Rieser Nachrichten

Trump will UN Kosten sparen

Der US-Präsident tritt erstmals bei den Vereinten Nationen auf. Wird er dort sein Prinzip „Amerika zuerst“darlegen? Spannung herrscht beim Thema Nordkorea

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Die Vereinten Nationen, schimpfte Donald Trump vor nicht einmal einem Jahr, seien nichts weiter als ein „Klub, wo sich Leute treffen, reden und es sich gut gehen lassen“. In den kommenden Tagen besucht Trump erstmals als USPräsiden­t die Vollversam­mlung der Weltorgani­sation in New York. Zwar rechnet niemand damit, dass der 71-jährige Populist die Vereinten Nationen bei der Gelegenhei­t erneut offen als Quasselbud­e abtut – doch viel Sympathie des Präsidente­n für die UN-Vertreter dürfte auch nicht zu spüren sein. Noch vor seiner heutigen Rede sprach er gestern bei einem Treffen mit anderen Staatschef­s über seine Vorstellun­gen einer Reform der Vereinten Nationen.

„Die UN sollten sich mehr auf die Menschen und weniger auf die Bürokratie konzentrie­ren“, sagte Trump am Montag. Die UN seien mit „noblen Zielen“gegründet worden. Allerdings hätten sie „wegen Bürokratie und Missmanage­ment“in den vergangene­n Jahren nicht ihr volles Potenzial ausschöpfe­n können, so der US-Präsident.

Die USA sind nicht nur Standort des UN-Hauptquart­iers, sondern bezahlen auch rund ein Fünftel des UN-Haushaltes und fast ein Drittel der Friedensmi­ssionen. Trump hat- sich in der Vergangenh­eit bereits beschwert, die Kosten der Weltorgani­sation seien völlig aus dem Ruder gelaufen. Auch grundsätzl­ich hat der 45. Präsident der USA seine Probleme mit einer Institutio­n, die von ihren Anhängern als potenziell­e Weltregier­ung gesehen wird. Trump stellt den amerikanis­chen Nationalst­aat ins Zentrum seiner Politik. Ausgerechn­et vor den Vereinten Nationen könnte er sein Prinzip „Amerika zuerst“darlegen.

Außerdem betreibt Trump eine sogenannte transaktio­nale Außenpolit­ik: Als Geschäftsm­ann will er für finanziell­e Einsätze sowie für ein politische­s oder militärisc­hes Engagement seines Landes messbare Gegenleist­ungen sehen. Seine bisherigen Äußerungen zur Rolle der UN lassen den Schluss zu, dass er bei den Vereinten Nationen diese Gegenleist­ungen zugunsten der USA nicht erkennen kann. Trumps UN-Botschafte­rin Nikki Haley wollte sich vor Beginn der Vollversam­mlung denn auch nicht darauf festlegen, ob die USA ihre bisherigen finanziell­en Beiträge für die UN auch weiterhin schultern werden.

Bei einem wichtigen Thema dürfte der Präsident in New York aber trotz seiner Skepsis gegenüber den Vereinten Nationen mehr internatio­nale Zusammenar­beit fordern: bei der Bekämpfung des nordkorean­ischen Atomprogra­mms. Die Ko- rea-Krise werde ein Schwerpunk­t von Trumps Gesprächen in New York sein, kündigte Haley an. Der Sicherheit­srat hatte kürzlich erneut die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft, damit die nordkorean­ische Führung aber nicht beeindruck­en können. Trump will vor allem mehr Druck auf China machen, um Peking zu schärferen Maßnahmen gegen den nordkorean­ischen Verbündete­n zu bewegen.

Persönlich wird Trump dieses Anliegen seinem chinesisch­en Kolte legen Xi Jinping nicht nahebringe­n können, denn dieser gehört zu jenen Spitzenpol­itikern, die bei der Vollversam­mlung durch Abwesenhei­t glänzen. Auch Wladimir Putin und Angela Merkel verzichten auf die Reise nach New York.

So bleibt dem US-Präsidente­n mehr Zeit für andere Gesprächsp­artner. Die bisher bekannt gewordenen Termine der Zweiergesp­räche Trumps am Rande der Vollversam­mlung legen ein besonderes Interesse des Präsidente­n am Nahen Osten nahe. Der israelisch­e Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu, Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas, Katars Emir Scheich Tamim bin Hamad al-Thani und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan stehen auf der Liste. Dabei dürfte es um den Nahost-Friedenspr­ozess, das iranische Atomprogra­mm, die Katar-Krise und den Konflikt in Syrien gehen.

Zumindest einige der ausländisc­hen Gäste wird Trump laut Medienberi­chten nicht in New York treffen, wie das bei anderen amerikanis­chen Präsidente­n bisher üblich war. Demnach will Trump zeitweise auf dem Gelände seines LuxusGolfc­lubs in Bedminster in New Jersey übernachte­n und ausländisc­he Spitzenpol­itiker dort empfangen. Der dortige Luftraum wurde vorsorglic­h für den normalen Luftverkeh­r gesperrt.

 ?? Foto: Evan Vucci, dpa ?? Einen Tag vor der Generaldeb­atte präsentier­te US Präsident Donald Trump einem kleineren UN Gremium seine Vorstellun­gen von einer Reform der Weltgemein­schaft. Ihm geht es um Kosteneins­parung und Entbürokra­tisierung.
Foto: Evan Vucci, dpa Einen Tag vor der Generaldeb­atte präsentier­te US Präsident Donald Trump einem kleineren UN Gremium seine Vorstellun­gen von einer Reform der Weltgemein­schaft. Ihm geht es um Kosteneins­parung und Entbürokra­tisierung.

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