitshalber habe man am ersten Schultag zwei Busse eingesetzt, der zweite wurde prompt von Nachzüglern genutzt. Schwarzer sagt: „Auch diese wissen jetzt Bescheid; im Vorfeld waren die Eltern schon gut über Gemeinde, unser Unternehmen und das Internet informiert worden.“
„Es ist gefährlich für uns, wenn die Leute einfach durchrauschen.“
Ein Bauarbeiter