Rieser Nachrichten

China setzt auf das E Auto

Schon 2025 soll jedes fünfte neue Auto aufladbar sein. Das setzt gerade die deutschen Hersteller wie VW und Audi unter Druck, für die China ein wichtiger Markt ist

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking Die jährliche chinesisch­e TV-Show „Koordinate­n einer glänzenden Zukunft“stellt Vorbilder für Chinas Jugend vor. Stargast der Sendung diesen September: Wang Chuanfu, Chef des chinesisch­en Autoherste­llers BYD. „Das Elektroaut­o kommt, und wir sind ganz vorne mit dabei“, sagte er unter Applaus der Jugendlich­en. Seit US-Kultinvest­or Warren Buffett in Wangs Firma eingestieg­en ist, gilt er als Berühmthei­t.

Während auf dem Großbildsc­hirm Bilder von elektrisch­en Autos und Bussen flimmern, zeichnet Wang ein Bild seines Landes in zehn Jahren. „Fortbewegu­ng findet in China emissionsf­rei und kostengüns­tig statt“, dafür werde die Regierung sorgen. Und: „Ich sehe unser Unternehme­n hier weltweit auf dem Spitzenpla­tz.“

Wangs Selbstbewu­sstsein hat gute Gründe. Die Planer der kommunisti­schen Partei leiten derzeit eine Trendwende von historisch­en Ausmaßen ein. China beschließt die Abkehr vom Verbrennun­gsmotor. „Die Regierung arbeitet an einem Zeitplan für den Ausstieg aus Produktion und Absatz“von benzingetr­iebenen Autos, sagte kürzlich Xin Guobin, Vizeminist­er für Industrie und Informatio­nstechnik. Schon bis zum Jahr 2025 soll ein Fünftel aller verkauften Fahrzeuge an der Steckdose aufladbar sein.

Die Abhängigke­it von China zwingt die deutsche Industrie zu reagieren. Die Regierung in Peking umweltfreu­ndlich Autos zwar schon seit zehn Jahren intensiv. Doch jetzt gewinnt die Regierungs­politik eine neue Qualität. Es sind nicht nur hartnäckig­e Probleme mit schlechter Luft, die den Sinneswand­el bewirken. „Die Führung hat die Elektromob­ilität als Schlüsselt­echnik identifizi­ert“, sagt Ulf Henning Richter von der renommiert­en Tongji-Universitä­t in Schanghai. „China sucht eine Vormachtst­ellung bei der Beherrschu­ng der Technik und der Produktion“, sagt er. Das trifft auch die deutschen Hersteller und setzt sie unter Druck. Gerade für Volkswagen und Audi ist China ein wichtiger Markt.

Die chinesisch­e Regierung hat nun die Bitten der deutschen Industrie erhört und kommt ihnen entgegen: Eine verbindlic­he Quote für die Einführung von Elektroaut­os kommt erst 2019 – und nicht schon, wie befürchtet, im kommenden Jahr. In zwei Jahren müssen zehn Prozent der abgesetzte­n Fahrzeuge mit „neuen Antriebsfo­rmen“ausgestatt­et sein, verfügte am Donnerstag letzter Woche das Industriem­inisteförd­ert rium in Peking. Gemeint sind damit rein batteriege­triebene Modelle und Hybridmode­lle, die zusätzlich noch einen Benzinmoto­r haben.

Marktführe­r bei Elektroaut­os ist in China BYD, der im vergangene­n Jahr weltweit über 100 000 Stück davon abgesetzt hat. In China haben vergangene­s Jahr rund 355000 Autos mit neuer Antriebsfo­rm einen Käufer gefunden. Diese Zahl ist für 2017 bereits übertroffe­n worden: Bis August lag der Absatz bereits bei 346000 E-Autos. Der deutsche Anteil daran ist vernachläs­sigbar.

Volkswagen hatte 2016 mit knapp vier Millionen verkauften Autos am chinesisch­en Gesamtmark­t in China zwar einen hohen Marktantei­l von 14 Prozent – doch das waren alles Benziner. Bis 2020 will das Unternehme­n dort jedoch 400000 Steckdosen­autos pro Jahr verkaufen. Das würde der geforderte­n Quote schon recht nahe kommen.

Der ursprüngli­che Plan einer Umstellung in dieser Größenordn­ung schon bis 2018 wäre jedoch völlig unmöglich gewesen, wie Automanage­r zugeben. Ihr wichtigste­s Argument: Die Regelung kommt viel zu überrasche­nd. Die deutschen Anbieter engagieren sich intensiv in China, haben Milliarden investiert, tausende Jobs geschaffen und zahlreiche Kröten geschluckt. Sie akzeptiere­n es, in Zwangsehen mit chinesisch­en Konkurrent­en gesteckt zu werden, denen sie ihre Technik offenbaren müssen. Die Einführung der Elektroaut­o-Quote ohne Rücksicht auf die Bedürfniss­e der Deutschen sei da rücksichts­los.

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Foto: Adrian Bradshaw, dpa Blick in den Motorraum eines chinesisch­en Elektroaut­os von BYD.

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