„Bisher nicht bekannt“
Pflegekräfte der Krankenhäuser in Donauwörth und Nördlingen protestieren gegen ihre Arbeitsbedingungen. Welche Informationen der Verwaltungsrat bisher hatte
Landkreis Wenn sich der Verwaltungsrat des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) am 6. Oktober zu seiner nächsten Sitzung trifft, wird ein Thema ganz oben auf der Tagesordnung stehen: der Protest von Teilen des Pflegepersonals in den Kliniken in Donauwörth und Nördlingen gegen ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen. In einem offenen Brief an den gKU-Verwaltungsratsvorsitzenden Stefan Rößle kam dieser erstmals öffentlich zum Ausdruck (wir berichteten). Unsere Zeitung fragte bei einigen Verwaltungsräten nach, wie sie die angespannte Situation, insbesondere im Donauwörther Krankenhaus, beurteilen.
Ganz offen sagt Markus Landenberger-Schneider (Nördlingen): „Dass die Personalausstattung so problematisch sein soll, war mir bisher nicht bekannt.“Er gehe davon aus, dass der gKU-Vorstandsvorsitzende Jürgen Busse das Thema in der Sitzung Anfang Oktober „offensiv“ansprechen werde. Die Oettinger Bürgermeisterin Petra Wagner will die Probleme des Pflegepersonals nicht kleinreden, hält sich gegenüber unserer Zeitung aber mit Bewertungen zurück. Es sei eben schwierig, qualifiziertes Pflegepersonal zu finden. Sie vertraue darauf, dass seitens des gKU-Vorstandes alles getan werde, die Situation im Pflegebereich zu verbessern. Dass man es mit einer schwierigen Lage zu tun habe, sei ihr bewusst. Kurz angebunden äußert sich Armin Neudert. „Wir müssen die Thematik im Verwaltungsrat ausführlich diskutieren,“meint der Donauwörther Oberbürgermeister. Mehr wolle er dazu nicht sagen.
Bislang gab es eher „beruhigende Antworten“
Differenzierter beurteilt Gudrun Gebert-Löfflad (Löpsingen) die Situation. In den bisherigen Verwaltungsratssitzungen habe es bei Fragen zur Situation der Pflegekräfte von den Vorständen Busse und Buchheit eher „beruhigende Antworten“gegeben. Sie habe Verständnis für die Anliegen der Pflegekräfte, wenngleich alle geäußerten Wünsche und Forderungen wohl nicht erfüllbar seien. Dennoch: „Wir müssen das Personal-Thema im Verwaltungsrat höher als bisher ansiedeln“, fordert sie. In manchen Bereichen gelte es, den Personalschlüssel den Gegebenheiten anzupassen, beispielsweise in der Notaufnahme des Stiftungskrankenhauses. Die derzeitige Besetzung reiche nicht aus.
Reichensberger sagt, er erkundige sich in den Verwaltungsratssitzungen beim Vorstand regelmäßig nach der Pflegesituation und erhalte stets die gleiche Antwort: Eine spürbare Aufstockung des Pflegepersonals sei finanziell nicht darstellbar. Auf seine Forderung hin sei es in jüngster Vergangenheit mit Unterstützung des Landrats dennoch gelungen, drei Pflegestellen für die Donau-Ries-Klinik „herauszuholen“. Der gKU-Vorstand hingegen habe überhaupt keine neuen Stellen schaffen wollen, betont Reichensberger. Seiner Meinung nach hätte die Bundesregierung nach Abschaffung der Wehrpflicht ein soziales Jahr oder Halbjahr für junge Männer und Frauen einführen sollen. Damit hätte man dem Pflegenotstand zumindest teilweise begegnen können. In der aktuellen Situation plädiere er für die Einführung einer Pflegehelferausbildung im gKU mit der Option für die Teilnehmer, später eine Krankenpflegeausbildung beginnen zu können. Zudem sollten die Verantwortlichen im Kommunalunternehmen verstärkt in die Schulen gehen und für den Pflegeberuf werben.
Manfred Seel sagt, er habe erst durch den offenen Brief des Pflegepersonals an den Landrat von den offensichtlichen personellen Missständen an der Klinik in Donauwörth erfahren und sich gewundert. „Vom Vorstand hieß es bisher immer, auf diesem Gebiet sei soweit alles in Ordnung und im Vergleich zu anderen Landkreisen stehe das gKU vergleichsweise gut da“, meint Seel. Er sehe „dringenden Gesprächsund Handlungsbedarf“im Verwaltungsrat. Der Bäumenheimer fordert zudem, Vertreter des Personalrates in eine der nächsten VerwalJosef Symbolfoto: Peter Steffen dpa/lni tungsratssitzungen einzuladen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, die Personalsituation in den Kreiskliniken aus ihrer Sicht zu erläutern und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.
Ins Grübeln über die reale personelle Situation auf den Krankenstationen ist auch Dr. Andreas Becker gekommen. „Uns wird seitens des Vorstandes stets erklärt, es sei zwar eng, aber man erfülle die Personalschlüssel auf den Stationen.“Der Fokus der gKU-Führung liegt nach Worten Beckers „ganz eindeutig“auf der Sanierung des Haushalts und nicht beim Personal. Vertröstet werde man im Verwaltungsrat auf entsprechende Fragen aktuell damit, dass im Herbst Pflegeschülerinnen übernommen würden und damit eine personelle Entlastung eintrete. Dies reiche aber nicht aus. Erforderlich seien langfristige Perspektiven, betont Becker.