Verständlicher Kölner Irrweg
Aus Sicht des 1. FC Köln ist der Protest gegen das 0:5 in Dortmund zumindest nachvollziehbar. Vier Spiele, null Punkte: Da liest sich die Bilanz von Air Berlin besser. Eröffnet sich da auf wundersame Weise die Möglichkeit, ein wenig nachzubessern, muss sie ein gewiefter Manager ergreifen. Jörg Schmadtke argumentiert also, dass Schiedsrichter Patrick Ittrich mit einer „irregulären Entscheidung gegen das Regelwerk“das Spiel entschieden habe.
Das ist natürlich falsch. Ittrich hat einen Fehler begangen, aber nicht die Partie entschieden. Er unterbrach das Spiel, als sich der Schuss von Sokratis auf dem Weg ins Tor befand, weil er unmittelbar davor ein Foul des Dortmunders erkannt hatte. Kein Kölner Spieler hätte den Ball mehr klären können. Video-Schiedsrichter Felix Brych erklärte Ittrich schnell, dass es sich zuvor eben nicht um ein Foul handelte, worauf der Unparteiische den Treffer anerkannte. Das hätte er den Regeln nach nicht machen dürfen. Insofern ist der Protest der Kölner also verständlich. Erfolgsaussichten aber dürfte er kaum haben.
Schließlich hat die Rechtsprechung nicht das schnöde Umsetzen von Gesetzen und Paragrafen zum Ziel, sondern die Gerechtigkeit. Gerecht wäre es gewesen, wenn der Treffer schlicht und einfach ohne Pfiff und Videoschiedsrichter gezählt hätte. Gerecht ist es, wenn das Spiel mit 5:0 für Dortmund in die Wertung eingeht.
Größtmögliche Gerechtigkeit war das Hauptargument aller, die sich für die Einführung des Videoassistenten aussprachen. Sich nun – wie die Kölner – auf den Pfad juristischer Spitzfindigkeiten zu begeben, ist verständlich aber ein Irrweg.
Trotz einiger Probleme an den ersten Spieltagen ist der Videoassistent auf dem Weg, sich zu bewähren. Es gab bislang noch keinen spielentscheidenden Fehler während einer Partie, in der der Videobeweis technisch funktionierte. Die Traditionalisten dürfen aber weiterhin skeptisch sein: Noch ist nicht sicher, ob sich der Charakter des Spiels verändert. Optimisten hoffen, dass genau das passiert. Dass Flugeinlagen der Vergangenheit angehören. Dass Tätlichkeiten sofort geahndet werden. Wenn der Preis dafür ist, dass die Kölner gegen eine gerechtfertigte 0:5-Pleite vorgehen, muss er eben bezahlt werden.