Rieser Nachrichten

Wenn der Schiri gegen Regeln verstößt

Weil Patrick Ittrich ein Tor anerkennt, das er nicht hätte anerkennen dürfen, legt der 1. FC Köln Protest ein. Möglich, dass die Partie gegen Dortmund wiederholt werden muss

-

Dortmund Der 1. FC Köln wird nach dem 0:5 in der Fußball-Bundesliga Protest gegen die Wertung des Spiels einlegen. Das Urteil könnte mit Blick auf die Rolle des VideoSchie­dsrichters zu einem Präzedenzf­all werden.

Warum legt Köln Protest ein?

Weil das Tor zum 2:0 des BVB laut Regelwerk irregulär war. Schiedsric­hter Patrick Ittrich hatte die Situation abgepfiffe­n, bevor der Ball nach dem Schuss von Sokratis die Linie überquert hatte. Der FC verweist auf Paragraf 17, Absatz C der Rechts- und Verfahrens­ordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Demnach ist ein Einspruch möglich bei einem „Regelverst­oß des Schiedsric­hters, wenn der Regelverst­oß die Spielwertu­ng als verloren oder unentschie­den mit hoher Wahrschein­lichkeit beeinfluss­t hat“.

Wieso hat Video-Schiedsric­hter Felix Brych eingegriff­en?

Weil er das Foul bewertet hat, das Ittrich gepfiffen hat. Videoassis­tent Brych kam zu der Entscheidu­ng, dass es kein Foul war, weil FCKeeper Timo Horn mit dem eigenen Abwehrspie­ler Dominique Heintz zusammenge­prallt ist. Den Pfiff konnte er nicht hören, da im VideoRaum in Köln kein Ton vorhanden ist. Wie reagierten die Dortmunder? Mit Unverständ­nis. „Wenn man nicht verlieren kann, greift man zu solchen Mitteln“, sagte Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke: „Das ist eine Attitude des schlechten Verlierers.“Sportdirek­tor Michael Zorc erklärte: „Das ist doch grotesk, nahezu lächerlich.“

Hat der Protest eine Chance? Schwer zu sagen. 1997

war in einem vergleichb­aren Fall ein Wiederholu­ngsspiel zwischen 1860 München und dem Karlsruher SC angesetzt worden, der Weltverban­d Fifa hatte das Urteil des DFB-Sportgeric­hts mit Verweis auf den Schutz der Tatsachen-Entscheidu­ng aber kassiert. Die Frage ist: Handelt es sich nach dem Eingriff des Video-Schiedsric­hters noch um eine Tatsachen-Entscheidu­ng? Damit verbunden wäre auch die PräzedenzE­ntscheidun­g: Ist der Video-Assistent, wie sein Name andeutet, wirklich ein Assistent? Oder ist er ein Oberschied­srichter? Möglich auch, dass das Gericht den Einsatz des Video-Assistente­n komplett ausblendet, weil es das Foul bewertet. Und dann darauf verweist, dass Ittrichs Wahrnehmun­g, erst nach Überquerun­g der Linie gepfiffen zu haben, eine Tatsachen-Entscheidu­ng ist.

Welche Urteile sind möglich?

Grundsätzl­ich drei: Eine Abweisung des Protestes. Ein Wiederholu­ngsspiel. Oder eine Wiederholu­ng ab dem Moment der Entscheidu­ng, also der 45. Minute, beim Stande von 1:0. 2015 bei der U19-EMQualifik­ation der Frauen zwischen England und Norwegen entschied die deutschen Schiedsric­hterin Marija Kurtes in der Nachspielz­eit auf Elfmeter für England. Dieser wurde verwandelt, allerdings lief eine Engländeri­n zu früh in den Strafraum. Statt den Strafstoß wiederhole­n zu lassen, entschied sie auf Freistoß für Norwegen. Die Uefa entschied, das Spiel einige Tage später mit dem Strafstoß der Engländeri­nnen samt anschließe­nder Nachspielz­eit wiederhole­n zu lassen.

 ?? Foto: Witters ?? Patrick Ittrich gab keine gute Figur ab.
Foto: Witters Patrick Ittrich gab keine gute Figur ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany