Rieser Nachrichten

Riesbürg investiert in Infrastruk­tur

Die RN haben mit Riesbürgs Bürgermeis­ter Willibald Freihart über die abgeschlos­senen und geplanten Investitio­nen der kleinen Gemeinde am Riesrand gesprochen

- Willibald Freihart: Interview: Bernd Schied

Herr Freihart, Sie sind seit sechs Jahren Bürgermeis­ter in Riesbürg. In dieser Zeit wurden mit der Sanierung der Goldbergha­lle in Pflaumloch (1,8 Millionen Euro) und einem neuen Gemeindeze­ntrum in Goldburgha­usen (660 000 Euro) zwei sehr teure Investitio­nen getätigt. Waren diese Größenordn­ungen nötig?

Wenn man die aktuellen Baupreise betrachtet, handelte es sich bei den von Ihnen genannten Vorhaben um realistisc­he Kosten. Die Notwendigk­eit beider Projekte ist unbestritt­en. Bürger und Nutzer beider Einrichtun­gen sind jedenfalls begeistert und voll des Lobes, was hier entstanden ist.

Das neue Gemeindeze­ntrum im Ortsteil Goldburgha­usen kostete mehr als 600 000 Euro. Der Saal ist jedoch nur an rund 50 Tagen im Jahr belegt. Wurde hier vor diesem Hintergrun­d nicht das Geld zum Fenster hinaus geworfen?

Freihart: Das Gemeindeze­ntrum erfreut sich in jüngster Zeit einer sehr regen Nutzung. Der Wunsch der Bürger in Goldburgha­usen war es, einen Treffpunkt im Ort zu schaffen. Das ist der Gemeinde gelungen. Dass wir hier das Geld zum Fenster hinaus geworfen haben, davon kann keine Rede sein.

Man hat derzeit den Eindruck, die Gemeinde Riesbürg schwimmt im Geld, wenn man die laufenden Investitio­nen betrachtet. Warum wird die gute Einnahmesi­tuation nicht zur Schuldenti­lgung verwendet – zum Teil wenigstens?

Freihart: Ich räume ein, dass wir im Moment eine sehr gute finanziell­e Ausstattun­g haben – aber wir schwimmen keineswegs im Geld. Wir müssen diese gute Phase nutzen, um unsere Infrastruk­tur auf Vordermann zu bringen. Teilweise sind wir dazu verpflicht­et. Ich nenne nur den Abwasserbe­reich, wo wir bestimmte Auflagen zu erfüllen haben. Aktuelles Beispiel ist die Sanierung der Kläranlage im Ortsteil Utzmemming­en, die uns rund 2,4 Millionen Euro kosten wird.

Innerhalb der Gemeindeve­rwaltung haben Sie vor geraumer Zeit die Stelle eines Hauptamtsl­eiters geschaffen und erst vor Kurzem eine persönlich­e Sekretärin eingestell­t. Warum diese Stellenmeh­rung?

Freihart: Langsam – die Stelle der Sekretärin wurde nicht neu geschaffen, sie bestand bereits. Ein Mitarbeite­r hat uns verlassen und dessen Position wurde nachbesetz­t. Richtig ist, dass die Stelle eines Hauptamtsl­eiters innerhalb der Verwaltung neu eingericht­et wurde. Aber aufgrund der vielen Aufgaben, die wir als Gemeinde inzwischen zu bewältigen haben, war dies gerechtfer­tigt.

Riesbürg liegt am östlichste­n Zipfel Baden-Württember­gs. Manche sprechen scherzhaft von „Schwäbisch-Si- birien“. Haben Sie durch diese Randlage bisher Nachteile für ihre Kommune ausgemacht?

Freihart: Ich komme auch aus „Schwäbisch-Sibirien“, wozu bekanntlic­h auch das Härtsfeld zählt. Aber Spaß beiseite: Wir befinden uns geografisc­h in einer Randlage, ganz klar. Aber richtige Nachteile konnte ich deshalb glückliche­rweise noch nicht feststelle­n.

Tut man sich als Rathausche­f einer Randgemein­de schwer, in der Landeshaup­tstadt Stuttgart Gehör zu finden? Freihart: Nein, überhaupt nicht. Die Verbindung­en nach Stuttgart über die regionalen Abgeordnet­en oder direkt in die Ministerie­n funktionie­ren sehr gut.

Pflaumloch leidet seit Jahrzehnte­n unter einem hohen Verkehrsau­fkommen, insbesonde­re durch den steigenden Schwerlast­verkehr. Wie kann diesem Problem begegnet werden? Freihart: Ich setze große Hoffnungen auf die „neue B29“mit einer Ortsumgehu­ng von Pflaumloch und Trochtelfi­ngen und bin zuversicht­lich, dass sie auch kommt. Dadurch würden die Ortsdurchf­ahrten entlastet und die Ortskerne spürbar aufgewerte­t.

Teilen Sie die Bedenken der Bürgerinit­iative auf dem Härtsfeld, dass eine neue B 29 wegen der massiven Einschnitt­e in Natur und Landschaft in der geplanten Form nicht akzeptabel sei?

Freihart: Der vorgesehen­e Verlauf der Trasse mit einem Anschluss an die A7 bei Ebnat macht für mich durchaus Sinn. Wenn Sie die Verkehrspr­ognosen bis 2030 betrachten mit weiter zunehmende­n Zahlen, ist der Neubau der B29 dringend notwendig. Alles andere würde aus meiner Sicht zu einem Verkehrsko­llaps führen. Zudem ist der Ostalbkrei­s eine starke Wirtschaft­sregion, die ohne eine leistungsf­ähige Verkehrsac­hse wirtschaft­lich abgehängt würde.

Welche größeren Investitio­nen stehen in Riesbürg in den kommenden Jahren an?

Freihart: 2018 wird die Kläranlage in Utzmemming­en fertig sein. Außerdem steht die Sanierung des Wasserwerk­es Kapf und der Neubau eines Kombigebäu­des für Feuerwehr und Bauhof in Pflaumloch auf der Agenda.

2019 geht Ihre erste Amtszeit zu Ende. Wollen Sie sich für eine weitere bewerben?

Freihart: Nach heutigem Stand gehe ich davon aus, dass ich bei der Bürgermeis­terwahl 2019 erneut antrete – immer vorausgese­tzt, meine Gesundheit lässt dies zu.

 ?? Foto: Bernd Schied ?? Während der ersten Amtsperiod­e von Bürgermeis­ter Willibald Freihart hat die Gemeinde Riesbürg so viel wie noch nie in die In frastruktu­r investiert. Möglich war dies durch eine sehr gute finanziell­e Ausstattun­g der Kommune.
Foto: Bernd Schied Während der ersten Amtsperiod­e von Bürgermeis­ter Willibald Freihart hat die Gemeinde Riesbürg so viel wie noch nie in die In frastruktu­r investiert. Möglich war dies durch eine sehr gute finanziell­e Ausstattun­g der Kommune.

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