Nördlingen hat einen neuen Pfarrer
Seit Sonntag besetzt Dr. Philipp Beyhl die zweite Pfarrstelle der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde. Dekan Gerhard Wolfermann vollzog die Einführung vor 400 Gläubigen
Nördlingen „Offenheit allen Menschen gegenüber“ist für ihn als Pfarrer das höchste Ziel, betonte Dr. Philipp Beyhl in seiner Predigt am Sonntag und im Gespräch mit unserer Zeitung. Am 1. September hat er seinen Dienst in Nördlingen angetreten. Am vergangenen Sonntag wurde er in einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst von Dekan Gerhard Wolfermann eingeführt.
Bisher war Beyhl Pfarrer im 6000-Einwohner-Markt Bechhofen im benachbarten Kreis Ansbach. „Ich freue mich natürlich, jetzt in einer großen Kirchengemeinde wie der Nördlinger tätig zu sein“, sagt er. Hier könne er in einem Team arbeiten, in dem jeder seine „Gaben und Fähigkeiten“individuell einbringen könne. Er habe sich bewusst für eine zweite Pfarrstelle beworben, um sich auf die Arbeit in der Gemeinde, die Gottesdienste und den direkten Kontakt zu den Menschen konzentrieren zu können. Er finde Nördlingen aber auch als Stadt sehr schön, sagt er. Jetzt wohnt der 41-Jährige hier mit seiner Frau und zwei Kindern.
Alle Pfarrer des Dekanats kamen am Sonntag zusammen, um die Einführung ihres neuen Kollegen zu feiern. Dekan Gerhard Wolfermann erklärt, sie hätten den Termin an den Schulanfang gelegt, um zu ermöglichen, dass alle Pfarrerkollegen anwesend sein können. Etwa 400 Gläubige zog die Einführung an. Die große St.-Georgs-Kirche konnte man fast, wenn auch nicht ganz, füllen, sagt Wolfermann. „Das schaffen wir nur an Heiligabend“, sagt er lächelnd. Musikalisch gestaltete Kirchenmusikdirektor Udo Knauer den Gottesdienst mit einem Projektchor, einer Zusammenarbeit des Kammerchors, der Kantorei und des Gospelchors „sing@life“.
Zunächst erfolgte die Verpflichtung, bei der Beyhl formal bestätigte, den Dienst in der Kirchengemeinde Nördlingen anzunehmen und die Sakramente zu verwalten. Diese bestehen in der evangelischen Kirche aus der Taufe und dem Abendmahl. Anschließend wurde er eingesegnet: Zwei Diakone seiner alten Gemeinde, Dirk Rothmann und Anke Himmel, sowie die Nördlinger Kirchenvorstände Kathrin und Johannes Ziegelmeir sprachen dem Pfarrer einen Segen aus.
Johannes Ziegelmeir, der Vertrauensmann des Nördlinger Kirchenvorstands, beschreibt Beyhl als angenehme Person: „Er besitzt für meinen Geschmack die perfekte Mischung aus einer lebendigen, aber auch ruhigen Art“, meint Ziegelmeir. Das sei einer der Gründe gewesen, wieso sich das Gemeindepräsidium, dem Ziegelmeir angehört, für ihn als neuen Nördlinger Pfarrer entschieden habe. Ziegelmeir gab Beyhl den Vers 14 des zweiten Buch Timotheus, Kapitel 3 und die folgenden mit auf den Weg. Der Vers 14 selbst lautet: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir vertrauet ist, sintemal du weißt, von wem du gelernt hast.“Dieser Vers solle den neuen Pfarrer stets an seine „Basis“erinnern, erklärt Ziegelmeir. „Als Pfarrer hat man im Alltag oft sehr viel Trubel“– er hofft, der Vers helfe Beyhl vielleicht, sich stets daran zu erinnern, wieso er seinen Beruf gewählt hat. Zunächst stehe jetzt eine „Phase des Kennenlernens“an.
Stellvertretend für die Katholische Pfarreiengemeinschaft Nördlingen wohnten Dekan Paul Erber und Pater Czeslaw Miszczyk der Einführung bei. Das sei so üblich, sagt Wolfermann – „Wir haben ein sehr gutes ökumenisches VerhältWagner nis“. Er ist sich sicher, dass Beyhl „gute und neue Ideen“in die Nördlinger Gemeinde einbringen wird. „Er möchte, dass wir als Kirche gemeinsam etwas bewegen und erreichen können.“
Beyhl möchte schnell eine persönliche Beziehung zu seinen Gemeindemitgliedern aufbauen. Das sei auch in einer großen Gemeinde möglich, glaubt er. Die Arbeit als Pfarrer konnte sich Beyhl schon früh abschauen – er wählte den Beruf des Pfarrers nicht von ungefähr. Schon sein Vater Wilfried Beyhl war Geistlicher und von 1992 bis 2009 Regionalbischof des Kirchenkreises Bayreuth mit fast einer halben Million Gemeindemitgliedern.