Rieser Nachrichten

Damit im Notfall alles klappt

Die Nördlinger Feuerwehr übt zusammen mit anderen Einsatzkrä­ften einen Ernstfall im Bürgerheim. Schauspiel­er vom Verein Alt Nördlingen mimen die Verletzten

- VON DENIS DWORATSCHE­K rieser nachrichte­n.de

Nördlingen Es ist heiß unter den Gasmasken. Die Gesichter der Feuerwehrl­eute sind knallrot. Bepackt mit Sauerstoff­flaschen und Wasserschl­auch kämpfen sich die Männer und Frauen durch das Treppenhau­s des Nördlinger Bürgerheim­s. Rauch vernebelt ihre Sicht. Für einen kurzen Moment vergisst man, dass es sich hier um eine Übung handelt. Zusammen mit Kameraden aus Baldingen und dem Bayerische­n Roten Kreuz übt die Nördlinger Feuerwehr einen Brandfall.

Rückblick: Um 19 Uhr begrüßt Feuerwehrk­ommandant Georg Schabert seine Truppe am Feuerwehrg­erätehaus im Spitalhof. Danach instruiert Andreas Tegeler die Feuerwehrl­eute. „Ihr dürft mit Blaulicht in den Verkehr eingreifen, aber mit entspreche­nder Vorsicht“, sagt der zweite Kommandant und Leiter der Übung. Keine zehn Minuten später hätte es schon an der Kreuzung Vordere Gerbergass­e und Baldinger Straße geknallt. Ein Einsatzwag­en der Feuerwehr fährt vorsichtig um die Ecke, da schießen ungebremst zwei Autos über die Kreuzung – trotz Blaulicht und Martinshor­n.

Am Bürgerheim herrscht anschließe­nd geordnetes Chaos. Feuerwehrl­eute springen herum, schließen ihre Wasserschl­äuche an. Die ersten Einsatzkrä­fte dringen in das verrauchte Gebäude ein. Blutversch­mierte „Verletzte“, die gequält schreien oder verwirrt nach dem Weg nach Baldingen fragen, werden in Sicherheit gebracht. 15 Statisten mimen Heimbewohn­er, darunter auch Schauspiel­er vom Verein Alt Nördlingen. Im Treppenhau­s klebt überall Kunstblut.

Carmen Lechner ist beim Löschzug dabei. Im verrauchte­n ersten Stock des Bürgerheim­s robbt sie von Zimmer zu Zimmer. Rauch und rotes Licht sollen das Feuer simulieren. „Man ist nur ein ganz kleines Mosaikstei­n bei einem solchen Einsatz“, sagt sie später nach der Übung. Durch das Adrenalin und der Situation habe man keine Zeit, über alles nachzudenk­en. Im Hinterhof ist die Drehleiter ausgefahre­n worden. Mit Wasser wird auf das vollständi­g intakte Gebäude ge- sprüht. Rote Tücher an den Fenstern sollen die Flammen darstellen. Um 19.45 Uhr sind alle Bewohner aus dem Gebäude gerettet, die Brandbekäm­pfung und die Erstversor­gung werden eingeleite­t. Beobachter schauen den Feuerwehrl­euten über die Schultern und notieren akribisch, wie die Einsatzkrä­fte handeln. Kurz nach 20 Uhr ist das imaginäre Feuer gelöscht, die Feuerwehr packt zusammen. Mit einem Handtuch um den Hals und noch in voller Montur erklärt Carmen Lechner nach der Übung: „Das war ein schwierige­s Objekt.“Es sei schwer, den Überblick zu behalten, bei so vielen Räumen und Eingängen. Im Gerätehaus zieht Andreas Tegeler ein erstes Fazit: „Es war in der Summe eine außergewöh­nliche Übung.“120 Einsatzkrä­fte und rund 25 Fahrzeuge seien in der Altstadt eingesetzt worden. „Bei einem realen Brand wären es noch mehr gewesen“, sagt Tegeler. Mit der Übung sollen zwei wichtige Punkte geprobt werden. Zum einen ein Großeinsat­z in der Altstadt und zum anderen die Kommunikat­ion unter den Einsatzkrä­ften. Der zweite Kommandant ist zufrieden mit der Übung: „Vor allem die kleinen Fehler, die man im Nachgang bespricht, sind ein Gewinn und haben einen enormen Lerneffekt für die Einsatzkrä­fte.“>

Mehr unter Bilder von der Übung gibt es

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Fotos: Denis Dworatsche­k Die Feuerwehr Nördlingen probt den Ernstfall am Bürgerheim. Die roten Tücher, die aus den Fenstern im ersten Stock hängen, sollen die Flammen darstellen.
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Im engen Treppenhau­s wird ein „Verlet zer“auf eine Trage gespannt.
 ??  ?? Carmen Lechner ist mit dem Löschzug im ersten Stock bei der Brandbekäm­pfung.
Carmen Lechner ist mit dem Löschzug im ersten Stock bei der Brandbekäm­pfung.
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