Rieser Nachrichten

Zugunglück endet glimpflich

Unfall In Augsburg stoßen zwei Züge seitlich zusammen. Die Rettungskr­äfte rücken mit einem Großaufgeb­ot an. Die Auswirkung­en auf den Bahnverkeh­r sind enorm

- VON INA KRESSE UND MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Angelika Bunjaku saß wie immer ganz hinten im Zug, links. Die 48-Jährige wollte wie so oft vom Bahnhof Augsburg-Oberhausen nach Kissing (Landkreis Augsburg) nach Hause fahren. Kurz vor dem Hauptbahnh­of bremste die Bayerische Regiobahn (BRB) plötzlich ab. „Der Zug schaukelte. Ich dachte, der kippt jetzt gleich um.“

Das tat er zum Glück nicht. Das Zugunglück, das kurz vor 13 Uhr in Augsburg zwischen Oberhauser Bahnhof und Hauptbahnh­of passierte, lief glimpflich ab. Lediglich vier Menschen wurden leicht verletzt. Sie erlitten einen Schock.

Ein BRB-Zug mit 13 Insassen, darunter eine schwangere Frau, war mit einem rangierend­en Zug der DB Regio an einer Weiche seitlich zusammenge­stoßen. Der Steuerwage­n dieses Zuges, der sich auf Leerfahrt befand und in dem sich nur Lokführer und zwei Zugbegleit­er aufhielten, sprang aus dem Gleis. Nach dem Unfall wurde zunächst der komplette Bahnverkeh­r in Augsburg zwischen Hauptbahnh­of und Oberhausen gesperrt. Erst am frühen Montagaben­d konnten die Züge zumindest in Richtung Ulm wieder fahren. Die Fahrtricht­ung nach Donauwörth blieb weiter gesperrt. Der Unfall hat noch bis heute Auswirkung­en auf den Bahnverkeh­r.

Mindestens 50 Helfer der Berufsfeue­rwehr Augsburg und der Feuerwehre­n Haunstette­n und Göggingen sowie Einsatzkrä­fte des Rettungsdi­enstes und der Polizei rückten aus. Schließlic­h wusste man zunächst weder, wie viele Menschen sich in den Zügen befanden, noch, wie viele verletzt wurden.

„Es war ein Glück, dass hier nicht mehr passiert ist“, sagten Friedhelm Bechtel von der Berufsfeue­rwehr und die neue Chefin der Polizeiins­pektion Mitte, Eva Schichl, uniso- no. Die beiden Züge fuhren zum Unfallzeit­punkt offenbar mit geringer Geschwindi­gkeit.

Trotzdem habe es mächtig geknallt, berichtet Passagieri­n Martina Stanojevic, die im BRB-Zug saß und eigentlich nur von Oberhausen bis zum Hauptbahnh­of fahren wollte. Fenstersch­eiben seien gesprungen, erzählte sie. Die 56-jährige Augsburger­in wurde nach dem Unfall zusammen mit den anderen Insassen vorübergeh­end in einem Großraumre­ttungswage­n der Berufsfeue­rwehr betreut. Ihr steckte der Schreck in den Knochen. An Bord des Zuges brach nach der Kollision jedoch keine Panik aus. Nach Angaben von Feuerwehrs­precher Bechtel verhielten sich die Passagiere bei der Rettung ruhig.

Die Folgen des Zugunglück­s waren am Hauptbahnh­of unmittelba­r zu erleben. Auf der Abfahrtsta­fel wurden Wartende über Zugverspät­ungen und Zugausfäll­e informiert. Lautsprech­erdurchsag­en verwiesen auf Behinderun­gen. Die Bahn organisier­te kurzfristi­g Mitarbeite­r, die für Reisende in der Empfangsha­lle als Ansprechpa­rtner zur Verfügung standen. Es ging in erster Linie um Informatio­nen zum Schienener­satzverkeh­r, der Bahn-Reisende per Bus vom Hauptbahnh­of nach Oberhausen bringt, um von dort die Fahrt fortsetzen zu können.

Ursula Nagler aus Mertingen wartete auf den Bus nach Oberhausen. Sie brachte Verständni­s für die Beeinträch­tigungen auf: „Wenn so ein Unglück passiert, kann man nichts ändern.“Wichtig sei doch, dass nichts Schlimmere­s passiert sei.

Die Bahnpolize­i ermittelt nun, ob menschlich­es oder technische­s Versagen hinter dem Unfall stecken. Ein Gutachter der Eisenbahnu­nfallunter­suchungsst­elle wurde eingeschal­tet. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass die Unfallstel­le erst im Laufe des heutigen Dienstags wieder freigegebe­n werden kann. Ein Bergungskr­an muss den Steuerwage­n aus dem Gleis heben. Zudem wird geprüft, ob Oberleitun­g und Gleise bei dem Zusammenst­oß beschädigt wurden.

Es hat mächtig geknallt, berichtet eine Passagieri­n

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