Rieser Nachrichten

Finnen wollen deutschen Energierie­sen

Beim Börsenstar­t 2016 wurde die Eon-Kraftwerks­sparte Uniper noch als Resterampe verspottet. Dann schoss ihr Aktienkurs in die Höhe. Jetzt droht sogar eine Übernahme

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Düsseldorf Keine zwei Jahre steht die Eon-Abspaltung Uniper auf eigenen Beinen – schon sieht sie sich einer feindliche­n Übernahme gegenüber. Der finnische Energiekon­zern Fortum will Anfang 2018 die knapp 47 Prozent des einstigen Mutterkonz­erns Eon an Uniper kaufen. Damit würde Fortum zum größten Uniper-Aktionär. UniperChef Klaus Schäfer wehrt sich erbittert gegen den Verlust der Unabhängig­keit. Ein Überblick zu dem Machtkampf.

Wer ist eigentlich das finnische Unternehme­n Fortum?

Fortum ist ein Energiekon­zern mit Sitz im finnischen Espoo, gut 8000 Beschäftig­ten und 3,6 Milliarden Euro Umsatz. Die Firma ist also deutlich kleiner als Uniper mit 13 000 Beschäftig­ten und gut 67 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2016. Gut die Hälfte von Fortum gehört dem finnischen Staat. Der Konzern ist vor allem in Nordeuropa, Russland und Polen tätig. Der Fortum-Kraftwerks­park ist mit viel Wasserkraf­t und einigen Kohle- und Gaskraftwe­rken „grüner“als der von Uniper.

Was spricht für Fortum?

Fortum ist praktisch schuldenfr­ei und hat eine volle Kasse. Das Unternehme­n hat wegen des hohen Staatsante­ils sehr gute Ratings, kann sich also vergleichs­weise leicht weiteres Geld leihen. Das gäbe dem Kraftwerks­und Energiehan­delskonzer­n Uniper neue Wachstumsc­hancen, gerade in die Welt der erneuerbar­en Energien hinein. Außerdem hat Fortum schon sehr früh und öffentlich betriebsbe­dingte Kündigunge­n und eine Verlegung der Uniper-Zentrale aus Düsseldorf ausgeschlo­ssen. EonChef Johannes Teyssen lobt Fortum als „verantwort­ungsbewuss­ten und zuverlässi­gen strategisc­hen Partner“– sicherlich besser als manche „Heuschreck­e“am Markt, sagen Kenner.

Was spricht gegen die Übernahme?

Fortum war bisher in Deutschlan­d eher unbekannt. Der Bieter könnte sich noch als „Wolf im Schafspelz“erweisen, mutmaßte Uniper-Chef Schäfer. Bisher gebe es von Fortum nur „unverbindl­iche Absichtser­klärungen“, was die Zukunft angehe. Fortum habe sicher Interesse an den Uniper-Wasserkraf­twerken in Schweden und Deutschlan­d sowie an den Kraftwerke­n in Russland. Aber den Gas- und Kohlekraft­werken in Deutschlan­d und im übrigen Europa könnte die Abspaltung drohen, fürchten Uniper-Vertreter. Denn der finnische Staat als Fortum-Hauptaktio­när achte stark auf den CO2-Ausstoß. Hinzu komme, dass bei dem Kaufpreis von knapp 3,8 Milliarden Euro wohl auch der reiche Fortum-Konzern nicht ohne fremdes Geld auskomme. Das vergrößere die Verlockung eines Teilverkau­fs.

Was ist mit den 13 000 Uniper-Jobs?

Die Gewerkscha­ft Verdi befürchtet, dass im Fall einer Zerschlagu­ng mehr als 1000 Arbeitsplä­tze bedroht sein könnten.

Warum hat Uniper kaum noch Chancen, den Verkauf aufzuhalte­n?

Eon und Fortum haben Ende September unterschri­eben, dass Eon die Uniper-Papiere den Finnen zu 22 Euro pro Aktie anbietet. Teil der Vereinbaru­ng ist eine 20-ProzentStr­afzahlung an Fortum, falls Eon davon doch noch zurücktret­en würde – knapp 750 Millionen Euro. Wenn ein anderer Bieter – ein „Weißer Ritter“– auftauchen würde, müsste er diese Summe mindestens mitüberneh­men. Das wird in der Branche für sehr unwahrsche­inlich gehalten. Es ist derzeit weit und breit kein solcher Bieter in Sicht.

Wie geht es jetzt weiter?

Eon kann sein Aktienpake­t an Uniper aus steuerlich­en Gründen erst Anfang 2018 verkaufen. Ende Oktober oder Anfang November wird voraussich­tlich das Kaufangebo­t offiziell eingereich­t. Uniper wird dazu Stellung nehmen. Rolf Schraa, dpa

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Uniper Chef Klaus Schäfer stemmt sich gegen die Übernahme aus Finnland.

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