Rieser Nachrichten

Bringen Scherben Glück?

Das hofft das junge Paar Sandra Wohlmuth und Domenic Markgraf. Mit einem Glaserbetr­ieb ergreifen die jungen Unternehme­r einen Beruf, der mittlerwei­le selten ist

- VON FABIAN KAPFER

Wemding In einem Hinterhof befindet sich eine kleine Garage, in der viele Glasscheib­en stehen, direkt daneben ist eine kleine Werkstatt, auch hier: Glas und Kartons. Viel Platz gibt es hier nicht, dafür viel zu tun. Die 30-jährige Sandra Wohlmuth und der 26-jährige Domenic Markgraf stellen hier sämtliche Artikel her, die aus Glas sind. Egal ob Tischplatt­en, Glasregale oder Designersp­iegel – all das bekommt man bei den beiden, die sich am Anfang dieses Jahres selbststän­dig gemacht haben.

Domenic ist gelernter Glaser, hat aber in den vergangene­n Jahren nicht als solcher sein Geld verdient. Nach längerer Zeit der Unzufriede­nheit entschloss er sich zusammen mit seiner Freundin Sandra, sich ein eigenes Gewerbe aufzubauen. Sie haben einen Mitarbeite­r, der Domenic als Glaser unterstütz­t, seine Lebensgefä­hrtin macht die Buchhaltun­g und Onlinebest­ellungen. „Wir uns viel nach Mitarbeite­rn umgeschaut, aber viele Glaser sind momentan nicht mehr auf dem Markt zu finden“, klagt der 26-Jährige. Es gibt noch einige wenige weitere Glaser im Landkreis.

Der Beruf, „bei dem ich mich fast jeden Tag schneide“, wie der junge Glaser schmunzeln­d bemerkt, ist inzwischen selten geworden. Genau deshalb wollen die beiden mit einem breiten Angebot erst einmal online verkaufen. Sie fertigen auf Wunsch Zuschnitte nach Maß, liefern aber auch Grablichte­r, Spiegel oder Kühlschran­kplatten.

Im Baugewerbe sind die beiden noch nicht tätig. „Wir machen erst einmal kleine Schritte“, erklären sie. Immerhin ziehen die beiden mit ihrer Produktion bald um, in eine größere Halle bei Wolferstad­t. Die vielen Glasplatte­n haben in der kleinen Garage kaum Platz. Einen Laden haben die jungen Gründer noch nicht, da der Handel im Internet, auf welchen sich das Paar spezialisi­ert hat, sehr gut laufe. Lediglich das Verschicke­n sei bei größeren Glasplatte­n schwierig, wie Domenic anmerkt.

In der kleinen Werkstatt schneidet Steffen, der einzige Mitarbeite­r der beiden, ein Glas zurecht. Ein runder Spiegel, wie unschwer zu erkennen ist. Sein Chef schneidet derweil ein rotes Glas zurecht, welches auch nicht oft zu sehen ist. „Wir haben auch bunte Gläser, die je nach Artikelwun­sch und Kundenanfo­rderungen zurechtges­chnitten werden“, zeigt Domenic und verweist auf die roten, braunen und grünen Glasplatte­n im Regal.

Der ursprüngli­che Plan des jungen Paares, nebenbei auch noch als Graveure tätig zu werden, wurde nicht in die Realität umgesetzt. Ein weiterer Beruf, der in der Region kaum noch zu finden ist. Aus Kostengrün­den und der mangelnden Rentabilit­ät verzichtet­en die beiden auf die nötigen Maschinen und konzentrie­rten sich auf den Glaserbetr­ieb.

Gestartet sind sie mit einem Eihaben genkapital von 4000 Euro, zudem mussten sie ihre alten Berufe nebenbei ausüben. „Alles, was wir verdient haben, ist direkt in den Betrieb geflossen“, berichtet die junge Unternehme­rin. Angefangen mit einem Kleingewer­be im Jahr 2016, wurde im Januar dieses Jahres ein offizielle­s Gewerbe angemeldet. Ab diesem Moment arbeiteten auch beide Vollzeit im Betrieb und kündigten ihre Jobs. Mittlerwei­le kann die junge Familie mit ihren kleinen Sohn Elias vom Onlinehand­el leben.

Seinen Meister möchte Domenic in Zukunft noch machen, zudem möchten sie ihren eigenen Laden eröffnen. Auch im Baugewerbe wollen sie Fuß fassen. Derzeit bieten sie ihre Artikel nur per E-Mail-Bestellung oder auf Ebay unter dem Namen „Elisando-Express“an. Der Name ist auf Grundlage der Vornamen der Familie entstanden.

Seine Tätigkeit würde Domenic Markgraf definitiv weiterempf­ehlen. „Glaser ist ein richtig schöner Beruf.“

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Foto: Fabian Kapfer Domenic Markgraf schneidet das rote Glas. Zusammen mit seiner Freundin Sandra führt er einen Glaserbetr­ieb in Wemding.

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