Kein Empfang
Teilweise gibt es im Ries schlechtes oder gar kein Netz. In Megesheim soll deshalb ein neuer Funkturm gebaut werden. Was hinter den Versorgungsproblemen steckt
Landkreis Das Handy ist zum täglichen Begleiter geworden. Viele Menschen können sich gar nicht mehr davon lösen. Wie vernarrt starren sie Tag ein Tag aus auf das kleine Gerät in ihren Händen. Überall erreichbar zu sein, ist manchmal nützlich, manchmal nervig. Aber was ist, wenn das Handy in einer Notlage helfen soll und kein Empfang da ist? Wenn es einen Unfall gegeben hat und man den Notarzt rufen möchte? Oder der Notarzt schon vor Ort ist und dem Krankenhaus melden möchte, welcher Patient mit dem Rettungswagen unterwegs ist und das dann nicht geht. Einen ähnlichen Vorfall hat es in Megesheim gegeben.
„Der Notarzt sagte mir, er hatte keinen Empfang“, erinnert sich Karl Kolb. Und das sei nicht die einzige Beschwerde gewesen, die der Bürgermeister erhalten habe. Viele Bürger traten an Kolb heran. „Meine Frau ist in der spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung und hat gelegentlich Rufbereitschaft“, sagt Kolb. Was, wenn sie nicht erreicht werden kann? Nicht nur in Megesheim ist der Empfang schlecht, auch in den umliegenden Orten Steinhart und Unterappenberg ist die Situation ähnlich. In Oettingen und Polsingen stehen bereits Funktürme. Die Lösung des Problems wäre, einen weiteren Turm zu errichten, der sich eigentlich seit Mitte August auf Höhe der Megesheimer Kläranlage gebaut werden sollte.
Doch Tiefenbohrungen ergaben, dass der Baugrund statisch instabil sei. Folglich muss ein Flächenfundament errichtet werden, worauf der Funkturm gebaut werden kann. „Wir können derzeit nicht sagen, wann der Turm fertiggestellt wird“, sagt ein Sprecher der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG). Seit 14 Tagen wisse die Firma über die Verzögerung Bescheid. Der Auftrag für den rund 30 Meter hohen Funkturm an der Kläranlage kommt von der Telekom, die diesen später anmietet. „Wenn er fertig ist, wird LTE in der Umgebung verfügbar sein“, sagt der Sprecher DFMG. Doch noch heißt es warten.
Die Planung für den Turm hat laut Bürgermeister Karl Kolb vor zwei Jahren begonnen. Gegen eine anfangs im Ort geplante Antenne auf einem Hausdach regte sich schnell Widerstand aus der Bevölkerung. Es ging um das Thema Strahlung. Auch der Gemeinderat hat sich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen. Man habe schnell beschlossen, außerhalb Megesheims einen Platz zu finden. Zusammen mit einem unabhängigen Institut in München seien geeignete Standorte gesucht worden. Drei kamen in die engere Auswahl. Am Ende entschied man sich für den Platz an der Kläranlage. „Er ist am weitesten vom Ort entfernt“, sagt Kolb.
Im Harburger Ortsteil Mauren sieht es mit dem Handyempfang auch schlecht aus. „Eigentlich hat man gar keinen“, sagt Bürgermeister Wolfgang Kilian. Ein Funkturm soll aber trotzdem nicht gebaut werden. Die Bürger in Mauren sind laut Kilian dagegen.
In der Gemeinde Rögling möchten weder Bürgermeisterin noch Bürger einen neuen Funkturm. „Wir analysieren zusammen mit einem Experten, ob man nicht die vorhandenen Masten in der Umgebung aufrüsten könnte“, erklärt Maria Mittl. Ihr sei bewusst, dass viele Gäste und Besucher der Gemeinde über schlechten Empfang klagen. In bestimmten Gegenden gebe es gar kein Netz. „Wir versuchen, eine gute Lösung zu finden“, sagt die Bürgermeisterin.
Im Nordries macht aber nicht nur der schlechte Handy-Empfang Probleme, auch das Internet ist vielerorts sehr langsam. Wie in der Montagsausgabe überregional berichtet, ist Unterappenberg davon betroffen. „Laut Telekom sollen bald höhere Geschwindigkeiten verfügbar sein“, sagt Bürgermeister Karl Kolb. Ein Sprecher der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen bestätigt in einem Gespräch mit den RN, dass die Gemeinde Megesheim im Rahmen des Bayerischen Hochgeschwindigkeitsbreitband Förderverfahrens bis voraussichtlich April 2018 schnelles Internet erhält.
Zuständig für den Breitbandausbau sind grundsätzlich die Gemeinden selbst. In vermittelnder Funktion werden sie vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Donauwörth unterstützt. Die Behörde berät die Kommunen bei Förderverfahren oder findet Ansprechpartner bei den Netzbetreibern. Von dem geplanten Ausbau profitiert dann auch der Ortsteil Lerchenbühl.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur gibt es bundesweit keine Versorgungsverpflichtung für die Unternehmen im Bereich Mobilfunk. Wie Sprecher Michael Reifenberg auf Nachfrage unserer Zeitung aber sagt, besteht bis zum Jahr 2020 eine Versorgungsauflage. Bis dahin sollen demnach 98 Prozent aller Haushalte oder aber eine Vollversorgung entlang der Hauptverkehrsstrecken (Autobahnen, Bahnlinien) erstellt werden. Der Sprecher beruft sich auf Erfahrungswerte und sagt, dass Mobilfunkunternehmen bislang die Versorgungsauflagen erfüllt hätten. Es besteht also Hoffnung, dass ab 2020 selbst in den abgelegensten Regionen niemand mehr auf einen Hügel hinaufsteigen muss, um mit gestrecktem Arm nach Empfang zu suchen. Hürden gebe es wenn dann in Naturschutzgebieten, in denen baurechtlich auch kein Mast errichtet werden dürfe.