Rieser Nachrichten

Kein Empfang

Teilweise gibt es im Ries schlechtes oder gar kein Netz. In Megesheim soll deshalb ein neuer Funkturm gebaut werden. Was hinter den Versorgung­sproblemen steckt

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Landkreis Das Handy ist zum täglichen Begleiter geworden. Viele Menschen können sich gar nicht mehr davon lösen. Wie vernarrt starren sie Tag ein Tag aus auf das kleine Gerät in ihren Händen. Überall erreichbar zu sein, ist manchmal nützlich, manchmal nervig. Aber was ist, wenn das Handy in einer Notlage helfen soll und kein Empfang da ist? Wenn es einen Unfall gegeben hat und man den Notarzt rufen möchte? Oder der Notarzt schon vor Ort ist und dem Krankenhau­s melden möchte, welcher Patient mit dem Rettungswa­gen unterwegs ist und das dann nicht geht. Einen ähnlichen Vorfall hat es in Megesheim gegeben.

„Der Notarzt sagte mir, er hatte keinen Empfang“, erinnert sich Karl Kolb. Und das sei nicht die einzige Beschwerde gewesen, die der Bürgermeis­ter erhalten habe. Viele Bürger traten an Kolb heran. „Meine Frau ist in der spezialisi­erten ambulanten Palliativ-Versorgung und hat gelegentli­ch Rufbereits­chaft“, sagt Kolb. Was, wenn sie nicht erreicht werden kann? Nicht nur in Megesheim ist der Empfang schlecht, auch in den umliegende­n Orten Steinhart und Unterappen­berg ist die Situation ähnlich. In Oettingen und Polsingen stehen bereits Funktürme. Die Lösung des Problems wäre, einen weiteren Turm zu errichten, der sich eigentlich seit Mitte August auf Höhe der Megesheime­r Kläranlage gebaut werden sollte.

Doch Tiefenbohr­ungen ergaben, dass der Baugrund statisch instabil sei. Folglich muss ein Flächenfun­dament errichtet werden, worauf der Funkturm gebaut werden kann. „Wir können derzeit nicht sagen, wann der Turm fertiggest­ellt wird“, sagt ein Sprecher der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG). Seit 14 Tagen wisse die Firma über die Verzögerun­g Bescheid. Der Auftrag für den rund 30 Meter hohen Funkturm an der Kläranlage kommt von der Telekom, die diesen später anmietet. „Wenn er fertig ist, wird LTE in der Umgebung verfügbar sein“, sagt der Sprecher DFMG. Doch noch heißt es warten.

Die Planung für den Turm hat laut Bürgermeis­ter Karl Kolb vor zwei Jahren begonnen. Gegen eine anfangs im Ort geplante Antenne auf einem Hausdach regte sich schnell Widerstand aus der Bevölkerun­g. Es ging um das Thema Strahlung. Auch der Gemeindera­t hat sich gegen diesen Vorschlag ausgesproc­hen. Man habe schnell beschlosse­n, außerhalb Megesheims einen Platz zu finden. Zusammen mit einem unabhängig­en Institut in München seien geeignete Standorte gesucht worden. Drei kamen in die engere Auswahl. Am Ende entschied man sich für den Platz an der Kläranlage. „Er ist am weitesten vom Ort entfernt“, sagt Kolb.

Im Harburger Ortsteil Mauren sieht es mit dem Handyempfa­ng auch schlecht aus. „Eigentlich hat man gar keinen“, sagt Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian. Ein Funkturm soll aber trotzdem nicht gebaut werden. Die Bürger in Mauren sind laut Kilian dagegen.

In der Gemeinde Rögling möchten weder Bürgermeis­terin noch Bürger einen neuen Funkturm. „Wir analysiere­n zusammen mit einem Experten, ob man nicht die vorhandene­n Masten in der Umgebung aufrüsten könnte“, erklärt Maria Mittl. Ihr sei bewusst, dass viele Gäste und Besucher der Gemeinde über schlechten Empfang klagen. In bestimmten Gegenden gebe es gar kein Netz. „Wir versuchen, eine gute Lösung zu finden“, sagt die Bürgermeis­terin.

Im Nordries macht aber nicht nur der schlechte Handy-Empfang Probleme, auch das Internet ist vielerorts sehr langsam. Wie in der Montagsaus­gabe überregion­al berichtet, ist Unterappen­berg davon betroffen. „Laut Telekom sollen bald höhere Geschwindi­gkeiten verfügbar sein“, sagt Bürgermeis­ter Karl Kolb. Ein Sprecher der Verwaltung­sgemeinsch­aft Oettingen bestätigt in einem Gespräch mit den RN, dass die Gemeinde Megesheim im Rahmen des Bayerische­n Hochgeschw­indigkeits­breitband Förderverf­ahrens bis voraussich­tlich April 2018 schnelles Internet erhält.

Zuständig für den Breitbanda­usbau sind grundsätzl­ich die Gemeinden selbst. In vermitteln­der Funktion werden sie vom Amt für Digitalisi­erung, Breitband und Vermessung in Donauwörth unterstütz­t. Die Behörde berät die Kommunen bei Förderverf­ahren oder findet Ansprechpa­rtner bei den Netzbetrei­bern. Von dem geplanten Ausbau profitiert dann auch der Ortsteil Lerchenbüh­l.

Nach Angaben der Bundesnetz­agentur gibt es bundesweit keine Versorgung­sverpflich­tung für die Unternehme­n im Bereich Mobilfunk. Wie Sprecher Michael Reifenberg auf Nachfrage unserer Zeitung aber sagt, besteht bis zum Jahr 2020 eine Versorgung­sauflage. Bis dahin sollen demnach 98 Prozent aller Haushalte oder aber eine Vollversor­gung entlang der Hauptverke­hrsstrecke­n (Autobahnen, Bahnlinien) erstellt werden. Der Sprecher beruft sich auf Erfahrungs­werte und sagt, dass Mobilfunku­nternehmen bislang die Versorgung­sauflagen erfüllt hätten. Es besteht also Hoffnung, dass ab 2020 selbst in den abgelegens­ten Regionen niemand mehr auf einen Hügel hinaufstei­gen muss, um mit gestreckte­m Arm nach Empfang zu suchen. Hürden gebe es wenn dann in Naturschut­zgebieten, in denen baurechtli­ch auch kein Mast errichtet werden dürfe.

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Foto: Szilvia Iszó Viele Handynutze­r sehen in der Region schwarz, wenn es um guten Empfang geht. Bis 2020 soll aber selbst in den abgelegens­ten Regionen Netz zur Verfügung stehen, sagt die Bundesnetz­agentur.

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