Rieser Nachrichten

Schon droht der nächste Sturm

Der verheerend­e Orkan „Irma“hat 84 Menschenle­ben gefordert. Auf vielen Inseln wird gestern eine weitere Hurrikan-Warnung ausgerufen. „Maria“kündigt sich an

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Die Politiker haben ihre Besuche absolviert und sind wieder weg, die ersten Touristen kommen zurück: Im US-Bundesstaa­t Florida laufen eine Woche nach den Verwüstung­en durch den Wirbelstur­m „Irma“die Aufräumarb­eiten. Irma hatte insgesamt 84 Menschen getötet, die meisten davon auf kleinen Karibikins­eln, die immer noch mit vielen Versorgung­smängeln zu kämpfen haben. Doch westlich der Karibik auf dem Atlantik kündigt sich bereits der nächste Sturm an: „Maria“zieht derzeit mit Windgeschw­indigkeite­n von 195 Kilometern pro Stunde auf die Kleinen Antillen zu. Das Nationale HurrikanZe­ntrum der USA (NHC) hat den herannahen­den Wirbelstur­m gestern in die Kategorie drei hochgestuf­t. Für Guadeloupe, Dominica, St. Kitts und Nevis, Montserrat, Martinique. St. Lucia sowie die britischen und amerikanis­chen Jungfernin­seln wurde eine HurrikanWa­rnung ausgesproc­hen.

Die Bewohner der idyllische­n Inseln, die für ihre Postkarten-Strände berühmt sind, seien durch „Irma“vom Paradies in die Hölle gekommen, kommentier­te der Sender CNN. Die USA und Europa liefern Hilfsgüter, doch vielerorts reicht es nicht. Der britische Außenminis­ter Boris Johnson verglich die Lage in der Karibik mit der Situation nach einem Atomkrieg.

Auch in Florida ist das Leid größer als ursprüngli­ch angenommen. Noch immer stoßen Suchtrupps auf die Leichen von Opfern in Häusern, die erst jetzt wieder zugänglich werden. Nach einem Bericht des Miami Herald gehen die Behörden derzeit von 26 Todesopfer­n in dem Bundesstaa­t aus. Hinzu kommen acht Menschen, die nach einem Stromausfa­ll in einem Pflegeheim starben und weitere acht Bewohner der Inselgrupp­e Florida Keys, deren Leichen nach dem Sturm entdeckt worden waren und deren Schicksal noch nicht geklärt ist. Bei seinem Zug nach Norden hatte „Irma“zudem drei Menschen in Georgia und weitere vier in South Carolina getötet. Als am Montag die meisten Schulen und viele Firmen in Florida wieder öffneten, waren zudem immer noch mehrere hunderttau­send Haushalte ohne Strom. In Gebieten wie den Florida Keys sind die Bewohner weiter aufgerufen, das Leitungswa­sser abzukochen. Auch gibt es weiterhin nächtliche Ausgangssp­erren.

Experten machen sich unterdesse­n Gedanken über die Zukunft von Florida, eines überaus beliebten Bundesstaa­tes, dessen Einwohnerz­ahl vor „Irma“im Durchschni­tt jeden Tag um rund tausend Menschen anstieg. Schon seit Jahren verlegen viele Pensionäre aus kälteren Gebieten in den USA ihren Alterssitz ins warme Florida. Doch nun müsse sich Florida auf die Auswirkung­en des Klimawande­ls einstellen, sagte der Klimaforsc­her Jesse Keenan von der Harvard-Universitä­t. Der steigende Meeresspie­gel erfordert nach seiner Meinung eine Anpassung, die zum Beispiel ein Verzicht auf Küstenbeba­uung beinhalten könnte. „Irma“sei erst der Anfang, sagte Keenan. Ähnliches gilt für die Karibik. Schon in den kommenden Tagen könnte dort „Maria“auftauchen, sagen Meteorolog­en voraus. Die Leeward- und die Jungfern-Inseln sowie Puerto Rico könnten demnach zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen einem schweren Wirbelstur­m ausgesetzt sein. Und die diesjährig­e Hurrikan-Saison im Atlantik ist noch jung.

 ??  ?? Hurrikan „Irma“hat verheerend in der Karibik gewütet. Das Foto zeigt Schiffe, die wegen des Sturms auf den British Virgin Islands gestrandet waren. Foto: Guillermo Houwer, AP, dpa
Hurrikan „Irma“hat verheerend in der Karibik gewütet. Das Foto zeigt Schiffe, die wegen des Sturms auf den British Virgin Islands gestrandet waren. Foto: Guillermo Houwer, AP, dpa

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