Wege zur Literatur
Bernhard Hampp erkundet in seinem neuen Buch Württemberg für Literaturfreunde
Nördlingen Der Nördlinger Bernhard Hampp, Jahrgang 1975, lebt fürs Schreiben: Er ist der Autor mehrerer Theaterstücke, die das Dramatische Ensemble (DE) in Nördlingen aufführte; nach seiner Zeit als freier Mitarbeiter bei den Rieser Nachrichten berichtete er für die Süddeutsche Zeitung, den Südwestrundfunk und das Merian-Magazin aus dem In- und Ausland. Heute ist er Redakteur der Schwäbischen Zeitung in Ellwangen und Aalen.
In dem Buch „Schwaben erlesen!“des Gmeiner-Verlages erkundet er ganz Württemberg nach Orten, an denen die Literatur lebendig wird, vom „Büchertempel“der Stadtbibliothek Stuttgart über den Hölderlinturm in Tübingen bis zum modernen Bibelmuseum mit „Bibliorama“. Mit seinen eigenen Bildern illustriert er zusätzlich die Stimmung, die er wortgewaltig einfängt. Paradebeispiel ist die Abtei Neresheim, deren barocker Bibliothekssaal den Einband ziert. Die angesammelten 18000 Bände überstanden die Jahrhunderte unbeschadet, sogar die Plünderungen während der Säkularisation.
Etliche weitere Klöster wie in Blaubeuren, Schussenried oder Maulbronn zählt Hampp auf; ebenso Schlösser von Warthausen bei Biberach bis Fachsenfeld. Auch Büchermärkte und -messen in stimmungsvoller Umgebung stellt der Autor vor, etwa die bedeutendste deutsche Antiquariatsmesse in Stuttgart im Januar, den Waiblinger Buchmarkt im Mai oder den Büchermarkt in Kirchheim an der Jagst im Juni.
Bücherhorte und -märkte sind das eine, die Aura der Schriftsteller das Andere – Wielands Gartenhaus, Hölderlinturm, Hegel-, Mörikeoder Kernerhaus zeigen die reale Arbeitsumgebung, etliche Museen dokumentieren Leben und Werke von Hesse bis Thaddäus Troll, von Hölderlin bis Eichendorff. Sogar literarische Figuren erweckt Hampp zum Leben, führt in die „Fauststadt“Knittlingen oder zur Burg Jagsthausen, dem Stammsitz Götz von Berlichingens. Ganz außergewöhnliche Orte sind das Schriftstellerhaus im Stuttgarter Bohnenviertel, wo Autoren gemeinsam arbeiten können, oder die „Genisa“in der ehemaligen Synagoge von Michelbach – ein Bücherfriedhof, in dem jüdische Bücher, die den Namen Gottes in sich trugen, wie Menschen bestattet wurden, weil sie nicht zerstört werden dürfen.
Hampp gelingt es in seinem Buch hervorragend, mit seiner Bibliofie und Literaturbegeisterung anzustecken. Ein ähnliches Werk über Literaturorte in Bayern ist in Planung.
OInfo: Bernhard Hampp, „Schwaben erlesen“, Gmeiner Verlag Meßkirch, 190 Seiten, Hardcover, ISBN
978 3 8392 2123 5.