Selbst mit den Pflegern reden
Dass rund 80 Pflegekräfte der Kliniken in Donauwörth und Nördlingen sich in einem offenen Brief an Landrat Stefan Rößle wenden und damit an höchster Stelle auf die ihrer Ansicht nach nicht mehr länger zu akzeptierende personelle Situation insbesondere an der Donau-RiesKlinik aufmerksam machen wollen, verdient Respekt. Nach den öffentlichen Äußerungen des Donauwörther Personalratsvorsitzenden Wolfgang Ullrich hat sich ganz offensichtlich ein Ventil bei den Beschäftigen geöffnet. Sie haben keine Ängste und Zweifel mehr, ihre Anliegen der Öffentlichkeit darzulegen. Personalrat und Verdi wollen jetzt dafür so lange kämpfen, bis es zu Verbesserungen der personellen Situation kommt, heißt es. Ob auf dem Weg dorthin alle Forderungen realistisch sind, sei dahingestellt. Beispielsweise das Patientenaufkommen in den Häusern herunterzufahren, wäre keine verantwortungsvolle Alternative. Wenn der Landrat jetzt die Initiative für einen breit angelegten Dialog der gKUSpitze mit der Gewerkschaft Verdi, dem Personalrat und den Pflegekräften ergriffen hat, zeigt dies, dass er den Ernst der Lage erkannt hat und eine weitere Eskalation vermeiden will. Sinn machen solche Gespräche allerdings nur, wenn sich die Teilnehmer auf Augenhöhe begegnen, respektvoll miteinander umgehen und gegenseitige Animositäten hintanstellen.
Die entscheidende Rolle kommt dabei dem Landrat selbst zu. Als Verwaltungsratsvorsitzender des gemeinsamen Kommunalunternehmens sollte er die personellen Engpässe in seinen Kreiskliniken zur Chefsache machen und mit der Arbeitnehmerseite Lösungen anstreben, mit denen beide Seiten leben können. Wenn es sein muss, in mehreren Zusammenkünften und auch gegen den Willen der beiden gKU-Vorstände.
Unabhängig davon würde auch keinem gKU-Verwaltungsrat ein Zacken aus der Krone brechen, wenn er sich einmal selbst an das Pflegepersonal wenden würde, um aus erster Hand über die Lage auf den Stationen informiert zu werden.