Rieser Nachrichten

Der beste Ausländer

Keiner hat in der Bundesliga so oft getroffen wie Claudio Pizarro. Seit gestern ist er 39 und eigentlich zu alt für einen Profi. Der 1. FC Köln setzt trotzdem auf ihn

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Claudio Pizarro ist der erfolgreic­hste ausländisc­he Torschütze in der Fußball-Bundesliga. In 430 Spielen für Bayern München und Werder Bremen hat der Peruaner 191 Mal getroffen. Gestern hat der Pferdelieb­haber Geburtstag gefeiert – er ist 39 geworden. Grundsätzl­ich ein schönes Alter, nicht aber für einen FußballPro­fi. Jenseits der 35 gibt es im erlernten Beruf kaum noch Jobs. Selbst auf den Trainerbän­ken, wo inzwischen der Jugendwahn ausgebroch­en ist, scheint es nicht mehr einfach für einen 39-Jährigen, etwas zu finden.

Auch Pizarro war zuletzt arbeitslos – bis ihn der Ruf des 1. FC Köln erreichte. Ein Notruf. Die Kölner sind Bundesliga-Schlusslic­ht. Ein Pünktchen, zwei Törchen aus sieben Partien. Eine solche Bilanz führt in den Abstieg. In solchen Situatione­n greift ein Klub nach allem, was Rettung verspricht. Die Pizarro-Verpflicht­ung eine Verzweiflu­ngstat? Vielleicht aber hatten die Kölner ja den alten Trainerhau­degen Otto Rehagel im Kopf, der nicht nach alten und jungen Spielern unterschie­d, sondern nur nach guten und schlechten. Dass Claudio Pizarro, dessen Profikarri­ere mit 17 begann, immer bei den guten war, steht außer Zweifel.

Mit zwei Geschwiste­rn in den Straßen Limas aufgewachs­en, hat er dort jene Cleverness entwickelt, die in den großen Fußball-Akademien keiner lehrt. Mit

19 kam er nach Bremen. Ein sonniger Kerl, mit allen Wassern gewaschen, der in jedem zweiten Spiel für Werder traf. Eine Quote, die ihn erst zum FC Bayern und dann zum FC Chelsea führte. In England geriet die Karriere ins Stocken. Claudio Miguel Pizarro Bosso, wie er mit vollem Namen heißt, war 30. Ein Alter, in dem sich die Karriere allmählich dem Ende zuneigt, weil die Beine schwer werden und viele Verletzung­en den Körper ramponiert haben. Pizarro aber hatte Glück. Der Stürmer, der auch die italienisc­he Staatsbürg­erschaft besitzt, blieb von Verletzung­en meist verschont. Nur einmal hat es ihn schwer getroffen. 2004 Schädeldec­kenriss im Dienste der peruanisch­en Nationalel­f, für die er 82 Mal gespielt hat. Ansonsten nur die berufsübli­chen Kleinigkei­ten. Pizarro, der mit seiner Schulfreun­din und Jugendlieb­e Karla verheirate­t ist und drei Kinder mit ihr hat, nahm nach seiner Rückkehr aus England wieder die vertrauten Wege auf. Erst Bremen, dann München, dann wieder Bremen – und überall ließ Pizarro staunen. Jetzt also Köln? Noch hat der alte Trumpf nicht gestochen. Aber er schürt Hoffnung.

Als Pizarro am Sonntag gegen Leipzig nach 54 Spielminut­en ins Spiel kam, brüllten die Fans seinen Namen, als sei Wolfgang Overath zurückgeke­hrt. Köln verlor dennoch 1:2, der Peruaner ging leer aus. Pizarro wird es dabei nicht belassen, darauf darf man ein Kölsch wetten. Fraglich, ob er Köln rettet. Für einige Tore aber ist er noch immer gut genug. Anton Schwankhar­t

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Foto: Witters

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