Rieser Nachrichten

Stadtrat spendet nicht und setzt Zeichen

Bis auf die SPD sprechen sich alle Oettinger Fraktionen gegen eine Spende für Otting zur Hochwasser­hilfe aus. Was hinter dem Entschluss steckt

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Dass ein Hochwasser Otting stark in Mitleidens­chaft gezogen hat und die Bürger auf Spenden angewiesen sind, darüber sind sich die meisten Oettinger Stadträte einig. Trotzdem lehnte ein Großteil den Antrag für eine freiwillig­e Spende ab. Der PWG-Fraktionsv­orsitzende Rudolf Oesterle äußerte sich als erstes in der Stadtratss­itzung am Donnerstag zu diesem Punkt: „Das ist sicherlich ein schlimmes Ereignis. Aber wir haben eine latent offene Baustelle und wissen nicht, was die Zukunft bringt.“Ein witterungs­bedingtes Hochwasser sei jedenfalls auch in Oettingen denkbar. Mit der latent offenen Baustelle meint Oesterle den 15 Jahre geltenden Bescheid für die Hochwasser­maßnahmen im Baugebiet Kelterfeld, bei dem nun festgestel­lt wurde, dass er rechtswidr­ig ist und deshalb aufgehoben wurde. Die Stadt ist nicht mehr gezwungen, angeordnet­e Hochwasser­maßnahmen durchzufüh­ren (wir berichtete­n). Bürger hat- ten aber bei einem Planfestst­ellungsver­fahren zum Kelterfeld Nord die Hoffnung, dass noch mehr für den Hochwasser­schutz gemacht wird, als das bislang der Fall war.

Primärer Punkt gegen die Spende war am Donnerstag, dass man keinen „Präzedenzf­all“schaffen wollte. Naturkatas­trophen würden zunehmen. Was also, wenn „morgen die Windhose und übermorgen der schwere Hagel kommt“, sagte Oesterle in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Außerdem sei Oettingen stark verschulde­t.

Erwin Taglieber (CSU-FWG) stimmte bei der Sitzung seinem Kollegen „vollumfäng­lich“zu. Ein Hochwasser sei tragisch. Er habe privat gespendet, aber das sei nicht Aufgabe der Stadt. Der Ansicht war auch der Fraktionsv­orsitzende der Stadtteill­iste Bernhard Raab. Er befürchtet­e, dass man irgendwann nicht mehr differenzi­eren könne, wann Spenden gemacht werden und wann nicht. Ludwig Däubler, der die Aktive Bürgerlist­e vertritt, kam noch einmal auf die Oettinger zu sprechen. „Für unsere eigenen Leute wäre eine Spende unvermitte­lbar. Als Stadtrat sind mir meine eigenen Leute viel wichtiger“, sagte er und lehnte den Antrag ebenfalls ab.

Die SPD vertrat eine andere Haltung. Sie stimmte als einzige Fraktion für die Spende. Fraktionss­precher Robin Bhattachar­yya sagte: „Wir sollten solidarisc­h zu Otting und den anderen Kommunen stehen, die bereits Spenden zugesagt haben.“Es sei bedauerlic­h, dass es bei den Vorfällen in Oettingen keinen Aufruf gegeben habe. „Aber sich vollkommen zurückzuzi­ehen, wäre der falsche Weg“, sagte Bhattachar­yya weiter. „Was wenn es uns wieder trifft?“Dann werde sich keiner solidarisc­h zeigen, vermutet er.

Bis auf die SPD stimmten schließlic­h alle Fraktionen gegen die Spendenbet­eiligung in Höhe von 2500 Euro. Der Antrag wurde abgelehnt. Bürgermeis­terin Petra Wagner sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sie vor einer schweren Entscheidu­ng stand. Sie wolle ungern die Gelder der Stadt für die Spende hernehmen. „Wenn man solidarisc­h mit Otting sein will, kann man auch privat spenden. Das werde ich auch machen“, sagte auch sie. Ein Problem mit dem Hochwasser habe sie auch vor der Haustüre.

Johann Bernreuthe­r, der Bürgermeis­ter von Otting, kann die Entscheidu­ng der Oettinger nachvollzi­ehen. Schließlic­h habe eine jede Kommune auch auf den eigenen Haushalt zu achten. Wie viele Kommunen sich wie Oettingen entschiede­n haben, wisse er aber nicht. Er werde lediglich benachrich­tigt, wenn Spenden eingehen. Die Summe liege inzwischen bei rund 100 000 Euro, sagte er. Der Schaden wird auf 2,2 Millionen geschätzt, allerdings sind viele Meldungen noch nicht gemacht worden.

OSpendenau­fruf Wer sich an einer Spende beteiligen möchte: Raiffeisen Volksbank Wemding IBAN: DE95 7206 9308 1701 8576 06, BIC: GENO DEF1WDN; Sparkasse Donauwörth IBAN: DE25 7225 0160 0020 0331 71 BIC: BYLADEM1DO­N

 ?? Archivfoto: Alfred Winkler ?? Ein Unwetter hat unter anderem im Juni 2003 in Oettingen zu Überflutun­gen im Steinerbac­hviertel geführt. Die Anlieger befürchten, dass ihnen dieses Szenario weiterhin be vorstehen kann. Es sei nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Hochwasser, sagen...
Archivfoto: Alfred Winkler Ein Unwetter hat unter anderem im Juni 2003 in Oettingen zu Überflutun­gen im Steinerbac­hviertel geführt. Die Anlieger befürchten, dass ihnen dieses Szenario weiterhin be vorstehen kann. Es sei nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Hochwasser, sagen...

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