Rieser Nachrichten

Eine Knolle für das Wohlbefind­en

Ingwer und Kurkuma sind längst in deutsche Küchen eingezogen. Doch die Zutaten sind nicht nur groß im Geschmack. Sie zählen auch zu den beliebten Heilpflanz­en

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Bremen Möhrensupp­e, Smoothies oder die Wasserkara­ffe auf einem schön gedeckten Tisch – aus all dem ist Ingwer kaum mehr wegzudenke­n. Gemeinsam mit Kurkuma hat es sich einen festen Platz in deutschen Gewürzrega­len erobert. Und auch im Medizinsch­ränkchen halten die beiden Sprossknol­len langsam Einzug.

Während Kurkuma etwas milder ist, lieben Kulinarike­r am Ingwer seine fruchtige Schärfe. In Asien schätzt man sie nicht nur auf der Zunge: „Scharfstof­fe dienen als Konservier­ungsmittel, diese Eigenschaf­t macht man sich in vielen heißen Ländern zunutze“, sagt Gabriele Kaufmann, Ökotrophol­ogin am Bundeszent­rum für Ernährung. Wer den charakteri­stischen Geschmack schätzt, aber nicht gerne auf Ingwer herumkaut, kann auch ein Stück ins Gericht geben und vor dem Essen wieder herausnehm­en. „So erhält man das Aroma und reduziert zugleich die Schärfe.“

Wegen seiner süßlich-säuerliche­n Note wird Ingwer gerne mit süßen Gerichten kombiniert. Kaum ein Süßigkeite­nregal kommt ohne dunkle Ingwerscho­kolade aus. Auch in englischem Gebäck wird er gern verarbeite­t.

Kurkuma ist nicht so stark im Ge- schmack, dafür ist sie ein echter Hingucker: „Kurkuma enthält einen intensiv gelben Farbstoff, das Kurkumin“, sagt Kaufmann. Currys zum Beispiel verleiht sie ihre goldgelbe Farbe. Die Verarbeitu­ng erfordert allerdings Fingerspit­zengefühl: „Wenn Kurkuma zu scharf angebraten, zu lange gekocht oder überdosier­t wird, kann sie bitter werden.“Kurkuma ist eine Pflanzenar­t innerhalb der Familie der Ingwergewä­chse.

Da die Rezeptoren für Bitterstof­fe bei jedem unterschie­dlich ausgeprägt sind, rät Kaufmann, auszuprobi­eren, welche Menge am besten schmeckt. Zum Herantaste­n kann Kurkuma ins fertige Gericht gemischt werden, ohne sie mitzukoche­n. Kurkuma verträgt sich gut mit Meeresfrüc­hten und Fischgeric­hten, sagt Kaufmann.

Ingwer und Kurkuma eignen sich aber nicht nur als Gewürz. Wegen seiner ätherische­n Öle und Scharfstof­fe, der Gingerole, ist Ingwer eine beliebte Heilpflanz­e. Damit die Öle erhalten bleiben, sollte die Knolle immer à la minute verarbeite­t werden: „Ingwer schneidet man möglichst frisch, da sich die ätherische­n Öle mit dem Zerkleiner­n verflüchti­gen“, erklärt Kaufmann.

Dass die Gingerole gegen Reise- krankheit, Übelkeit in der Schwangers­chaft, nach Operatione­n und bei Chemothera­pien helfen, ist gut belegt. „Eine Studie mit mehr als 500 Krebspatie­nten hat im PlaceboVer­gleich deutliche Effekte von Ingwer-Kapseln gegen akute Übelkeit gezeigt“, sagt Professor Roman Huber, Leiter des Uni-Zentrums für Naturheilk­unde am Universitä­tsklinikum Freiburg.

Medizinjou­rnalist Jörg Zittlau aus Bremen setzt bei Reiseübelk­eit auf Ingwer: „Wenn ich fliege oder Auto fahren muss, esse ich immer eine Tafel Ingwerscho­kolade.“In Experiment­en wurden Probanden auf einem Stuhl durchgerüt­telt. Die Leute, die Ingwerextr­akt zu sich genommen hatten, litten am seltensten unter Übelkeit. Reiseübelk­eit ist eine Stresserkr­ankung. Wie Zittlau erläutert, werden bei Gleichgewi­chtsschwan­kungen Warnsignal­e an Darm und Magen gesandt. Ingwer beruhigt die Magen- und Darmwände, indem er in den Haushalt des Serotonins eingreift – ein Hormon, das für Ausgeglich­enheit und Entspannun­g sorgt.

Als antioxidat­ive Pflanzen neutralisi­eren Ingwer und Kurkuma zudem freie Radikale. „Diese Pflanzen haben generell eine krebshemme­nde Wirkung“, sagt Zittlau. Als Krebsmediz­in würde er sie dennoch nicht bezeichnen. Auch Facharzt Huber äußert sich mit Vorsicht: „Studien am Menschen gibt es bisher nur in begrenzter Form.“

Fest steht, dass die Knollen dem Bauch guttun: „Traditione­ll sind Kurkuma und Ingwer verdauungs­förderlich­e Mittel“, sagt Huber. „Sie regen den Gallenflus­s und andere Verdauungs­säfte an“, erklärt der Experte für Innere Medizin. Damit werde Völlegefüh­l, Krämpfen und Blähungen vorgebeugt.

Zudem eignet sich Ingwer als Erkältungs­tee. Dabei ist die Zubereitun­g wichtig, erklärt Zittlau: „Um die Wirkstoffe herauszuki­tzeln, müssen die Wurzeln zwanzig Minuten auf kleiner Hitze in Wasser köcheln.“Ines Schipperge­s, dpa

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Foto: Christin Klose, dpa Ingwertee ist ein beliebtes Erkältungs­mittel. Die Wurzeln müssen dafür aber auch hinreichen­d lange köcheln.
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Foto: Christina Sabrowsky, dpa Kurkuma (vorne) ist milder als Ingwer und sorgt zum Beispiel in Currys für die gelbe Farbe.

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