Damit im Notfall alles klappt
Die Nördlinger Feuerwehr übt zusammen mit anderen Einsatzkräften einen Ernstfall im Bürgerheim. Schauspieler vom Verein Alt Nördlingen mimen die Verletzten
Nördlingen Es ist heiß unter den Gasmasken. Die Gesichter der Feuerwehrleute sind knallrot. Bepackt mit Sauerstoffflaschen und Wasserschlauch kämpfen sich die Männer und Frauen durch das Treppenhaus des Nördlinger Bürgerheims. Rauch vernebelt ihre Sicht. Für einen kurzen Moment vergisst man, dass es sich hier um eine Übung handelt. Zusammen mit Kameraden aus Baldingen und dem Bayerischen Roten Kreuz übt die Nördlinger Feuerwehr einen Brandfall.
Rückblick: Um 19 Uhr begrüßt Feuerwehrkommandant Georg Schabert seine Truppe am Feuerwehrgerätehaus im Spitalhof. Danach instruiert Andreas Tegeler die Feuerwehrleute. „Ihr dürft mit Blaulicht in den Verkehr eingreifen, aber mit entsprechender Vorsicht“, sagt der zweite Kommandant und Leiter der Übung. Keine zehn Minuten später hätte es schon an der Kreuzung Vordere Gerbergasse und Baldinger Straße geknallt. Ein Einsatzwagen der Feuerwehr fährt vorsichtig um die Ecke, da schießen ungebremst zwei Autos über die Kreuzung – trotz Blaulicht und Martinshorn.
Am Bürgerheim herrscht anschließend geordnetes Chaos. Feuerwehrleute springen herum, schließen ihre Wasserschläuche an. Die ersten Einsatzkräfte dringen in das verrauchte Gebäude ein. Blutverschmierte „Verletzte“, die gequält schreien oder verwirrt nach dem Weg nach Baldingen fragen, werden in Sicherheit gebracht. 15 Statisten mimen Heimbewohner, darunter auch Schauspieler vom Verein Alt Nördlingen. Im Treppenhaus klebt überall Kunstblut.
Carmen Lechner ist beim Löschzug dabei. Im verrauchten ersten Stock des Bürgerheims robbt sie von Zimmer zu Zimmer. Rauch und rotes Licht sollen das Feuer simulieren. „Man ist nur ein ganz kleines Mosaikstein bei einem solchen Einsatz“, sagt sie später nach der Übung. Durch das Adrenalin und der Situation habe man keine Zeit, über alles nachzudenken. Im Hinterhof ist die Drehleiter ausgefahren worden. Mit Wasser wird auf das vollständig intakte Gebäude ge- sprüht. Rote Tücher an den Fenstern sollen die Flammen darstellen. Um 19.45 Uhr sind alle Bewohner aus dem Gebäude gerettet, die Brandbekämpfung und die Erstversorgung werden eingeleitet. Beobachter schauen den Feuerwehrleuten über die Schultern und notieren akribisch, wie die Einsatzkräfte handeln. Kurz nach 20 Uhr ist das imaginäre Feuer gelöscht, die Feuerwehr packt zusammen. Mit einem Handtuch um den Hals und noch in voller Montur erklärt Carmen Lechner nach der Übung: „Das war ein schwieriges Objekt.“Es sei schwer, den Überblick zu behalten, bei so vielen Räumen und Eingängen. Im Gerätehaus zieht Andreas Tegeler ein erstes Fazit: „Es war in der Summe eine außergewöhnliche Übung.“120 Einsatzkräfte und rund 25 Fahrzeuge seien in der Altstadt eingesetzt worden. „Bei einem realen Brand wären es noch mehr gewesen“, sagt Tegeler. Mit der Übung sollen zwei wichtige Punkte geprobt werden. Zum einen ein Großeinsatz in der Altstadt und zum anderen die Kommunikation unter den Einsatzkräften. Der zweite Kommandant ist zufrieden mit der Übung: „Vor allem die kleinen Fehler, die man im Nachgang bespricht, sind ein Gewinn und haben einen enormen Lerneffekt für die Einsatzkräfte.“>
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