Rieser Nachrichten

Weniger Menschen lassen sich scheiden

Die Zahl nimmt auch im Landkreis Donau-Ries ab. In so manchem Fall bringt eine Beratung die Wende zum Guten

- VON LEONHARD MÜLLNER

Landkreis Wie lange liegt Ihre Hochzeit eigentlich schon zurück? Rein statistisc­h gesehen hält eine Ehe im rechnerisc­hen Durchschni­tt 15 Jahre. Die meisten gesetzlich geschlosse­nen Verbindung­en werden aber nicht – wie im Volksmund weit verbreitet – im verflixten siebten Jahr geschieden, sondern bereits im fünften, dicht gefolgt vom sechsten Ehejahr. Für einige ist der letzte Ausweg aus einer schlechten Ehe meist nur die Scheidung. Aber: Es werden immer weniger. Im Jahr 2016 liegt der Landkreis Donau-Ries voll im bayernweit­en Trend. 204 Ehen wurden geschieden – und damit 34 weniger als im Vorjahr.

In der Stadt Donauwörth sieht es so aus: Von denen, die sich scheiden ließen, sagte jeder Dritte später nochmals „ja“, berichtet das Standesamt. Dann aber meistens das letzte Mal. Eben bis dass der Tod sie scheidet.

Auch wenn die Mehrzahl der Antragstel­ler Frauen sind, werden fast alle Scheidunge­n im gegenseiti­gen Einverstän­dnis gestellt. Im Normalfall erkennt der Gesetzgebe­r eine gescheiter­te Ehe an, wenn die Ehegatten ein Jahr getrennt gelebt haben. Nur bei einem geringen Teil wird laut Statistik längere Zeit vor Gericht gestritten.

Wer Kinder hat, bei dem bleibt es meistens beim gemeinsame­n Sorgerecht. Ein Gericht schaltet sich nicht mit ein, es sei denn, das Sorgerecht wird von einem Ehepartner ausdrückli­ch beantragt. Wenn die Vermählten doch noch etwas an ihrer Beziehung retten möchten, können sie eine Eheberatun­g in Anspruch nehmen. Diese bietet beispielsw­eise die Ehe- Familien- und Lebensbera­tung Donauwörth an. Die Leiterin der Beratungss­telle, Ursula Texier, kann von einigen positiven Erfahrunge­n berichten. Bei ihr kommen viele Betroffene zum ersten Beratungsg­espräch mit dem Gedanken, sich trennen zu wollen. Nach einem ersten Termin mit einem neutralen Berater, der versucht zu verstehen und zu formuliere­n, wie es zu der gekommen ist, welche Bedürfniss­e vielleicht unerfüllt geblieben sind, kommen aber Texier zufolge viele Ratsuchend­e zu weiteren Gesprächen. Sie fühlen sich ermutigt, doch in die Partnersch­aft zu investiere­n und mit Hilfe eines Dritten neue Wege gehen zu können.

„Bei Paaren, bei denen sich ein Partner bereits mit einer festen Trennungsa­bsicht kommt, wird es schwerer. Aber auch hier gelingt es manchmal, doch noch das Blatt zu wenden, wobei der Gehende eine andere Perspektiv­e einnimmt und einen neuen Versuch startet“, sagt die Psychologi­n. Und weiter: „Natürlich erfordert das von beiden Partnern die Bereitscha­ft, sich auf Veränderun­gen einzulasse­n und die Reflexion, die Verantwort­ung für den eigenen Anteil an der Krise anzuerkenn­en. Es kommt – wenn auch selten – vor, dass Ehen durch ein Gericht wieder aufgehoben werden. Dies passiert zum Beispiel, wenn einer der Ehepartner zur Heirat gezwungen oder arglistig getäuscht wurde oder nicht in Besitz seiner geistigen Kräfte war. Solche Fälle kamen nach Auskunft des Amtsgerich­ts Nördlingen in den vergangeKr­ise nen sechs Jahren im Landkreis Donau-Ries lediglich ein- bis zweimal vor.

Auch wenn eine Trennung nicht immer gütlich abläuft, behalten die meisten Geschieden­en ihren bei der Hochzeit angenommen­en Namen. Zum vorherigen Namen zu wechseln, ist einfach und läuft unkomplizi­ert ab. Man muss nur ein Formular vom Standesamt ausfüllen und eine Gebühr von 25 Euro bezahlen, schon hat man seinen alten Namen wieder und kann vielleicht leichter in einen neuen Lebensabsc­hnitt starten.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Im Landkreis Donau Ries werden nach wie vor Ehen geschieden – allerdings etliche weniger als früher.

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