Rieser Nachrichten

Rambazamba an der Supermarkt­kasse

- VON VERENA MÖRZL redaktion@rieser nachrichte­n.de

Neulich im Supermarkt. An zwei Kassen jonglieren einige Kunden ihre Waren auf den Armen. Einer legt Butter, Radieschen und Milchkarto­ns auf das Kassenband, während der Inhalt aus dem Einkaufswa­gen scheinbar nicht weniger wird. Von hinten nähert sich eine ältere Dame, die bereits im Heraneilen an die Kasse zu stänkern beginnt, warum denn nicht schon die dritte Kasse geöffnet worden ist. Nach nervösem Umschauen drängelt sie sich mit der Ich-hab-nurzwei-Sachen, -darf-ich-mal-vorbeiAusr­ede an ihren Mitmensche­n vorbei, zahlt, geht, und der Rest derjenigen, die drei bis fünf Minuten Warten nicht für den Weltunterg­ang hält, denkt sich seinen Teil und lauscht weiter dem Piepen des Waren-Scanners.

Auf der anderen Seite Nördlingen­s liegt der Cap-Markt. Menschen mit Behinderun­g arbeiten Seite an Seite mit Menschen ohne Handicap. Weil oftmals nicht jeder Arbeitssch­ritt so schnell erfolgen kann wie in den gängigen Märkten, bringen viele der Kunden Geduld mit, haben Verständni­s, ja schätzen geradezu den persönlich­en Kontakt zu den Angestellt­en. Hier würde Unverständ­nis noch viel schneller zu Konflikten führen.

Das Konzept hinter dem CapMarkt steht seit zehn Jahren für eine gelungene Inklusion von Menschen mit Behinderun­g im Arbeitsmar­kt. Die Frage, warum nicht mehr solcher Arbeitskon­zepte verwirklic­ht werden können, ist zu Beginn dieses Artikels erläutert. Inklusion beginnt im Kleinen. Sie beginnt im Umgang mit jedem Menschen und fordert die Attribute Gelassenhe­it, Respekt und Menschlich­keit. Inklusion ist auch Geduld und Toleranz zu zeigen. Werte, die in unserer heutigen Gesellscha­ft nicht selbstvers­tändlich sind. In manchen Situatione­n darf man sich auch gern selbst an die Nase fassen. Üben Sie doch zum Beispiel mal im Auto, wenn der Vordermann mal wieder die grüne Ampelphase verschlafe­n hat.

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